Cafe con Leche
mit
Wolfgang unseres Weges weiter. Immer nach Westen, Richtung Santiago de
Compostela.
Frisches
Wasser haben wir im Restaurant in unsere Flaschen nachgefüllt. So werden wir
unterwegs sicherlich nicht verdursten. Oft kleinere Schlucke trinken ist
besser, als auf einmal so viel, erzählt Wolfgang. Regelmäßig kleinere Schlucke bedeutet keine Muskelschmerzen, meint er. Aber ich vergesse
oft das Trinken zwischendurch.
Chris
fängt das Thema Sonnenhut wieder an. Ich solle mir doch endlich einen Hut
kaufen. Die heiße Sonne, mein blondes Haar, das sei nicht gut für meinen Kopf.
„Du
kriegst noch einen Sonnenstich!”, sagt sie.
„Ja,
ja!”, sage ich, um endlich Ruhe zu haben.
Sie
hat ja recht. Aber bei der Hitze auch noch etwas auf dem Kopf? Ich werde es mir
überlegen.
Die
Landschaft ist schön und weite Kornfelder tun sich vor uns auf. Im Hintergrund
sind die Berge zu sehen. Christine hält immer wieder an, um die Schönheit mit
der Kamera festzuhalten.
Klick
hier, Klick da. Die beiden haben ein flottes Schritttempo drauf. Mir ist das zu
schnell. Sollen sie ruhig vorgehen. Sie müssen meinetwegen nicht langsamer
werden. Die Felder liegen hinter uns und der Weg steigt stetig an. Die Erde ist
staubtrocken. Dass hier überhaupt Korn wächst, ist mir ein Wunder. Tiefe Risse
tun sich in der Erde auf und trotzdem wird der Erdboden von kleinen Rinnsalen
getränkt. Urplötzlich, am Wegesrand, kommt Wasser aus der Erde und fließt in
kleinen Gräben am Feldesrand daher.
Wunderschönes
Nordspanien
Und
so wie es aus dem Erdboden kommt, versickert es wieder spurlos. Das ist schon
ein Phänomen!
Chris
und Wolfgang sind schon weit voraus. Kein anderer Pilger ist zu sehen. Ich bin
auf weiter Flur alleine. In der Ferne erinnern mich die Berge mal wieder daran,
dass ich darüber muss. Was war ich doch zu Beginn des Pilgerns blauäugig. Ich
dachte, die Pyrenäen seien die einzigen Berge auf unserer Strecke. Nur zu
meiner geographischen Erkenntnis: Die Berge erstrecken sich bis Santiago de
Compostela!
Nicht
stöhnen! Nicht über den Weg schimpfen !, denke ich mir.
Ich muss mich immer wieder daran erinnern, genügend Wasser zu trinken. Den Arm
seitlich hinter meinen Rücken langend, ziehe ich die Wasserflasche, die ich
immer zwischen Schlafsack und Isomatte habe, damit sie angenehm kühl bleibt,
hervor. Kleine Schlucke, wichtig für die Muskulatur !, denke ich, während ich trinke. Irgendwie schaffe ich es, die Flasche, ohne den
Rucksack herunter zu nehmen, im Gehen wieder zu verstauen.
Lauf
weiter !, drängt es mich. Vielleicht noch zwei oder
zweieinhalb Stunden. An einem Rastplatz warten die beiden auf mich. Ein
rüstiges Ehepaar verweilt auch dort mit seiner älteren Tochter. Zumindest
scheint es mir so.
„Buen
camino”, rufe ich ihnen rüber, während ich zu Christine gehe. Dann lasse ich
meinen Rucksack auf eine der Bänke fallen, ziehe meine Schuhe, (die Söckchen ja
nicht zu vergessen!) aus und schon liege ich auf einer der Rastbänke und
genieße das Sonnenbad. Gaby sagte gestern scherzhaft zu mir, als ich meine
Socken auszog, du hast ja auch Pilgersöckchen! Verdutzt fragte ich sie, was
denn Pilgersöckchen seien. Schau dir deine weißen Knöchel an. Da, wo deine
Socken sitzen, ist alles weiß. Das nennen wir, Pilgersöckchen. So, so! Bei all
der täglichen Anstrengung ist mir das noch gar nicht aufgefallen. Aber, wie ich
so an mir runter schaue, sehe ich meine Pilgersöckchen, die mich weiß
anstrahlen. Daran kannst du die Pilger erkennen, sagte Gaby lachend. Aha! Ich
habe schon wieder etwas gelernt. Doch jetzt geht meine Eitelkeit mit mir durch,
denn ich möchte keine Pilgersöckchen haben. So ist jetzt Sonnenbräunung für die
Füße und Oberarme, nebst Dekolleté angesagt. Meiner Seele und meinem Körper tut
das auch gut, einfach mal in der Sonne zu dösen. So liege ich nun entspannt auf
einer Bank. Neben uns ist ein Gärtner mit seinem Freischneider lautstark
zugange. Wildgewuchertes wird vom Wegesrand entfernt. Mich stört sein lautes
Tun nicht. Hauptsache ich liege erst einmal.
Eitelkeit tut gut
Chris und Wolfgang
unterhalten sich angeregt mit dem Ehepaar. Ich liege mit geschlossenen Augen
auf der Bank und höre zu.
Aha,
die beiden heißen Margit und Theo und die von mir vermeintlich geglaubte
Tochter, ist Beate aus München, die sich während der Zugfahrt den beiden angeschlossen
hat.
Bevor
ich weiter denken kann, ertönt mein inneres Stimmchen und beginnt zu
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