Cafe con Leche
zirpen.
Ich will es abblocken, aber es redet munter drauf los.
Immer
bist du so schnell mit deinem Denken und deinen Vermutungen! Schau doch erst
einmal hin und höre zu! Dann kannst du dir ja ein Bild machen oder dir ein
Urteil bilden!
Rums!
Das hat gesessen! Es hat ja, wie so oft, mal wieder recht! Ich will aber nicht
mehr weiter denken und genieße die Sonne. Christine, die noch Baguettes,
Tomaten und Käse in ihrem Rucksack hat, bereitet eine Vesper zu. Mmh, das
schmeckt mal wieder so richtig lecker! Vom Kochen und leckere Brote zubereiten,
versteht sie etwas. Das macht sie auch gerne und ich freue mich, wenn sie manchmal
zuhause das Kochen übernimmt.
Margit,
Theo und Beate sind schon aufgebrochen. Eine halbe Stunde später sind auch wir
soweit. Den Rucksack auf den Rücken, die Schuhe wieder gut geschnürt, trete ich
die letzten Kilometer nach Nájera an. El sol verglüht am Himmel und Chris und
Wolfgang, die eh schneller sind als ich, gehen ein gutes Stück vor mir her. Ich
hieve den Rucksack auf meinen Gürtel, den ich nicht mehr missen möchte. Er ist
zum wichtigsten Utensil geworden. Die Träger ziehen nun nicht mehr so sehr an
meinen Schultern.
Lieber
Gott, ich danke dir von ganzem Herzen für meine Fantasie!
Ich
denke oft an Gott. Es sind keine langen Gebete, die ich zu ihm sende. Eher sind
es kurze Danksagungen oder auch Fragen, auf der Suche nach einem besseren
Umgang mit mir und meinen Mitmenschen.
Kein
anderer Pilger ist zu sehen. Ich höre nur meine Schritte und meinen Atem, der
unter der Last des Rucksackes keuchend ist. Das T-Shirt klebt mir am Rücken.
Schweiß tropft von den Augenbrauen auf meine Wangen. Mein Hosenbund ist von
Schweiß getränkt. Macht nichts, denke ich mir. Soweit kann das nicht mehr sein.
Bald haben wir es bestimmt geschafft.
Die
Erde ist so trocken, dass ich den Staub auf meiner
Zunge schmecke. Dann geht der Weg in eine Landstraße über und in der Ferne sehe
ich Nájera liegen. Es ist fast Abend, als ich total erschöpft den Ortseingang
erreiche. Am Ortsschild sitzt Beate neben einer Bank im Gras und jammert.
Eigentlich liegt sie mehr. Chris und Wolfgang stehen neben Margit und Theo.
„Was
ist los?”, frage ich.
„Beate
kann nicht mehr. Sie hat Wadenkrämpfe und ist fast den ganzen Weg vom Rastplatz
bis hier her gehumpelt. Sie kann keinen Schritt mehr tun”, sagt Theo.
„Nimmst
du denn kein Magnesium?”, frage ich sie. Beate schüttelt mit dem Kopf.
„Das
ist aber schon bei solchen Anstrengungen wichtig.”
Christine
holt unser Magnesium aus dem Rucksack und gibt ihr ein paar Dragees.
„Wir
fahren mit dem Taxi bis zur Herberge”, sagt Margit. Wolfgang schließt sich den
Dreien an.
„Ja,
dann alles Gute. Wir sehen uns sicherlich in der Herberge.” Dann gehen wir
weiter. In der Stadt müssen wir uns immer wieder durchfragen. Es gibt wohl
mehrere Herbergen, denn wir werden von Hü nach Hott geschickt. Ein älterer
Herr, den wir nach dem Weg fragen, nimmt sich unser an.
„Albergue
municipal”, sagt Chris ihm.
Aha,
die staatliche Herberge! Er läuft voran und winkt uns zu, ihm zu folgen. Brav
gehen wir hinter ihm her und überqueren eine Brücke, die über den breiten
Najerilla führt. Vorbei an der Altstadt und fast zum Tor hinaus, liegt zu
unserer Rechten die Albergue.
„Muchas
gracias!”, bedanken wir uns.
Endlich
gibt es eine heiße Dusche und ein Bett!
Christines
Knie schmerzt und ich bin auch erschöpft. Der Herbergsvater drückt uns den
Stempel in die Ausweise und zeigt uns die Betten. Margit, Theo und Beate, die
glücklich ist, endlich zu liegen, sind schon dort. Chris geht unter die Dusche,
derweil ich mit dem Waschprogramm beginne und als sie zu mir kommt, hängt die
Wäsche schon auf der Leine.
„Mama,
das Wasser in den Duschen ist eiskalt!”
„Was?”,
frage ich erschrocken zurück: „Eiskaltes Wasser? Ich guck mal.” So stehe ich
nun in der Dusche und warte vergebens auf warmes Wasser. Total frustriert,
verlasse ich die Duschkabine und wasche mich notdürftig mit kaltem Wasser am
Waschbecken. Ich bin ja schon ein spontaner Mensch, aber kalt duschen gehört
nicht zu meinen Vorlieben. Nachdem wir uns erfrischt haben, gehen wir in einen
kleinen Supermercado und kaufen dort zu essen ein. Als wir zurückkommen, ist
die Herbergsküche voller Pilger, sodass wir uns an einem Tisch setzen und dort
ein paar Baguettescheiben mit Aufschnitt belegen. Nach dem Abendessen geht es
in den großen Schlafsaal. Für die Altstadt, um nach Jörg
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