Café der Nacht (German Edition)
Geschäfte übernehmen, die Firma führen. Nächtelang hatte er wach gelegen und sich selbst davon zu überzeugen versucht, das Richtige zu tun. Aber er konnte es einfach nicht, selbst, wenn er gewollt hätte. All seine Gedanken waren beim Café der Nacht. All seine Gedanken waren bei Monroe.
Er sah zu, wie man seinen Vater aus dem Rollstuhl in den Kleinbus verlud, um ihn fort, in die Rehabilitationsklinik zu bringen. Der Name Meinig hatte geholfen, kurzfristig einen Platz in der exzellenten Einrichtung zu bekommen. Maxim schien erst wieder frei atmen zu können, als die Seitentür zugerollt, ein schnurrender Motor gestartet war. Für einen Moment wollte er die Hand heben, dem die Auffahrt verlassenden Bus nachwinken. Doch das hätte wohl kaum Sinn gemacht. Hilda, die einen kleinen Schritt hinter ihm stand, seufzte tief.
„Hoffentlich bekommen sie ihn wieder hin und alles wird gut.“
„Bestimmt“, erwiderte Maxim geistesabwesend. „Und jetzt nehmen Sie sich erstmal für eine Weile frei und gehen Sie nachhause zu Ihrer Familie.“
„Aber was ist mit Ihnen?“
Maxim lächelte zum ersten Mal seit Tagen. „Ich werde genau das Gleiche tun.“
* * *
„Na, dich hatten wir ja fast schon abgeschrieben!“ Donnas Haare waren unerwarteterweise blau und raspelkurz, und jemand, der sie nicht gut kannte, hätte ihre raue Begrüßung beleidigend gefunden, doch Maxim trat mit einem Lächeln an den Tresen.
„Ist auch schön, dich wieder zu sehen!“
Nun ließ sie sich doch zu einem kleinen Lächeln hinreißen. „Wie war’s daheim?“
„Nicht so berauschend“, erwiderte Maxim ausweichend. „Ist Rufus unten?“
„Hab ich vielleicht ‚ Auskunft‘ auf der Stirn stehen?“
Maxim kniff die Augen zusammen, als ob er genauer hinsehen müsste. „Nein. Da steht ‚ Vorsicht Cerberus – bitte nicht füttern!‘“ Er grinste, und machte sich schleunigst vom Acker.
Von Rufus erfuhr Maxim, dass Ariel nun mit Gloria Wallerhoven liiert war. Und nicht n ur das – er war auch von heute auf morgen aus der Ma nsarde aus- und in das schicke Loft eingezogen, das sie stets ihrem Starkünstler zur Verfügung stellte. „Ausgerechnet die Wallerhoven!“, äußerte sich Maxim entsetzt. „Warum gerade diese dumme Nuss?“
„Tja, wohin die Liebe fällt.“
„Liebe? Das ist keine Liebe, das garantiere ich dir.“
„Im Kern hatte sein Auszug sicher ganz andere Gründe“, räumte Rufus ein. „Die Sache mit Vida ... das hat ihn ziemlich getroffen.“
„Es tut mir so leid“, meinte Maxim tonlos.
Rufus schenkte ihm noch etwas Wein nach. „Jetzt fühl dich bloß nicht wieder schuldig“, empfahl er ihm eindringlich. „Das musste irgendwann geschehen. Wenn du mich fragst, Ariel braucht keine halb-imaginäre Freundin, sondern eine handfeste Therapie.“
Maxim wackelte unbehaglich mit der Nase. „Glaubst du denn, die Wallerhoven wird ihn dazu bewegen?“
„Den Teufel wird sie tun. Die würden ihren Goldesel doch erst mal in die Klapse stecken.“
„Rufus, jetzt wirst du gemein.“
„Andererseits, vielleicht ließe sich das gut vermarkten. Der gequälte Künstler. Funktioniert bei Van Gogh und Konsorten doch ganz prima.“
„Ganz toll. Van Gogh ist tot.“ Maxim sah seinen Freund kopfschüttelnd an. „Sag mal, wie bist du denn drauf?“
Rufus zuckte die Achseln, und Maxim meinte, unterdrückte Wut in seinen Augen zu erkennen. „Tut mir leid, Kleiner. Aber hier fällt einfach alles auseinander. Erst geht Nona weg, Kiki wird krank, jetzt die Sache mit Ariel und Monroe und dann noch diese ganzen Schickimicki-Idioten, die sich neuerdings im Café herumtreiben. Die vertreiben uns langsam die ganze Stammkundschaft.“
„Apropos Monroe“, stellte Maxim die Frage, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte, „Gibt es was Neues?“
„Nein. Ist nicht wieder aufgetaucht.“
Die tiefe Enttäuschung stand Maxim ins Gesicht geschrieben. „Aber ... wo könnte er nur sein?“
Der andere lachte. „Du wirst ihn doch wohl nicht suchen wollen?“
„Wieso nicht? Schließlich bin ich schuld, dass er weg ist!“
Rufus sah ihn an wie ein Vater das Kind, das noch nicht versteht. „Daran hast du so wenig Schuld wie die Zitrone daran, dass sie gelb ist, glaub mir.“
„Woher weißt du eigentlich so viel über ihn?“, erkundigte sich Maxim. Diese Frage hatte er schon lange stellen wollen.
„Na, von Dela.“
„Und wie kommt sie dazu?“
Rufus blickte ihn schmunzelnd an. „Hast du dir die beiden mal
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