Café der Nacht (German Edition)
Monroe runzelte die Stirn. „Wie das?“
Maxim war sprachlos. „Aber die Sache mit ...“
„Klappe.“ Monroe ließ nicht zu, dass er Vidas Namen aussprach. „Das ist vorbei. Nur jetzt zählt.“
„Das kommt ganz auf das Jetzt an.“ Maxims Wangen waren gerötet vor Freude und einer seltsamen Verlegenheit. Sein Herz klopfte bis zum Hals, als Monroe ihn verschmitzt ansah und näher trat. Maxim räusperte sich. „Ich wollte nie etwas von ihr , falls du das dachtest.“
„Nein?“
„Nein.“
Monroe nickte, ein kleines, erstauntes Lächeln auf den Lippen, und sah ihn für einen langen Moment seltsam an. „Gut, zu wissen“, meinte er leise. Damit drehte er sich herum und verließ den Raum, um in seinem eigenen Zimmer zu verschwinden.
* * *
Nachdem Monroe gegangen war, fühlte Maxim sich so beschwingt, als wäre er beschwipst. Er war ganz aufgeregt. I rgendetwas war da eben vor sich gegangen zwischen ihnen. Etwas war anders gewesen an der Art, wie Monroe ihn angesehen hatte. Sei n ganzer Körper schien zu prickeln. Er wusste überhaupt nicht, wohin mit seiner Energie. Am liebsten wäre er jubelnd durchs Haus gerannt, doch das erschien ihm dann doch etwas unpassend zu sein. Schließlich hielt Maxim es nicht mehr in seinem Zimmer aus und machte sich auf die Suche nach Dela und den anderen, um ihnen die Kunde von Monroes Rückkehr zu bringen. Dela erhob sich sofort von ihrem Schreibtisch und eilte hinauf in den zweiten Stock, während Rufus Maxim mit einer Mischung aus Amüsement und Sorge betrachtete. „Du könntest wenigstens versuchen, nicht ganz so glücklich auszusehen.“
„Das tue ich doch schon!“
„Was zur Hölle hat er mit dir angestellt?“
Maxim zuckte nur grinsend die Achseln. „Gar nichts.“ Doch er bekam weder das Strahlen aus seinen Augen noch das Leuchten von seinem Gesicht. „Ich glaube, jetzt, wo er wieder da ist, wird alles gut.“
Rufus nickte unbeeindruckt. „Genieß das Gefühl, solange es dauert, mein Freund.“
* * *
Dela musste sich beherrschen, um nicht zu sehr wie die aufgeregte Glucke zu wirken, die sie eigentlich war. Sie küsste ihren Neffen nochmals auf die Stirn und blickte in sein hübsches Gesicht. Er sah Lola zwar ähnlich, doch er hatte die Augen und die Knochenstruktur seines Vaters. Sein Vater war ein schöner Mann, doch so verbittert. Sie hätte viel gegeben, wenn sie die beiden miteinander hätte versöhnen können.
Dean trat ans Fenster. „Wo ist Ariel?“
Delas Freude fiel augenblicklich zusammen wie ein Kartenhaus. „Er ist zu Gloria gezogen.“
„Was? Hat er sie nicht alle?“
„Liebes, versprich mir eins. Misch dich da nicht ein. Lass ihn gehen. Er braucht jetzt Abstand zu uns. Zu dir.“
Ihr Neffe starrte sie zornig an, die Augen funkelnd. „Ich soll ihn dieser Schlange überlassen? Die wird ihn melken, bis nichts mehr von ihm übrig ist!“
„Er ist erwachsen, Tintin.“
„Ist er das?“ Dean trat einen Schritt auf sie zu. „Was weißt du eigentlich über seine Adoptiveltern?“
„Nicht viel“, musste sie gestehen. „Ich glaube, es ist ihm unangenehm, mit mir über sie zu reden. Er will mich nicht verletzen.“
„Das würde er auch.“
„Wie meinst du das?“
Dean schwieg kurz, als ob er nicht sicher wäre, ob er es erzählen sollte. „Die haben ihm alles in den Hintern geblasen, was man mit Geld kaufen kann. Aber das war’s auch schon“, meinte er schließlich.
Dela sah ihn bestürzt an. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Du und ich, wir kommen klar. Alleine sind wir am besten. Er nicht. Er hat sich ein Gefängnis aus Einsamkeit gesponnen, und da kann er nicht mehr raus.“
Sie nickte traurig und wusste, dass es die Wahrheit war.
„Er hatte Kindermädchen. Die Van Dravens ließen ihn kaum aus dem Haus, aus Angst, er könnte entführt werden. Er wurde völlig abgeschottet. Überall nur Angst und Sorge. Er durfte fast gar nichts, was normale Kinder tun.“
„Mein Gott.“ Dela war, als ob alle Kraft aus ihr verschwand. „Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?“ Als er schwieg, verstand sie. „Du wolltest nicht, dass ich mir Vorwürfe mache.“ Sie lächelte müde. „Ach, Tintin. Ich habe mir immer Vorwürfe gemacht. Schon seit dem Tag, als ich ihn weggab.“
„Hör auf damit. Bereue nichts.“
Dela musste lächeln. Das hatte Lola immer gesagt. Sie streckte die Hand nach ihm aus. „Komm her zu mir.“ Er tat es, und sie nahm ihn bei den Armen, betrachtete sein Gesicht.
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