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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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Hilflos sah Maxim ihm nach, wie er die Treppe hinunter seinem Blick entschwand.

Die dunkle Mansarde
     
    Es war drei Tage darauf, als Gloria Wallerhoven bei Dela anrief und sie alarmiert fragte, ob sie wisse, wo Ariel sei. Er sei die Nacht nicht nachhause gekommen. Dela konnte ihr nicht weiterhelfen, teilte aber sofort ihre Sorge. Sie holte alle aus der Pension in ihr Büro und bat sie um Mithilfe.
    „Gloria hat bereits alles versucht, ihn in ihrem Bekanntenkreis zu finden. Weiß einer von euch, wo er sein könnte? Er war am Samstag bei mir. Hat ihn danach noch jemand gesehen, zu dem er vielleicht etwas gesagt hat?“
    Beunruhigt tauschten die Künstler Blicke, Schultern wurden gezuckt. Es war früher Abend. Rufus, Maxim, Donna, Merlyn und das Kätzchen waren anwesend.
    „Ich bin ihm Samstag noch begegnet“, meldete sich Maxim schließlich unbehaglich. „Ich glaube, es ging ihm gar nicht gut.“
    Dela nickte. Sie sah sehr blass aus. „Es ist kein Geheimnis. Mein Sohn ist schon seit einiger Zeit schwer depressiv. Ich brauche euch nicht zu sagen, dass ich mir allergrößte ...“ Sie brach ab und atmete tief durch.
    „Dela ...“ Das Kätzchen trat zu ihr und legte ihr ungewöhnlich sanft die Hand auf die Schulter. „Natürlich helfen wir dir suchen.“ Sie wandte sich an die anderen, die betreten herumstanden. „Na los, ihr! Wo könnte er denn stecken? Wer sind seine Freunde? Jemand muss doch etwas wissen.“
    Rufus nickte. „Ich werde unten im Gewölbe herumfragen. Merlyn, du kannst mir helfen. Donna, wieso gehst du nicht in die leerstehende Fabrik, da, wo seine Ausstellung war? Maxim, du suchst Monroe. Und du, Kätzchen ...“
    Doch Donna war beunruhigt an Delas Schreibtisch getreten. „Das hatte ich ganz vergessen. Ich habe Ariel gestern Abend hier gesehen. Er ging die Treppe rauf, ich dachte, er wollte zu dir.“
    „Die Mansarde“, sagte Maxim, dem plötzlich eiskalt war vor Angst. Das Kätzchen lief bereits los, Rufus, Dela und Donna folgten. Merlyn stand noch unentschlossen herum, als auch Maxim den Raum verließ. Er wollte sich beeilen, doch eine schreckliche Vorahnung lähmte seine Schritte. Er hörte den entsetzten Schrei des Kätzchens, als er die zweite Etage erreichte. Der Schrei gellte durch das Haus, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Die Zeit stand still.
     
    In der Mansarde war es totenstill, als Maxim eintrat. Dela hatte sich abgewandt und lehnte an Rufus’ Brust. Das Kätzchen zitterte am ganzen Körper. Ihr liefen Tränen über die Wangen. Donna stand einfach da, die Hand vor dem Mund, und starrte, als könnte sie nicht anders, den Leichnam an, der an einem Seil vom mittleren Deckenbalken baumelte. Das Holz knarrte leicht vom Schwanken des sich in der Zugluft leise drehenden Seils.
     
    * * *
     
    Maxim stand mitten in der Nacht tränenüberströmt in Monroes Türrahmen, ohne genau zu wissen, wie er dort hingekommen war. Es brannte kein Licht, er konnte den anderen nur schemenhaft erkennen.
    „Hey“, sagte Monroe leise und ließ ihn an sich vorbei ins Zimmer treten.
    „Ich ...“, schniefte Maxim, und versuchte sich die Tränen von den rot geweinten Augen zu wischen. Er zitterte am ganzen Körper. „Ich weiß nicht, wie ich ... Das ist alles meine ...“
    „Sei still.“ Monroe zog ihn heran und umarmte ihn fest. Maxim klammerte sich instinktiv an ihn, sein Körper so warm und er selbst innerlich wie gefroren vor Schock und Schmerz. Monroe lehnte seinen Kopf an Maxims, seine Stimme seltsam rau, fast brüchig. „Sag das nicht. Und denk es niemals wieder.“
    Mit sanftem Druck führte er Maxim zur Matratze und bedeutete ihm, sich hinzulegen. Ganz taub vor Schmerz folgte Maxim, erst ruhiger werdend, als Monroe sich zu ihm legte und die Decke über sie beide breitete.
    „Ist gut, Narrenengel“, raunte er leise, dicht an Maxims Ohr. Sein warmer Körper ganz nah. „Auch das wird vorübergehen.“
    Maxim biss sich auf die Lippen, um eisern ein Schluchzen zu unterdrücken. Er wollte nicht so schwach sein, nicht vor Monroe. Doch den schien das alles nicht zu stören. Er legte den Arm um Maxim und zog ihn noch ein wenig enger an sich.
    „Schlaf jetzt, Max.“
    Maxim nickte nur, unfähig, zu sprechen. Er starrte mit tränenverschleiertem Blick in die Dunkelheit des Zimmers und fühlte, wie von Zauberhand oder durch Monroes angenehme Körperwärme allmählich die eisige Taubheit aus seinem Inneren wich. Er lauschte den tiefen, gleichmäßigen Atemzügen des anderen, wie Wellen,

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