Café der Nacht (German Edition)
Schritt zurück. „Ich wünsch dir alles Gute in New York. Und immer. Toi, toi, toi.“
„Dir auch.“
„Vergiss mich nicht zu schnell“, meinte Maxim mit kleinem Lächeln.
Monroe schüttelte den Kopf. „Max, wenn du glaubst, dass du mir so unwichtig bist, bist du ein Idiot.“
Er trat näher, so nah, dass Maxims Herz zu flattern begann. Monroe sah ihm in die Augen, zögerte noch eine Sekunde, zog Maxim dann plötzlich entschlossen zu sich heran, und küsste ihn. Maxim verschlug es den Atem. In seinen Lippen pochte die Hitze des Kusses, weich, warm, so unendlich hingebungsvoll, mehr sagend, als Worte je vermocht hätten. Er grub seine Finger in Monroes Rücken, in sein Haar. Alles versank in der Intensität des Kusses. Monroe hielt ihn ganz fest, als hätte er nicht vor, ihn je wieder loszulassen. Doch er tat es, viel zu bald. Maxim sah ihn an, noch ganz benommen. Er war für einen Moment lang sprachlos, willenlos. Seltsam wackelig auf den Beinen.
Monroe lächelte, wie noch nie. Er sah friedlich aus für einen Moment. Und traurig. Noch nie war er Maxim so schön erschienen. Leise Wehmut und unverkennbare Zärtlichkeit lagen in den grünen Augen.
„Geh nicht.“ Maxims Stimme klang seltsam rau.
„Max ...“
„Bleib bei mir.“
„Mach’s nicht noch schwerer.“
Nun schossen ihm doch die Tränen in die Augen. „Das will ich aber.“
Monroe lächelte auf diese spezielle Art, die nur Maxim allein zu gehören schien. Er küsste ihn nochmals, sanft. Maxims Herz krampfte sich zusammen, als er den Kuss ebenso weich erwiderte.
„Lass mich das für dich tun“, meinte Monroe leise. „Leb dein eigenes Leben, anstatt meins mit.“
„Genau das ist es, was ich will.“
„Willst du nicht. Glaub mir.“
Maxim verstand nicht, wie er so etwas sagen konnte.
Monroe sah ihn an. „Wir sehen uns wieder.“
„Ist das ein Versprechen?“
Monroe grinste. „Eher so was, wie eine Drohung.“ Er zwinkerte ihm zu und trat langsam zurück. A us dem Türrahmen, hinaus auf den Gang. Unten warteten die anderen, das obligatorische Abschiedskomitee. Aber da musste er wohl durch, dachte Maxim, nicht ohne leise Genugtuung. Sein Herz schmerzte, als wollte es sich zwingen, aufzuhören, zu schlagen, um diesen Moment nicht ertragen zu müssen. „Mach’s gut, Löwenherz.“
Monroe nickte lächelnd. „Pass auf dich auf, Narrenengel.“ Er sah ihn noch für einen Augenblick lang an. Dann drehte er sich um und verschwand aus seinem Blickfeld.
Maxim hörte ihn flotten Schrittes die Treppe hinunterlaufen. Er spürte noch immer diesen unglaublichen Kuss. Seine Nähe, seine alles einnehmende Gegenwart. Und einen Schmerz, der wusste, dass er nie verklingen würde. Alle Gedanken verweht. Er lauschte nur, hörte die Stimmen unten, ohne verstehen zu können, was sie sagten. Dann fiel die Haustür zu. Laut und endgültig. Vorbei.
* * *
Dela wartete ein paar Tage nach Monroes Weggang, bevor sie die verbliebenen fünf Pensionsbewohner um sich versammelte. In Maxims Magengrube tobte ein ziemlich ungutes Gefühl, als sie sich brav auf den verschiedenen Sitzgelegenheiten im Wohnzimmer verteilten. Dela sah jeden ihrer Schützlinge an. „Ihr ahnt vielleicht schon, was ich euch sagen will.“
Maxim wollte aufstehen und am liebsten sofort aus dem Zimmer gehen. Doch so wie seine Mitbewohner, die unbehagliche Blicke tauschten, blieb er regungslos sitzen.
„Ich werde zum dreißigsten das Café der Nacht schließen.“
Ein leises Gemurmel lief durch die Runde, schockiert und entsetzt. Merlyn, der neben Maxim saß, sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Das Kätzchen stierte auf ihre pink lackierten Fingernägel. Donna starrte Dela fassungslos an. Nur Fidelikus wirkte gefasst und wenig überrascht.
„Ich weiß, wie schlimm das für manche von euch ist, glaubt mir, das ist mir bewusst. Ich habe versucht, für euch weiterzumachen. Aber die Wahrheit ist, dass ich es nicht kann.“ Dela sah ihre Lieben an. „Es tut mir schrecklich leid.“
„Nein“, meldete sich Merlyn leise. „Das muss es nicht. Wir stehen in deiner Schuld für alles, was du für uns getan hast.“ Zustimmendes Gemurmel folgte.
„Ich werde euch gerne helfen, anderswo u nterzukommen . Ihr könnt auch gerne noch länger bleiben. Doch ich reise am Ersten ab.“
Nach der Besprechung versammelten sich die Pensionsbewohner allesamt in ihrer kleinen Küche, als hätten sie es verabredet. Mit betretenen Mienen saßen sie eine Weile in tiefem
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