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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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nach der nächsten Vorstellung, nach der eigenen, besonderen Wirklichkeit auf den Brettern, die zumindest für sie, tatsächlich die Welt bedeuteten.
     
    * * *
     
    „Also?“, sagte Maxim und setzte sich auf der Couch, auf der sie lümmelten, im nachmittäglich leeren Kellergewölbe auf. „Jetzt bist du mal dran.“
    Monroe verzog unwillig das Gesicht. „Das ist doch blöd.“
    „Gar nicht. So schön ich es finde, über Kunst zu diskutieren, ab und an würde ich auch gerne mal wieder was Privates von dir hören.“
    „Warum zum Teufel ist euch das allen so wichtig?“
    „Heh“, protestierte Maxim. „Damit wir das klarstellen: Ich bin nicht ‚alle‘. Und ich bin für dich auch nicht wie alle, hoffe ich.“
    „Das ist wahr.“ Monroe grinste. „Du bist mindestens doppelt so nervig.“ Maxim knuffte ihn und er lachte. „Max, ich bin echt nicht gut in solchen Sachen, das sollte dir mittlerweile klar sein.“
    „Schon klar“, sagte Maxim in komischer Verzweiflung. „Du hast recht, man könnte ebenso gut mit einer Wand reden.“
    „Nur ist eine Wand nicht so eloquent und so verdammt gutaussehend.“
    Wieder wollte Maxim ihn knuffen, aber Monroe fing seine Hand ab und umfing sie mit seiner. Sie grinsten. Wie immer, wenn er ihn berührte, musste Maxim schwer an sich halten, um sich nicht zu verraten vor lauter Verlegenheit. Er räusperte sich nervös und Monroe ließ ihn los.
    „Kannst du Lola verzeihen?“, fragte Maxim unversehens nach einer Weile einträchtigen Schweigens.
    Es dauerte einen Moment, bis Monroe etwas erwiderte. „Kannst du deiner Alten verzeihen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Monroe nickte. „Ich glaube nicht, dass das wirklich eine Rolle spielt.“
    „Ich schon. Ich habe ziemlich lange geglaubt, es sei meine Schuld gewesen. Weil ich sie nicht beschützen konnte.“
    Monroe schwieg, einen düsteren Ausdruck in seinen Augen. Maxim seufzte leicht. „ Ich habe mich schon seit Wochen nicht erkundigt, wie es meinem Vater geht.“
    „Interessiert dich das denn?“
    „Das sollte es wohl.“
    „Max!“ Monroe rollte die Augen. „Du tust nur so, als ob dich der alte Bastard kümmern würde, um vor dieser Hilda gut dazustehen.“
    „Gar nicht. Ich meine, er ist immerhin mein Vater.“
    „Und? Er hat dir ein paar seiner Gene vererbt, was schuldest du ihm sonst schon?“
    „Na ja. Gegen Gene ist prinzipiell ja nichts einzuwenden. Solange das nicht heißt, dass ich so werden muss, wie er.“
    Monroe lächelte. „Das halte ich für keine unmittelbare Gefahr.“
    Wieder schwiegen sie eine Weile. Maxim fühlte sich unendlich wohl in seiner Nähe, auch wenn jedes Mal seine Hände schwitzten und es in seinem Bauch kribbelte, wie verrückt.
    „Na schön, du bist erlöst. Genug Privates für heute.“
    „Halleluja.“
    „Bin ich heute als Erster dran?“
    Monroe nickte. Es war ihr kleines Spiel, sich gegenseitig philosophische Fragen zu stellen, und sich dann darüber zu kabbeln. Der Verdacht war nicht ganz von der Hand zu weisen, dass sie das Ganze nur um des wunderbaren Kabbelns willen taten. Maxim dachte für einen Moment lang angestrengt nach. „Was ist das Wichtigste im Leben?“, stellte er dann die Frage in den Raum.
    „Freiheit.“
    „Man selbst zu sein“, setzte Maxim entgegen.
    „Das ist das Gleiche.“
    „Ist es nicht.“
    „Ohne Freiheit kann man nicht man selbst sein“, warf Monroe ein.
    „Umgekehrt. Wenn man man selbst ist, ist man frei.“
    „Dann sei mal du selbst in einem faschistischen System“, bemerkte Monroe lakonisch.
    „Musst du immer recht haben?“
    „Klar.“
    „Du bist blöd.“
    „Dito.“
    Maxim sah versonnen an ihm vorbei. „Aber Freiheit ist einsam.“
    „Freiheit ist das Einzige, was zählt. Eher würde ich mir eigenhändig einen Finger abhacken, als sie zu verlieren.“
    „Du würdest dir einen Finger abkacken? Du bist ja verrückt.“ Maxim sah ihn halb lachend, halb entgeistert an.
    Monroe jedoch schien es ernst zu meinen. „Ich würde noch viel mehr tun, wenn es nötig wäre.“
    Maxim grinste und tippte auf Monroes rechte Hand. „Welchen denn?“ Er zeigte auf den Mittelfinger. „Den hier?“
    „Niemals. Der wird gebraucht.“
    „Wie wär’s mit dem Ringfinger? Das wäre doch poetisch. So voller Aussagekraft.“
    Monroe lachte. „Sehr gut. Der soll es sein.“
    „Du spinnst.“
    „Zum Glück.“ Seine Augen jedoch waren ernst, als er Maxim wieder ansah. „Irgendwann werden wir beide frei sein, du und ich. Irgendwann ist der

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