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Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
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sah sich im vollen Gewölbe um und seufzte wohlig. „So müsste es für immer bleiben. Ganz genau so.“
     
    * * *
     
    Ariel kam Dela am frühen Samstagvormittag besuchen, da er wusste, dass es unwahrscheinlich war, um diese Tageszeit auf einen der anderen Hausbewohner zu stoßen. Wie jedes Mal seit geraumer Zeit hatte er sich eisern zwingen müssen, das Haus zu verlassen, hinaus in die Welt, wo Menschen waren, auch wenn er kaum zwei Meter auf dem Bürgersteig zurücklegen musste, um das wartende Taxi zu erreichen. Er fühlte sich müde und kraftlos. Die Sonne schien, innerlich war es dunkel.
    Dela umarmte ihn herzlich zur Begrüßung und ihre Berührung tat gut. Glorias Hände waren kalt, kalt wie ihr leeres Herz. Er empfand nichts für die Galeristin, so wie er kaum je etwas für die Frauen in seinem Leben zu empfinden vermocht hatte. Dela jedoch wollte er lieben, und manchmal empfand er tatsächlich Liebe für sie, wenn er bei ihr war. Dela umgaben Wärme und Zuversicht wie ein Strahlenkranz. Er hätte gerne wieder im Café der Nacht gewohnt. Doch es schmerzte zu sehr, an Vidas leerem Zimmer vorüberzugehen, zu vermissen. Zu wissen, dass er niemals wieder so empfinden können würde, so voller Leben und Zukunft sein. Er fühlte sich wie eine seelenlose Hülle in mancher Nacht, in der er auf die glitzernde Stadt hinunterblickte. Die Verzweiflung kauerte in seinem Herzen und biss bei jeder sich bietenden Gelegenheit tief in sein Fleisch. Schmerzendes Herz, gefrorene Magengrube, die Tage flossen teilnahmslos dahin. Er hatte seit Wochen keinen Pinsel in die Hand genommen und allmählich nicht mehr die Kraft, überhaupt ans Malen zu denken. Die Attacken kamen abgeschwächt aber gehäuft, manchmal mehrere Tage hintereinander. Vor ihm war Dunkelheit, dahinter das Nichts.
    „Liebes, kann ich dich wirklich nicht überreden, ein paar Tage zu bleiben? Du fehlst uns allen so sehr.“ Dela blickte ihn zärtlich an, die Augen einer Mutter.
    Er fuhr sich müde über das Gesicht. „Es tut mir leid. Ich kann einfach nicht.“
    „Schon gut. Ich verstehe das.“ Sie lächelte. „Noch Tee?“
    „Danke.“ Er ließ sich einschenken und beobachtete abwesend den feinen, heißen Dampf, der sich in die Luft spiralte. Sein Frühstücksteller war noch unberührt. Er war nicht sicher, wann er zuletzt Appetit verspürt hatte. Die Tabletten, die er auf Glorias Drängen seit drei Wochen wieder nahm, zeigten noch keinerlei Wirkung, außer, dass sie ihn so müde machten, dass er kaum mehr an etwas anderes denken konnte, als an Schlaf. Er fühlte sich, wie durch eine Dämmschicht aus Watte von seiner Umgebung getrennt. Gloria kontrollierte alles, wie ein seelenloser Wächter, der einen Schatz bewacht.
    „Du kannst ja kaum die Augen offen halten, mein Schatz. Komm, leg dich ein bisschen auf die Couch. Ruh dich aus.“ Ariel war nicht in der Lage, sich diesem Angebot zu widersetzen. Kaum, dass er sich hingelegt hatte, fühlte er sich von Müdigkeit übermannt. Er spürte noch, wie Dela fürsorglich eine Decke über ihn breitete, dann schlief er ein.
     
    * * *
     
    „Ariel.“ Maxim blieb abrupt auf der Treppe stehen, als ihm am Nachmittag Delas Sohn von oben entgegenkam. Er hatte ihn in all der Zeit seit Vidas Verschwinden nicht gesehen. Weiches Licht fiel ins Treppenhaus. Luftpartikel tanzten glitzernd darin. Der Maler war ebenfalls stehen geblieben und sah ihn ausdruckslos an. Er sah furchtbar aus. Blass wie ein Geist, dunkle Ringe unter den eigentlich so hübschen blauen Augen, die trüb wirkten. „Wie geht es dir?“
    Es dauerte einen unbehaglich langen Moment, bis Ariel reagierte. „Gut“, sagte er leise.
    „Oh. Das ist schön, zu hören.“ Maxim runzelte die Stirn. „Ist ja lange her. Was gibt es Neues bei dir?“
    Sein Gegenüber zuckte lediglich die Schultern, der Anflug eines entschuldigenden Lächelns auf den Lippen. „Leider muss ich gehen.“
    „Klar. Ich will dich nicht aufhalten.“ Schon ging Ariel langsam an ihm vorbei. „Ariel – warte.“ Maxims Herz klopfte heftig. Ihm war seltsam schlecht, als der Maler sich umwandte und ihn ansah. Da war eine solche Traurigkeit in seinen Augen. „Es tut mir so leid. Das mit Vida. Wenn ich nur wüsste, wie ich es wieder gutmachen kann ...“
    Ariel betrachtete ihn mit leerem Blick. „Würdest du dich dann besser fühlen?“
    Maxim schluckte schwer und wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Ariel lächelte leicht, seltsam, nickte ihm vage zu und wandte sich endgültig um.

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