Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Café der Nacht (German Edition)

Café der Nacht (German Edition)

Titel: Café der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Julieva
Vom Netzwerk:
harsch angegriffen zu werden. Ausgerechnet von ihm. Maxim wollte nichts mehr, als unsichtbar sein.
    „Wie würdest du dich fühlen, wenn du niemanden gehabt hättest, der für dich da war und dich ermutigt hat?“, übernahm Merlyn empört seine Verteidigung.
    Monroe schnaubte ein kaltes Lachen. „Wer hat schon so jemanden?“
    „Du hast uns.“
    „Und er etwa nicht?“, schoss Monroe zurück.
    „Es reicht.“ Delas Stimme war ruhig, aber bestimmt. Zu Maxims unendlicher Erleichterung hatte sie eine einschlägige Wirkung. Sowohl Merlyn als auch Monroe schwiegen sofort.
    Sie strich Maxim über den Arm und erhob sich. „Komm, Maxim. Es ist spät geworden.“
    Er nickte dankbar, gerettet. Er war wirklich müde. Sein Herz war taub. Er sah ihn nicht an, doch er fühlte Monroes erbarmungslosen Blick auf sich.
    Merlyns Lächeln war betont fröhlich und aufmunternd. „Schlaf gut, Maxim.“
    „Gute Nacht, ihr Lieben.“ Dela legte ihre Hand auf Maxims Rücken und sie wandten sich um. Kaum waren sie halbwegs außer Reichweite, begann Merlyn tuschelnd auf Monroe einzureden.
    „Du kannst mich mal“, zischte der vernehmlich.
    Maxim schloss kurz die Augen, froh, das Gewölbe verlassen zu können. Oben im Hausflur knarrten die alten, ausgetretenen Dielen leise unter ihrem Tritt, als sie die Treppe hinaufstiegen.
    „Du musst dich vor Dean nicht rechtfertigen oder ihm etwas beweisen, Maxim“, bemerkte Dela schließlich. Maxim fühlte sich nicht selbstsicher genug, um etwas zu erwidern.
    „Menschen wie er sind selten und besonders. Sie sind radikal, sie stürmen voraus. Man kann mit ihnen nicht Schritt halten. Sie leiden unter dem Ekel, den sie vor den Widrigkeiten der Gesellschaft empfinden, weil sie weiterblicken, als andere.“
    Maxim schwieg.
    „Ich glaube nicht, dass er dich beleidigen wollte.“
    Sie waren in der ersten Etage, in Delas Stockwerk angelangt. Sie sah ihn warm an. „Er sieht dich nicht als einen Niemand, Maxim, das weiß ich. Er schätzt dich.“
    Überrascht sah Maxim auf und runzelte die Stirn. „Er hat ja eine seltsame Art, das zu zeigen“, bemerkte er leise.
    Sie lächelte weich. „Er denkt, dass du dich nicht bewegst. Dass du festhältst an etwas, das dich hindert, dein Leben zu leben.“
    „Das hat er dir gesagt?“
    „Nein. Das hat er dir gesagt, Maxim. Gerade eben.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Gute Nacht, süßer Prinz.“
    Maxim musste lächeln. „Gute Nacht, Dela.“
    Er blieb stehen, bis sie in ihrem Zimmer verschwunden war, dann stieg er weiter die dunkler werdenden Stufen im schlummernden Haus hinauf. Die Glühbirne in Pensionsflur war seit Tagen kaputt. Die Nacht verfremdete die vertraute Welt.
    Er atmete tief durch, als er seine Zimmertür hinter sich schloss. Vielleicht hatte Dela recht. So sehr Monroes harte Worte geschmerzt hatten, vielleicht hatte er sie hören müssen. Er hatte knallhart ausgesprochen, was Vidas Feingefühl nicht erlaubte. Und doch war es Vida gewesen, durch die Monroe überhaupt gewusst hatte, was vorging in Maxim.
    Es war wohl an der Zeit, aufzuwachen. Sein Dasein im Café der Nacht nicht länger an sich vorbeiziehen zu lassen. Wirklich anzukommen in der Welt. Die Leidenschaft, nach der Maxim sich sehnte, Monroe hatte davon fast mehr, als man ertragen konnte. Er musste immer mit dem Kopf durch die Wand, und erstaunlicherweise schien tatsächlich keine Wand diesem Dickschädel gewachsen zu sein. Maxim dagegen stand verlegen in der Ecke und schaute dabei zu, wie die Menschen um ihn herum im Kleinen große Taten und im Großen kleine Taten vollbrachten. Monroe hatte leicht reden. Ihm hörten die Leute zu, er wurde überall geliebt und bewundert. Maxim schien kaum jemand wirklich zu beachten. Doch vielleicht war er daran wirklich selbst nicht unschuldig. Er fragte sich erstmals seit seiner Flucht aus der Villa ernsthaft, was genau er eigentlich hier tat und wie lange er noch bleiben wollte.

Höllenfeuer
     
    „Wohin fahren wir, Vida?“, erkundigte sich Maxim neugierig, als sie aus dem Café der Nacht traten und zum im Schatten der Kastanie wartenden Taxi hinübergingen. Sie erwiderte nichts, sondern lächelte nur in sich hinein, bis sie eingestiegen waren und der Fahrer sich nach ihnen umsah.
    „Nach Bogenhausen bitte“, gab sie Anweisung und sah Maxim an. „Er gibt Ihnen die genaue Adresse.“
    Erst einmal tat Maxim gar nichts, außer Vida ziemlich überrumpelt anzustarren. Dann nannte er zögernd den Namen der Straße, in der das Elternhaus seiner Mutter

Weitere Kostenlose Bücher