Café der Nacht (German Edition)
hier ab. Schon gar nicht du.“
Monroes schwacher Körper bebte kurz, wie durch ein lautloses Lachen. Dann zuckte er unvermittelt zusammen. Ein gepeinigter Ausdruck huschte über sein bleiches Gesicht, die Augen ins Nichts gerichtet. Er verfiel leise in seine Muttersprache. „Lola ... no. I said never again ... No, go away. Get the hell away from me ...“
„Lola?“ Maxim warf Rufus einen fragenden Blick zu, doch der schüttelte den Kopf, obwohl er genau zu wissen schien, um wen es ging.
„Später.“ Er ließ sich geschickt hinter Monroe auf die Matratze gleiten, griff ihn unter die Achseln und hievte ihn in eine aufrechtere Position, sodass er nun halb auf Rufus’ Oberkörper lag. Plötzlich wieder völlig schlaff und lethargisch schien Monroe nicht wirklich mitzukriegen, was vor sich ging. Vermutlich war das besser so, denn Maxim hatte ein ziemlich ungutes Gefühl bei der Sache.
Rufus blickte ihn an und wies auf Monroes Handgelenke. „Halt ihn fest.“ Seine angenehme Stimme duldete keinen Widerspruch.
Maxim starrte Rufus kurz an und zögerte einen Moment. Der andere nickte auffordernd, um seine Anweisung nochmals zu bekräftigen, und er griff zu, obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte, so hart vorzugehen. Die grünen Augen schienen ihn zu fixieren und gleichzeitig durch ihn hindurch zu blicken, doch Monroe ließ ihn gewähren.
Rufus öffnete die geheimnisvolle Flasche, griff Monroe im Nacken, schob ihm den Flaschenhals in den Mund und schüttete ihm etwas von dem übel riechenden Zeug in den Rachen. Selbst für Maxim sah das ziemlich grob und schmerzhaft aus, deshalb war er auf die prompte Gegenwehr gefasst, bei der Monroe erstaunliche Kräfte entwickelte. Er spuckte das Meiste wieder aus. Nicht wenig von dem ekelhaften Gebräu landete auf Maxims T-Shirt. Aber irgendwie bekamen sie doch noch etwas Flüssigkeit in Monroe hinein. Zwar fluchte er anschließend wie ein halb besinnungsloses Rumpelstilzchen, doch Rufus strich ihm mit leichtem Lächeln übers Haar. „Ja, ich weiß, mein Großer. Aber da musst du jetzt durch.“
Dass das tatsächlich erst die Spitze des Eisbergs gewesen war, sollte Maxim wenige Minuten später zu seinem völligen Entsetzen miterleben. Er ahnte ja nicht, was für ein Höllengebräu sie Monroe da eingeflößt hatten. Erst fing sein Körper an, leicht zu zittern. Der Schüttelfrost steigerte sich in Bauchkrämpfe, er wand sich, atmete in qualvollen, keuchenden Stößen. Wieder musste Maxim auf Rufus’ Anweisung seine Handgelenke festhalten, damit er sich nicht selbst verletzen konnte. Maxim schwitzte Blut und Wasser. Vor lauter Mitgefühl ging er fast selbst mit durch die Hölle. Rufus hielt Monroe standhaft in den Armen, wie eine Mutter ihr krankes Kind. Dann, als reagierte er auf ein geheimes Signal, griff er die Schüssel und hielt sie genau rechtzeitig bereit, als sich Monroe heftig übergeben musste, minutenlang. Maxim war selbst so schlecht, dass er es nur mühsam schaffte, es ihm nicht gleichzutun.
Die ganze Prozedur, angefangen mit dem Einflößen der Flüssigkeit, führten sie, nach ihm viel zu kurz erscheinenden Erholungspausen, insgesamt drei Mal durch. Jedes Mal dachte Maxim, dass er es nicht mehr aushalten könnte. Beim letzten Mal war Monroe bereits so schwach, dass Maxim wie taub war vor Angst, sie könnten ihn verlieren. Ein Todeshauch schien über dem Zimmer zu liegen. Es war das Schrecklichste, das Maxim jemals hautnah miterlebt hatte. Als die Krämpfe ganz abgeebbt waren, war er fast ebenso fix und fertig und durchgeschwitzt, wie Monroe, und bestimmt kaum weniger grün um die Nase. Nur Rufus schien nicht mal einen Teil seiner Entschlossenheit eingebüßt zu haben. Die ganze Zeit über hatte er einen klaren Kopf bewahrt.
Mittlerweile hatte es draußen verstohlen begonnen, zu tagen. Monroe war von einer Sekunde zur anderen eingeschlafen, und Rufus versuchte nicht mehr, ihn um jeden Preis wach zu halten. Maxim war nicht sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Rufus deckte ihren Schützling sorgsam zu, bevor er sich vorsichtig erhob und das Fenster öffnete. Der vollkehlige Morgengesang einer Amsel schallte von einem Hinterhofgarten herüber. Die Luft, die hereinströmte, war kühl und erfüllt von frischer Feuchtigkeit. Sie hatte etwas Reinigendes an sich, doch die Nacht war nicht spurlos an Maxim vorübergegangen. Er saß regungslos neben Monroe auf der Matratze und betrachtete sein erschöpftes Gesicht. Er wirkte zerbrechlich und
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