Café Eden - Roman mit Rezepten
in der Küche verbracht und lediglich zu besonderen Anlässen gekocht. Das alltägliche Zubereiten der Mahlzeiten hatten andere übernommen. Zuerst Ernesto mit seiner willigen Schülerin Kitty, Stella, die talentierte Marinda Reynolds. Aber nachdem Lariat abgesetzt worden war, war einfach weniger Geld da, und aus der anfänglichen Pflicht wurde bald ein Vergnügen. Die Küche wurde Edens Lieblingsraum. Die Kinder machten hier ihre Hausaufgaben, Nicky saà fröhlich auf dem FuÃboden und klapperte mit den Töpfen, die sie ihm zum Spielen gegeben hatte, und auch Stella gesellte sich gerne zu ihnen.
Eden entdeckte, dass das Kochen ihr die tiefe Befriedigung schenkte, die sie immer in ihrer Berufstätigkeit gesucht hatte. Hier in der Küche konnte sie kreativ tätig werden, und beim Essen konnte sie sofort feststellen, ob sie erfolgreich gewesen war oder nicht.
Sie schälte die Mandarinen, zog das weiÃe Häutchen ab und tauchte die Frucht in den Honig. Dann gab sie mit einem Löffel heiÃe Schokolade darüber, die an den Seiten herunterlief.
»Was machst du da?« Liza kam in die Küche und rieb sich die Augen.
»Oh! Du hast mich erschreckt! Die sind für Daddy. Heute kommt er endlich nach Hause. Wo sind deine Pantoffeln? Und warum bist du überhaupt so früh wach? Du solltest noch etwas schlafen.«
»Ich habe die Schokolade gerochen.«
»Was? Bis nach oben in dein Zimmer?«
»Schokolade kann ich überall riechen.«
»Willst du mir helfen?«
»Ja.«
»Du kannst auf jede Mandarine einen kleinen Minzezweig stecken. Ist dir kalt?«
»Ja.«
»Warte, setz dich hier auf den Stuhl, und ich hole dir rasch deinen Bademantel.« Eden strich Liza liebevoll über die dunklen Haare und wandte sich zur Tür.
»Geht es ihm denn wieder gut?«
»Ja, natürlich. Deshalb haben sie ihn ja so lange im Krankenhaus behalten. Sie wollten sichergehen, dass er wieder ganz gesund ist.«
»Wird er wieder so wie früher sein?«
»Besser, Liza.«
»Ohne die zwei Schneidezähne sieht er furchtbar aus.«
»Das kann man richten. Danach wird er besser aussehen als je zuvor.«
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Eden parkte den Kombi vor dem Pomona Valley Hospital. Sie überprüfte ihren Lippenstift und ihre Frisur im Rückspiegel und strich sich über den Rock. Um ihre guten Absichten zu unterstreichen, hatte sie sich für den heutigen Tag ein leichtes, blassrosa Wollkostüm gekauft, ein Kleid à la Jackie Kennedy mit hochgezogener Taille und Glockenrock und passender Jacke. Seitdem sie am Artistâs Lake waren, hatte sie ihre Haare wachsen lassen, und sie schmiegten sich lockig um ihren Kopf.
Am Empfang sagte sie: »Mein Mann wird heute entlassen. Matt March.«
»Ah, ja. Lassen Sie mal sehen. Ja. Sie können hier warten. Wir bringen ihn im Rollstuhl herunter.«
»Im Rollstuhl? Er kann doch laufen, oder nicht?« Sie hatte einen Kloà im Hals.
»Nur wegen der Vorschriften. Es war ja so eine Tragödie, Mrs. March. Die arme Lois Bonner. Sie war so schön. Und noch so jung.«
»Ja«, erwiderte Eden. »Es ist sehr traurig.«
Eden hatte im Namen der Familie March Blumen und eine Kondolenzkarte zur Beerdigung von Lois Bonner geschickt. Wohl hatte sie sich dabei nicht gefühlt, aber sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte. An der Beerdigung teilnehmen wollte sie nicht, weil sie sicher war, dass Loisâ Familie und Freunde Matt die Schuld an ihrem Tod geben würden. Matt selber gab sich ja die Schuld daran. Als er aus der Narkose aufgewacht war, hatten sie ihm zunächst gar nicht gesagt, dass Lois tot war. Diese traurige Aufgabe war Eden zugefallen, und er begann so gegen sich selber zu wüten, dass sie ihm ein Beruhigungsmittel geben mussten. Eden besuchte ihn täglich, aber seine Selbstvorwürfe konnte sie nicht nachvollziehen, genau wie 1956, als Ernesto ertrunken war. Es war ein Unfall gewesen. Weiter nichts.
»Ich soll Sie wegen der Blumen fragen«, sagte das Mädchen am Empfang. »Die Leute haben Ihrem Mann Unmengen von Blumen geschickt. Möchten Sie sie mitnehmen?«
»Nein, danke. Sie können sie verteilen.«
»Das ist sehr nett von Ihnen, Mrs. March.«
Eigentlich war es nicht nett von ihr, dachte Eden. Sie wollte nur nichts mit nach Hause nehmen, was sie an den Unfall erinnerte. Die Vergangenheit sollte hier zurückbleiben. Eden setzte sich in
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