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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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auf Liza und Stellina zu, die vor der Badezimmertür standen und sich stritten. Beide zogen sie an dem Türgriff und kreischten: »Der gehört mir!« Liza hatte einen Schraubenzieher in der Hand, den Eden ihr als Erstes wegnahm. Stellina hielt einen Kissenbezug umklammert, der so schwer war, dass er sie zu Boden zog. Sie brach in Tränen aus.
    Â»Warum streitet ihr euch?«
    Â»Gib mir meinen Schraubenzieher zurück«, sagte Liza.
    Â»Was ist in dem Kissenbezug?«, wollte Eden wissen. »Gib ihn mir mal.« Stellina ließ ihn los, und Eden blickte hinein. Türgriffe. Lauter Türgriffe.
    Â»Ich darf keinen davon haben«, heulte Stellina. »Sie will sie alle selber behalten.«
    Â»Warum machst du überall die Türgriffe ab, Liza?«, fragte Eden.
    Â»Warum soll ich sie denn nicht mitnehmen? Ich kann doch alles mitnehmen, oder? Du lässt zu, dass sie alles abreißen. Sie werden das Haus abreißen und es verbrennen, so wie sie Lariat verbrannt haben.« Wütend wedelte sie mit den Armen.
    Â»Ich schraube alle Türgriffe ab und nehme sie mit. Du kannst mich daran nicht hindern. Und du auch nicht«, fuhr sie Stellina an, die weinend in Richtung Esszimmer lief.
    Eden überlegte. »Kannst du die Türgriffe nicht teilen?«
    Â»Nein. Sie gehören mir. Du hast doch alles den Baxters überlassen!« Liza verschränkte die Arme vor der Brust, die in den letzten Monaten gewachsen war. Sie kam in die Pubertät, hatte Pickel im Gesicht, ihr Hals war zu lang, und ihre Füße deuteten darauf hin, dass sie später einmal mindestens so groß werden würde wie ihre Mutter. Jetzt brach sie in Tränen aus.
    Eden nahm sie in die Arme. »Wein ruhig, Baby. Wein, so viel du willst.« Sie wiegte sie und wiederholte, wie schon in den vergangenen neun Monaten, dieselbe Litanei: Niemand ist schuld, auch Daddy nicht. Wir hätten nichts daran ändern können. Wir müssen umziehen, wir können nicht hierbleiben. Das wird ein richtiges Abenteuer in Washington. Und dabei hatte Eden das Gefühl, eine schwankende Hängebrücke über einem Abgrund zu betreten.
    Sie hielt Liza im Arm, bis ihr die Füße einschliefen, dann erhob sie sich und sagte: »Okay, du kannst die Türgriffe nehmen. Aber geh nie wieder mit dem Schraubenzieher auf deine Schwester los, hörst du? Wenn du das tust, werde ich dich bestrafen. Antworte mir.«
    Â»Am liebsten würde ich den Pool und die Bäume, die Fenster und Türen mitnehmen. Ich möchte alles mitnehmen, aber ich kann es nicht.«
    Â»Dafür hast du dein Herz, Liza. Dein Herz, deinen Verstand und dein Gedächtnis. Dort kannst du alles mitnehmen, was du willst.«
    Â»Nein, das geht nicht, und es ist alles deine Schuld. Du bist schuld, dass wir Daddy in Italien allein gelassen haben.«
    Â»Du weißt, dass das nicht stimmt.«
    Liza ließ den Kopf hängen, und Eden gab ihr ihren Schraubenzieher zurück und machte sich auf die Suche nach Stellina. Im Esszimmer saß Stella auf dem Klappbett, in dem sie jetzt schlief, da alle anderen Möbel verkauft worden waren.
    Â»Wo ist Stellina?«, fragte Eden. »Sie ist eben hierhergelaufen.«
    Â»Ich habe sie in die Küche geschickt.«
    Â»Du hast sie weggeschickt? Konntest du sie nicht wenigstens in den Arm nehmen? Stellina braucht dich. Ich brauche dich. Wir alle brauchen dich«, fügte sie hinzu, als Stella die Augen schloss und die Lippen zusammenpresste. »Du bist nicht die Einzige, die leidet, Stella. Denk an die Kinder.«
    Â»Er hat uns vernichtet. Er ist jetzt in der Hölle. Wie kann ich an etwas anderes denken?«
    Â»Du musst es einfach versuchen.«
    Â»Ich möchte hier sterben, aber du lässt mich nicht. Lass mich hier. Sie sollen mir das Haus über dem Kopf einreißen.«
    Â»Am 1. Juli«, sagte Eden in dem gleichen harten Tonfall, in dem sie gerade mit Liza gesprochen hatte. »Am 1. Juli müssen wir hier draußen sein. Sobald ich alles gepackt habe, sind wir weg, und du kommst mit uns.«
    Obwohl auch Eden am Ende ihrer Kraft war, ließ sie sich nichts anmerken. Wenn sie einmal Trost und Zuspruch brauchte, stützte sie sich auf Ginny und Les, auf Annie oder sogar auf ihren Bruder Ernest, der ihr zur Seite stand. Mit Stella konnte sie nicht mehr rechnen. Sie wollte nur noch sterben und musste sogar zum Essen überredet werden. Die Kinder, vor allem die Mädchen,

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