Café Eden - Roman mit Rezepten
brachen bei jeder Gelegenheit in Tränen aus und mussten ständig überwacht werden. Ginny Doyle hatte sich ein Campingbett in Lizas Zimmer gestellt und zwei Wochen dort übernachtet; Annie hatte es bei Stellina genauso gemacht. Und dann hatte Eden einen genialen Einfall gehabt. Sie hatte einen Hund gekauft, einen schwarzen Labrador, der die Kinder mit seiner Energie und Zuneigung überschüttete. Sie hatten ihn Buster genannt.
Buster war bei Nick und Stellina in der Küche. Stellina saà am Küchentisch und hatte den Kopf in den Armen vergraben, und Nicky hockte still neben ihr, seine Pinocchio-Puppe an die Brust gedrückt. Als Buster Eden erblickte, sprang er auf und wedelte mit dem Schwanz. »Kommt«, sagte Eden zu den Kindern, »wir gehen nach drauÃen und suchen Busters Bällchen.«
Sie wanderten hinaus, vorbei am Pool, in dem Algen wuchsen. Das Wasser war schon lange nicht mehr gereinigt worden. Wozu auch? Es würde ja doch alles abgerissen werden. In der Ferne hörten sie das dumpfe Grollen der Bulldozer.
Liza trat aus der Küchentür und rief ihr zu: »Telefon für dich, Mom. Es ist Tante Alma.« Als Eden in die Küche kam, streckte Liza ihr den Hörer entgegen. »Schlechte Nachrichten, Mom. Es tut mir leid, Mom. Alles tut mir leid. Ich werde mich in Zukunft besser benehmen.«
Eden ergriff den Hörer. »Hallo?«, sagte sie.
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Eden parkte den Kombi hinter dem Haus der Lances. Auf der Veranda brannte nur eine einzelne Lampe. Die Tür ging auf, und sie meinte Afton zu sehen, die mit ausgebreiteten Armen im Lichtschein stand.
Aber es war Aftons Tochter Alma Epps, die Eden weinend umarmte. »Warum hast du so lange gewartet, bis du mich angerufen hast?«, fragte Eden, die selber mit den Tränen kämpfte.
»Ich hätte es dir ja gesagt, Eden. Ehrlich. Ich wollte es nicht vor dir verheimlichen, aber Mutter hat gesagt, wir dürften dich nicht anrufen, du hättest selber genug Sorgen und bräuchtest nicht noch mehr.«
»Seit wann weià sie es?«
»Seit ein paar Monaten. Sie hat dasselbe wie Connie, sie wusste von Anfang an, was auf sie zukommt, und hat angefangen, ihr Haus in Ordnung zu bringen.«
»Und Tom?«
»Daddy hat fünfzig Jahre lang nichts gesagt. Warum sollte er jetzt?«
»Und Lil?«
Almas Unterlippe bebte. »Lil ist zerbrechlich. Sie hat ihr ganzes Leben lang in Mutters Schatten gelebt. Glaubst du, sie kann ohne Afton Lance weiterleben?«
»Wie viel Zeit bleibt Afton noch?«
»Nicht mehr viel.«
»Wäre sie nicht besser im Krankenhaus?«, fragte Eden.
»Das will sie nicht. Sie sagt, es kostet nur Geld, und am Ende läuft es auf das Gleiche hinaus. Aber die ambulante Pflegerin kommt jeden Tag«, erwiderte Alma. »Komm herein, Eden. Du hast sicher Hunger. Ich schaue schnell nach Mutter. Sie weiÃ, dass du kommst, und sie will dich unbedingt sehen, aber ich soll sie vorher noch ein wenig zurechtmachen.«
Eden nickte und folgte Alma in die Küche. Alles wirkte so wie immer. Die Wachstuchdecke lag auf dem Tisch, die karierten Vorhänge um die Spüle, hinter denen sich die Rohre verbargen, waren gewaschen und gebügelt, und auf dem Herd standen Töpfe. Aftons Haus war wirklich in Ordnung. Selbst der Hund, der auf Eden zukam, schien derselbe wie immer zu sein.
»Mach dich ein wenig frisch. Es war eine lange Fahrt. Ich schaue rasch nach Mutter.«
Eden ging ins Badezimmer und wusch sich Hände und Gesicht. Als sie wieder in die Küche kam, saà Tom am Tisch. Zögernd lieà er sich von Eden umarmen.
»Du hättest es mir früher sagen müssen, Tom.«
»Du hattest deine eigenen Probleme.«
»Aber ihr habt es schon vor Monaten erfahren.«
»Vor vier Monaten. Wie bei Connie.«
»Ich kann es nicht fassen, dass sie es vor mir verheimlicht hat.«
»Du hattest deine eigenen Probleme«, wiederholte er. »Und auÃerdem ist es nicht so eine Tragödie wie bei Connie. Connie war eine junge Mutter, aber Afton ist bereit. Sie will dich sehen, bevor sie unserem Himmlischen Vater gegenübertritt, und vorher wird der Tod sie nicht berühren.« Die Muskeln an seinem Kiefer zuckten. Er trat an den Herd und schaute in einen Topf. »Hier ist noch ein wenig Kartoffelpüree. Soll ich dir Spiegeleier dazu braten? Ich möchte gern etwas tun, und du hast doch sicher Hunger.«
»Ja, danke.«
Tom machte
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