Café Eden - Roman mit Rezepten
geschmiedet hatten. Sie hatte sie gewähren lassen, weil sie unbedingt wollte, dass Matt wieder vollständig gesund würde. Aber jetzt war ihr klar, dass sie Wind gesät hatte.
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Nickys sonniges Gemüt war durch nichts zu beeinträchtigen, aber Liza, Stellina, Eden und Stella schwiegen grimmig, als sie nach Rom zurückfuhren. Matt tat so, als merke er nichts.
Liza hatte einen verzweifelten Wutausbruch, schlug ihrem Vater mit den Fäusten an die Brust und beschuldigte ihn, er wolle sie loswerden, er liebe sie nicht. Hilflos musste Eden zuschauen, wie er bei seiner Tochter die gleiche Taktik anwendete, die er immer bei ihr angewendet hatte: Wenn sie ihren Daddy wirklich liebte und an ihn glaubte, würde sie tapfer sein und ihren kleinen Geschwistern mit gutem Beispiel vorangehen. Sie glaubte doch an ihren Daddy, oder?
Als Eden in jener Nacht neben Matt im Bett lag, sagte sie in die Dunkelheit: »Wie kannst du nur so tief sinken, die Liebe, die wir für dich empfinden, als Waffe gegen uns zu benutzen? Als Waffe gegen ein Kind?«
Matt wandte ihr den Rücken zu.
Am nächsten Tag packte Liza klaglos ihren Koffer, um ihrem Vater zu beweisen, wie tapfer sie war und wie sehr sie ihm vertraute.
Einen Tag vor ihrer Abreise kehrte Stella von ihrer morgendlichen Andacht aus St. Peter zurück und verkündete, sie bliebe hier.
»Wenn ich jetzt fahre«, sagte Stella entschlossen, »hat die Heilige Jungfrau oder ein Engel zu mir gesagt, sehe ich meinen Sohn in diesem Leben nicht mehr wieder. Also muss ich hierbleiben. Ich habe diese Stimme so deutlich gehört, wie ich dich höre.« Sie zeigte auf Matt. »Sie hat Englisch gesprochen«, fügte sie hinzu.
Matt tobte und verlangte von Eden, sie solle dafür sorgen, dass Stella mit nach Amerika käme, aber Eden erwiderte: »Sie ist deine Mutter. Und wenn sie der Meinung ist, dass die Heiligen es ihr gesagt haben, werde ich sie nicht vom Gegenteil überzeugen. Das musst du schon selber machen.«
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Aber es geschah nicht so, wie Stellas Vision es vorausgesehen hatte.
An einem Nachmittag im September hatten Stella und Matt gerade ihr Mittagessen beendet. Matt wischte sich den Mund ab und verkündete: »Es war groÃartig! Die Tortellini mit deiner Sauce, Mama! Etwas Besseres gibt es nicht! Und der Wein, der Wein war wundervoll!«
In Rom hatte Stella immer ein wenig Sauce auf dem Herd stehen. Matt erklärte, er liebe diese Sauce, sie erinnere ihn an Feste, an zu Hause. Und Stella vermisste zwar Eden und die Kinder, genoss es aber, ihren einzigen Sohn ganz für sich alleine zu haben.
»Ich muss jetzt zur Arbeit. Ich komme spät zurück, warte nicht auf mich.«
»Du gehst jetzt noch arbeiten? Um diese Tageszeit? Alle sind zu Hause!«
»Nun, wenn die Leute hier amerikanische Filme machen wollen, müssen sie auch amerikanische Arbeitszeiten einhalten.«
Er drückte sie überschwänglich an sich und bedankte sich noch einmal für ihre Kochkünste. Selbst wenn er log, übertrieb er noch. Stella dankte ihm mit ihrer üblichen Zurückhaltung. Selbst wenn sie sich freute, hielt sie immer etwas zurück.
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Matt March verlieà die Wohnung, rief sich an der Ecke ein Taxi und fuhr in einen trostlosen Vorort. Dort nahm er sich ein Zimmer in einem schäbigen Hotel und fuhr mit dem Aufzug bis zum vierten Stock. Es roch übel, nach Hundepisse. In seinem Zimmer schloss Matt die Tür hinter sich ab. Er legte seine Aktentasche aufs Bett.
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In der Wohnung in der Via Paolo Emilio wusch Stella das Geschirr ab und schaltete den Fernseher ein. Ein Kinderprogramm lief, während sie spülte. Es erinnerte sie jedoch zu sehr an Nicky, und so schaltete sie den Fernseher wieder aus. Dann machte sie einen Mittagsschlaf.
Um halb sechs stand sie auf und verlieà die Wohnung mit einer Einkaufstasche, um ihre übliche Runde zu machen. Metzger, Gemüsehändler, Petersdom, wenn auch nicht in dieser Reihenfolge. Zuerst ging sie natürlich in die Kirche.
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Matt öffnete seine Aktentasche und nahm den Füller heraus, den Eden ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. In der Ecke befand sich ein kleiner Schreibtisch, auf dem das Telefon stand. Matt öffnete die Schublade, fand jedoch keine Schreibmappe. Eine Zeit lang überlegte er, dann rief er bei der Rezeption an und bat um Papier und etwas Eis.
Während er wartete, stand er am offenen Fenster. Ein
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