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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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sich am Herd zu schaffen. Während er zwei Eier aufschlug, sagte er: »Sag Mutter nicht, dass ich seit ihrer Krankheit Instantkartoffelpüree verwende. Wenn sie es wüsste, würde sie wütend werden. Wir haben die Schachtel versteckt.«
    Â»Sie hat mir verschwiegen, dass sie krank ist.«
    Â»Sie wollte dich nicht noch zusätzlich belasten.«
    Â»Ich hatte seit einigen Wochen nichts von ihr gehört, und eigentlich hätte ich mir denken können, dass irgendetwas nicht stimmte.«
    Â»Ach was, du hattest so viele andere Sorgen.« Tom schüttelte den Kopf. »Ich bin mir sicher, dass Gott Matt verzeihen wird, was er getan hat.«
    Eden hatte Matt nicht verziehen. Irgendwann einmal würde sie vielleicht dazu in der Lage sein, aber im Moment kam es ihr so vor, als habe er sich davongemacht und sie im Stich gelassen. Sie schluckte und drängte die Tränen zurück. Sie brauchte Aftons Gewissheit.
    Â»Afton lässt es nicht zu, dass man um sie trauert, also pass auf, was du sagst. Sie hat keine Angst vorm Sterben. Sie lässt nur alle zu sich kommen und verlangt von ihnen, dass sie ihr verzeihen.«
    Alma trat in die Küche. Sie sank auf einen Stuhl und sagte: »Mutter geht es nicht gut, Eden. Du musst noch eine Weile warten, bis du zu ihr kannst. Im Moment steht sie zu stark unter Morphium. Kurz bevor sie die nächste Dosis bekommt, ist sie ansprechbarer.«
    Die Sonne ging bereits auf, als Alma Eden, die auf der Couch eingeschlafen war, schließlich weckte. Sie hatte von Matt geträumt und fuhr erschreckt auf, als Alma sie an der Schulter rüttelte.
    Â»Ja? Was ist?«
    Â»Ich glaube, Mutter ist jetzt bereit. Sie wollte einen klaren Kopf haben, wenn sie mit dir spricht, aber möglicherweise werden die Schmerzen zu stark werden.«
    Â»Ich bleibe nicht lange. Ich werde sie nicht überanstrengen.«
    Afton lag in dem Zimmer, in dem Ruth in ihren letzten Lebensjahren gewohnt hatte. Es war das Zimmer, in dem auch Eden geschlafen hatte, als sie auf Nachricht von Logan Smith gewartet hatte. Alles in diesem Zimmer erinnerte sie an die einsamen, langen Nächte damals.
    Afton Lance lag in einem Krankenhausbett. Ihr Gesicht war grau und eingefallen, und ihre Haare waren weiß geworden. Die Lippen dünn und zusammengekniffen. Sie atmete rasselnd.
    Eden hatte irgendwie erwartet, die alte Afton anzutreffen, stiller und gebrechlicher vielleicht, aber auf diese hinfällige Gestalt war sie nicht vorbereitet. Lass dir nichts anmerken, mahnte sie sich im Stillen.
    Lächelnd hob Afton zweimal den Finger.
    Â»Sie möchte ab und zu einen Schluck Wasser, Eden«, übersetzte Alma. »Der Krug steht dort auf dem Tisch.« Dann verließ sie das Zimmer.
    Eden zog sich einen Stuhl ans Bett und ergriff Aftons Hand, die so dünn und durchscheinend war, dass die Venen dick und blau hervortraten.
    Â»Ich bin es, Eden Louise.«
    Langsam und mühsam drehte Afton den Kopf und blickte sie an. Ihre Augen waren dunkel vor Schmerzen, und Eden begann zu weinen.
    Â»Weine nicht. Du verschwendest deine Zeit, und wir haben nicht mehr viel Zeit.« Die Stimme klang belegt und rau.
    Â»Ich kann bleiben, so lange du willst.« Eden schluckte ihre Tränen hinunter.
    Â»Aber ich nicht«, erwiderte Afton. Erneut wies sie auf den Tisch, und Eden brachte ihr ein Glas Wasser.
    Â»Strohhalm.«
    Gehorsam steckte Eden einen Strohhalm ins Wasser. Afton trank einen Schluck und spuckte dann den Strohhalm aus.
    Â»Zu spucken ist vulgär. Ich habe meinen Söhnen nie erlaubt zu spucken.«
    Eden stellte das Glas auf den Nachttisch.
    Â»In der Ewigkeit wird sicher alles wiedergutgemacht, Eden. So steht es jedenfalls im Wort des Herrn, wie es uns durch die goldenen Tafeln von Joseph Smith überliefert worden ist.«
    Â»Ich vergebe dir«, sprudelte Eden hervor. Tom hatte sie ja darauf vorbereitet, dass Afton alle um Verzeihung bat. »Bitte, vergib mir auch.«
    Afton warf ihr einen verwirrten Blick zu. »Du weißt doch noch gar nicht, was ich sagen will.«
    Â»Das ist egal. Streng dich nicht so sehr an. Uns allen wird vergeben.«
    Â»Ach ja?« Stirnrunzelnd blickte Afton zur Decke. »In der Ewigkeit wird sicher alles wiedergutgemacht, Eden«, wiederholte sie. »Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich weiß, dass mein Himmlischer Vater auf mich wartet, dass ich mit denen wiedervereint sein werde, die ich geliebt habe, mit meinem Sohn Lucius,

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