Café Eden - Roman mit Rezepten
langweiliger Ausblick, eine schmale StraÃe, mit Wäscheleinen an den Balkons, Verkehr und dem Gestank nach Abgasen. Irgendwo lief ein Kinderprogramm.
Er schloss das Fenster wieder und zog die Vorhänge vor. Dann trat er an den Spiegel und betrachtete sich: zweiundvierzig, Ehemann, Vater von drei Kindern, Träumer und Dilettant, Liebhaber und Sohn, ein amerikanischer Versager. Als Eis und Papier kamen, gab er dem Pagen ein Trinkgeld, verschloss die Tür erneut und setzte sich an den Schreibtisch. Er schrieb zwei Briefe. Einen an seine Frau, einen an seine Mutter. Vielleicht wusste er ja, dass er seinen Kindern nichts sagen konnte.
Immer wieder schrieb er, wie sehr er sie liebte und bat um Verzeihung. Vergebung nicht nur für seine Schwäche, sondern auch für sein Versagen. Seine Liebe für sie sei authentisch, schrieb er. Er weinte beim Schreiben, und seine Tränen verschmierten die Tinte, verwischten den Traum, den er einmal von einer amerikanischen Geschichte gehabt hatte. Die authentische amerikanische Geschichte.
Zwischendrin musste er aufhören, ans Fenster treten und durchatmen, bevor er wieder weiterschreiben konnte. Aber alles konnte er nicht schreiben. Er hatte keine Zeit, um zu erklären, dass die Baxters keine Investoren waren. Die Baxters waren Grundstücksmakler. Sie hatten Zeit und Geld. Sie waren unglaublich groÃzügig gewesen, hatten Matt immer mehr Kredit gewährt und all seine Einwände beiseitegewischt. Ungeheure, unvorstellbar groÃe Summen waren im Spiel. Er schrieb in seinen Briefen nicht, dass er ihnen Greenwater als Sicherheit überlassen hatte. Und dass er noch nichts zurückbezahlt hatte, noch nicht einmal die Zinsen. Greenwater hatte ihm gehört, er allein hatte es von Ernesto geerbt. Er schrieb nicht, dass die Baxters ihr Geld jetzt wiederhaben wollten. Dass ihnen jetzt alles gehörte und er bankrott war. Dass er schon die ganzen letzten Wochen gewusst hatte, was er tun wollte, hier in diesem Hotelzimmer.
Matt March hatte sich gelobt, so lange zu schreiben, bis die Tinte alle war. Mehr hatte er nicht mitgebracht. Seine Schrift wurde immer dünner, und er schüttelte den Füller. Er setzte zu einem weiteren Liebesschwur an, aber die Feder war trocken. Und dabei gab es noch so viel zu sagen.
Aber vielleicht auch nicht.
Zwischen sechs und sieben am Abend des 6. September 1964 steckte Matt March diese Briefe an den Spiegel.
Er drehte sich um, trat ans Bett, öffnete die Aktentasche, holte die Pistole heraus, setzte sich aufs Bett und steckte die Mündung der Pistole in den Mund.
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Stella schloss, schwer bepackt mit ihrer Einkaufstasche, die Hausstür an der Via Polo Emilio. Sie keuchte bereits jetzt ein wenig, traute aber dem Aufzug nicht. Sie würde eben langsam die Treppe in den dritten Stock hinaufsteigen. Auf jedem Stockwerk blieb sie stehen und rang nach Atem. Sie wurde alt.
Stella schloss die Haustür auf. Sie trat ein, und die Tür fiel hinter ihr wieder ins Schloss. Sie legte ihr Portemonnaie und den Schlüssel auf den Tisch und brachte die Einkäufe in die Küche. Den Schuss, der Matts irdisches Leben beendete, hörte sie nicht.
Stellas Sauce
Diese Sauce muss »aufgebaut« werden. Beginnen Sie mit geröstetem Knoblauch. Schälen Sie die äuÃeren Schalen von drei Knoblauchzwiebeln ab, setzen Sie jede auf ein Stück Alufolie, und beträufeln Sie sie mit Olivenöl; Salz und frisch gemahlenen Pfeffer darüberstreuen. Mit Folie bedecken. Etwa eine Stunde bei 180° C backen. Abkühlen lassen. Das kann man schon Tage vorher erledigen, immer wenn man gerade den Backofen benutzt.
In einer gusseisernen Pfanne reichlich Olivenöl - mindestens ¼ Tasse - erhitzen. Zwei Zwiebeln klein schneiden, anbraten und goldbraun rösten, mindestens 30 Minuten lang. Ab und zu umrühren.
Wenn die Zwiebeln golden sind, geben Sie eine ganze Handvoll frischer, grob gehackter Kräuter hinzu, Basilikum, Petersilie, Oregano und Thymian. Wenn es kein frisches Basilikum gibt, verzichten Sie lieber darauf. Nehmen Sie auf keinen Fall getrocknetes Basilikum, höchstens ein wenig Rosmarin. Achten Sie bei Thymian darauf, dass Sie keine Stiele in der Sauce haben.
Zerdrücken Sie die Zehen der gerösteten Knoblauchknollen in die Kräuter und Zwiebeln. Umrühren.
Dazu kommen sechs bis sieben Pfund Tomaten. Am besten sind geschälte, aber für den Geschmack ist das nicht wirklich
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