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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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»Maisie Fletcher ist ein kleines Mädchen. Sie kann keine Schlampe sein.«
    Â»Aber wenn sie groß ist, wird sie eine«, fuhr Kitty ihn an. »Wie kann man Ernest March als Spaghettifresser bezeichnen? Sieh ihn dir doch an. Er ist ein Gentleman. Wahrscheinlich ein Prinz. Oh, denk doch nur, wie er den Maharadscha in Die grüne Göttin gespielt hat! Wir haben den Film so oft gesehen.«
    Â»O ja, Ma! Und Blanche Randall als Alice Crespin! Der Maharadscha sagt zu ihr: ›Ich, der Maharadscha, bin der König der ganzen Welt. Du gehörst mir, mit Leib und Seele!‹« Eden Louise Douglass hatte mit den Untertiteln der Stummfilme lesen gelernt. Überwältigt von ihrer eigenen Erfindungsgabe fuhr sie fort: »Und weißt du was, Ma? Ernest March und Blanche Randall kommen nach St. Elmo!« Blanche Randall war die derzeitige Herzensdame von Ernest March, eine große Schönheit mit goldenen Haaren und einem winzigen Kussmündchen. »Du weißt doch, die großen Filmstars kommen manchmal von Los Angeles nach St. Elmo, um zu sehen, ob auch die gewöhnlichen Leute ihre Filme mögen. Bald kommen sie nach St. Elmo und werden wie gewöhnliche Sterbliche im Dream Theatre sitzen, um unseren Applaus zu hören. Bald! Eine Ernest-March-Vorschau, Ma!«
    Lachend prustete Kitty dem Baby einen Kuss auf den Bauch. Aus Liebe zu Ernest March hatte sie ihren Sohn Ernest genannt.
    Â»Vielleicht kommt Ernest March ja sogar zu dem Balkon, auf dem wir immer sitzen, Ma!«
    Â»Er wird auf jeden Fall dieselbe Luft atmen«, seufzte Kitty, und aller Ärger war vergessen. »Ernest! Ernest! Ernest, ich liebe dich!« Das Baby krähte vor Entzücken und spuckte sein Essen aus. Kitty wischte ihm das Erbrochene mit seinem Hemdchen vom Kinn, während Ada gleichmütig zuschaute. Eden, die dem Zorn ihrer Mutter entronnen war, stand auf, räumte den Tisch ab, stellte das Geschirr ins Spülbecken und drehte den Hahn auf.
    Â»Ich glaube, das Baby müsste gebadet werden«, sagte Gideon.
    Als ihm niemand zuhörte, nahm er die Brille ab, putzte umständlich die Gläser und setzte das Drahtgestell wieder auf. Dann zog er sich ins Schlafzimmer zurück. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und breitete seine Tabellen aus. Aus der Küche hörte er Eden und Kitty singen. Er ergriff seinen Bleistift und sein Lineal, um den Lauf menschlicher Ereignisse bis hin zu den winzigsten Zeitfetzchens unseres Daseins auf der Erde genauestens abzumessen.
    Rhythmus-im-Blut-Schweinekoteletts
    Diese Schweinekoteletts machen gute Laune. Sojourner selbst hat dieses Rezept an Eden weitergegeben, die es schließlich im Café Eden auf die Speisekarte setzte. 1961 veränderte Sojourners verheiratete Tochter Sonoma den Namen dieser Schweinekoteletts und nannte sie »Schweinekoteletts, dem gewidmet, den ich liebe«.
    Â 
    Das folgende Rezept ist für zwei Personen: Erhitzen Sie Öl in einer großen, gusseisernen Pfanne. Wenn es heiß ist, geben Sie eine gehackte Knoblauchzehe hinein. Anbräunen und wieder herausholen.
    Nehmen Sie zwei ordentliche Schweinekoteletts, spülen Sie sie ab und tupfen sie trocken. Bestäuben Sie sie mit Mehl, Salz und Pfeffer und einem Hauch gemahlenem Koriander. Braten Sie sie von beiden Seiten scharf an. Dann geben Sie eine dreiviertel bis eine ganze Tasse Orangenmarmelade dazu, sodass die Koteletts bedeckt sind. Lassen Sie das Ganze bei reduzierter Hitze schmoren, bis das Fleisch gar ist. Das wird davon abhängen, wie dick die Koteletts sind, aber sie sollten nicht zu dünn sein, damit die Sauce das Fleisch richtig umhüllen kann.
    Am besten eignet sich selbst gemachte, nicht zu süße Marmelade. Sollte sie doch zu süß sein, geben Sie einen Schuss Essig oder Senf dazu, wenn Sie das Fleisch aus der Pfanne geholt haben. Die Sauce braucht nicht angedickt zu werden. Mit den Bratrückständen verrühren und über die Koteletts geben. Dazu servieren Sie Kartoffelpüree.
    Genießen Sie die Koteletts, und spüren Sie den Rhythmus im Blut.
MOMENTAUFNAHME
Naomi und der Apostel
    Jedes Kind in der Fourth Street School kannte die Geschichte, wie Madison Whickham, Apostel der mormonischen Kirche, 1854 St. Elmo, Kalifornien, gegründet hatte. Er brachte etwa hundertzwanzig Seelen mit zu diesem Vorposten, einschließlich zweier seiner dreizehn Frauen und sechs seiner Sklaven. Madison war der Erste in der Familie der Whickhams,

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