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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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besten Platz, er durfte auf dem Trittbrett stehen. Eden beneidete ihn glühend. Sie wäre gerne alt genug gewesen, um an seiner Stelle dort zu stehen und den Leuten auf der Straße zuzuwinken. Lucius durfte auch in den Wagen greifen und die Hupe betätigen, wenn ihm danach zu Mute war. Tom ließ es zu, und Afton sagte zwar, er solle es sein lassen, aber alle wussten, sie meinte es nicht so. Sie waren alle glücklich.
    Anschließend strömten sie alle in die Küche der Lances. Tom hielt Connie auf dem Arm, die bald nicht mehr das Baby der Familie sein würde, weil Aftons Niederkunft kurz bevorstand. Lucius hielt Junior und Sam davon ab, sich zu boxen, und Bessie und Alma schälten und zerstampften Kartoffeln. Ruth gesellte sich zu ihnen und zeigte Eden, wie sie das Silberbesteck beim Tischdecken richtig anordnen musste.
    Eden Louise war einer der wenigen Menschen, die Ruth Douglass ein Lächeln, ein aufrichtiges Zeichen der Zuneigung entlocken konnten, denn Ruth, die nie jemanden wirklich geliebt hatte, gestattete sich, Eden ganz unverhohlen zu lieben. Sie überschüttete sie mit Lachen, Großzügigkeit und lange unterdrückter Zärtlichkeit, und Eden nahm ihre Liebesbekundungen als Selbstverständlichkeit entgegen. In der Jugend erworbenes Selbstbewusstsein kann einem nie wieder jemand nehmen.
    Es schmerzte Ruth, dass Eden lesen gelernt hatte, indem sie mit Kitty in Stummfilme gegangen war. Ruth hatte das erst vor einem Monat entdeckt, als sie Eden zum Einkaufen auf den Markt mitgenommen hatte. Eden hatte quer über den Markt auf Mr. Yamashitas Gemüsestand gezeigt und gerufen: »Grüne Göttin!« So hatte nämlich Mr. Yamashita seinen Stand genannt, da auch ihm der Stummfilm mit Ernest March sehr gut gefallen hatte. Mr. Yamashita empfahl Ruth die Zutaten für die neuerdings sehr beliebte Salatsauce à la Grüne Göttin, und während Ruth ihm zerstreut lauschte, fragte sie Eden, was sie sonst noch lesen könne. Und Eden las sämtliche Schilder an den Körben vor, verwechselte ab und zu mal ein Wort, stolperte über Kartoffel und Kürbis und scheiterte schließlich an Zwiebel . Mr. Yamashita fand es bemerkenswert, dass Eden schon lesen konnte, und Ruth erwiderte, das habe sie von den Douglasses. Mr. Yamashita widersprach ihr nicht.
    In Aftons Küche jedoch riss Ruth sich zusammen und beobachtete Eden mit kritischen Blicken. »Nein, Eden, die Gabel liegt allein. Denk daran, was ich dir gesagt habe«, erklärte sie.
    Â»Die Gabel liegt allein! Die Gabel liegt allein!«, trällerte Eden zur Melodie eines Kinderliedes, und Baby Connie fiel fröhlich ein.
    Ruth bedachte sie beide mit einem rügenden Blick. Lärmende Kinder ertrug sie nicht. Sie wandte sich an ihren Sohn. »Da Eden jetzt lesen kann, solltest du sie vor dem Schund bewahren, mit dem Kitty sich umgibt. Du musst dafür sorgen, dass sie gute Bücher liest, Gideon.«
    Â»Ich habe Pa gesagt, dass ich Ben Hur lesen will. Den Film habe ich schon so oft mit Ma gesehen. Ramon Novarro finde ich beinahe so gut wie Ernest March«, erklärte Eden. »Und dieses Wagenrennen! Wenn ich das Buch lesen könnte, könnte ich das Wagenrennen im Kopf sehen, immer wieder!«
    Â» Ben Hur ist zu dick für dich«, fuhr Ruth sie an. »Du musst sie nach der Arbeit mit in die Bibliothek nehmen, Gideon.« Stirnrunzelnd musterte Ruth ihren Sohn, der die Brille abgesetzt hatte und sie eifrig putzte. »Du hast die Stelle bei der Versicherung doch noch, oder?«
    Umständlich setzte Gideon sich wieder die Brille auf die Nase. »Nein, sie versichern jetzt ohne mich.«
    Afton, die am Herd stand, drehte sich um und wechselte einen Blick mit Ruth. »Wann ist das passiert?«
    Â»Ach, ich weiß nicht. Vor Kurzem. Aber ich finde schon etwas anderes. Macht euch keine Sorgen.« Sein Versuch, selbstbewusst zu erscheinen, schlug fehl und wurde dann in der Duftwelle verschluckt, die aus dem Backofen drang, als Afton die Tür öffnete.
    Tom setzte Connie ab, trat an den Herd und holte den Braten aus dem Ofen. Er schnitt das Fleisch, in dem Zitrone, Rosmarin und Pfefferkörner steckten. Bessie und Alma halfen ihrer Mutter, Mangoldgemüse und Kartoffelpüree, Mais- und Tomatensalat auf die Teller zu häufen. Eden setzte sich auf ihren Platz neben ihrer Großmutter. Ihre grünen Augen leuchteten. Tom und Afton setzten sich ebenfalls, und Eden senkte den

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