Café Eden - Roman mit Rezepten
wie Grandma es mir beigebracht hat. Zuerst die Gläser, dann Teller und Besteck, fettige Töpfe und Pfannen zuletzt.«
»Wir haben keine Gläser.«
»Wir haben Marmeladengläser. Das ist dasselbe.« Eden wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Apfelsauce zu. »Und jetzt mach dich an die Arbeit.«
Das schmutzige Wasser floss gurgelnd ab, und als Ernest den HeiÃwasserhahn aufdrehte, entzündete sich geräuschvoll der Funke.
Als Nächste kam Ada herein und fragte schnüffelnd, woher der Duft käme. Ada war nur zwei Jahre jünger als Eden, aber sie standen eher wie entfernte Verwandte zueinander. Während Eden den Stolz und das Selbstbewusstsein ihrer GroÃmutter geerbt und kultiviert hatte, war Ada dümmlich und süÃ. Wie ihr Vater war sie eine gläubige Mormonin und hatte gelobt, dass sie vor der Verlobung keinen Jungen küssen würde. Eden konnte darüber nur lächeln. Sie hatte Emjay Gates schon viele Male geküsst und fühlte sich auch in dieser Hinsicht ihrer Schwester überlegen. Sie war eben schon eine Frau.
Ada fragte, was im Ofen sei, und Eden antwortete: »Wenn du etwas essen willst, kannst du den Tisch decken. Du musst ihn aber zuerst abwischen. Wisch ihn feucht ab und kehr nicht nur die Krümel herunter. Ich möchte, dass es richtig gemacht wird. Den Boden kannst du auch aufwischen.« Sie wusste, dass sie wie Afton Lance klang, aber sie konnte nichts dagegen machen.
Ihr Vater kam mit einem Stapel Klassenarbeiten und einem Füller in der Hand hinein. Seine Finger waren voller Tinte. »O Eden, Amen! Der Herr sieht mit Wohlgefallen auf ein gutes Essen.« Er setzte sich auf seinen Platz am Tisch, während Ada begann, um ihn herum zu wischen und zu kehren.
»Nun, Pa, es tut mir leid, aber du kannst jetzt noch nicht essen. Deine Hände sind schmutzig. Und du musst auch die Papiere woanders hinlegen.«
Im Wohnzimmer stand ein kleiner Tisch, der Gideon als Schreibtisch diente. Dorthin brachte er die Klassenarbeiten, dann ging er in das kleine Badezimmer hinter der Küche und wusch sich die Hände. Er spritzte sich sogar ein wenig Wasser auf das stoppelige Kinn. Samstag war der einzige Tag, an dem er sich nicht rasierte. Dann trat er wieder in die Küche und setzte sich auf seinen Platz. »Ich wusste, dass du es kannst, Eden.«
»Du hast ja noch gar nichts probiert, Pa.«
»Aber ich glaube daran. Ich bin ein Mann des Glaubens.«
Kitty war ebenfalls aufgestanden. Sie lehnte am Türrahmen und hielt ihren Chenillemorgenmantel vorn zusammen. »So etwas Ambroisisches habe ich noch nie gerochen.« Ihre Augen wirkten immer noch verschlafen.
»Ambrosisch, Ma«, korrigierte Eden sie. »Das Wort heiÃt ambrosisch .«
»Wie wahr, Schätzchen. Wann essen wir?«
Eden betrachtete ihre Familie, den gleichmütigen Ernest, die anspruchslose Ada, ihre armen, nicht zueinander passenden Eltern, und sie fühlte sich auf einmal beinahe erwachsen. Fröhlich, aber bestimmt sagte sie: »Geh bitte nach oben, und zieh ein Kleid an, Ma. So wie du es immer im Pilgrim gemacht hast.«
»Ich kann auch essen, ohne angezogen zu sein.«
»Nein, ab heute nicht mehr, Ma. Du musst dir etwas anziehen. Du musst aufstehen. Du kannst dich nicht einfach dem MüÃiggang hingeben.« Es war ein dummer Satz, dachte Eden. Eigentlich klang es eher so wie ein Satz aus einem der Romane, die Kitty so gerne las.
»Ach, MüÃiggang. Papperlapapp! « Beleidigt hob Kitty ihr Kinn.
»Die Dinge ändern sich, Ma. Heute wirst du dich anziehen. Und morgen. Und übermorgen. Komm, zieh ein Kleid an. Eins deiner hübschen Kostüme, so wie damals, als du im Pilgrim gearbeitet hast.«
»Auch Strümpfe? Ich habe immer Seidenstrümpfe getragen, weiÃt du?«
»Ja. Und kämm dir die Haare, Ma. Wasch dein Gesicht, und wenn du herunterkommst, können wir essen.«
»Ach, du liebe Güte! Ich darf mich zu den Auserwählten gesellen? Wie auÃerordentlich liebenswürdig von Euch, Eure Ladyschaft.«
»Wenn du trödelst, bekommst du nur kalten Brei, Ma. Aber es ist genug Schinken da. Sieh mal, wie hübsch Ada den Tisch deckt. Und morgen können wir Schinkensandwiches machen und zum Frühstück Schinken mit Eiern und Kartoffeln. Ãbermorgen gibt es dann Auferstehungspastete.«
»Das war immer mein Lieblingsessen«, erklärte Ernest. »Es fehlt mir
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