Café Eden - Roman mit Rezepten
Täuschung dahin, und sie kam überhaupt nicht auf die Idee, dass ihr Mann eine andere liebte.
Bruder Thorsen hingegen hatte zu wenig Fantasie, um auf den Gedanken zu kommen, dass seine Frau einen anderen Mann lieben könnte. Er bemerkte noch nicht einmal, dass seine Frau nach Gideon Douglasses Auftauchen förmlich aufblühte, trotz der harten Arbeit, die eine Frau mit fünf Kindern jeden Tag leistet. Margaret Thorsen wurde zu der ruhigen, klaräugigen Schönheit, die sie eigentlich immer schon gewesen war, nur hatte es nie jemand bemerkt.
Die Zusammenkünfte von Gideon und Margaret waren flüchtig und von Schuldbewusstsein erfüllt. Oft gelobten sie, einander aufzugeben, aber sie taten es nie. SchlieÃlich akzeptierten sie die Ironie ihrer Liebesaffäre, obwohl sie diesen Ausdruck sicher nicht verwendet hätten. Für sie beide war es die völlige Verschmelzung.
Zweimal im Jahr pilgerten sie also zum Tempel und lieÃen sich für die Toten taufen - die armen, umnachteten Toten, die der wahren Lehre blind und taub gegenübergestanden hatten. Mit diesen Toten wurden Gideon und Margaret lebendig. Obwohl die anderen Heiligen aus Fairwell in der Nähe waren, gelang es ihnen, einen Nachmittag lang ein Hotelzimmer zu teilen, gemeinsam durch die Stadt zu schlendern, verliebt zu sein.
Gideon stellte den Wert ihrer Arbeit im Tempel in Frage; schlieÃlich waren sie reulose Sünder. Diese Gedanken bekümmerten ihn, zumal er, entgegen seiner eigenen Aussagen, meistens mit dem Rücken zu Zion stand und mit den Augen jedes winzige Babylon suchte, das er mit Margaret Thorsen finden konnte. Es war schon Babylon genug, wenn sie sich beim Aufhängen ihrer Wintermäntel vor dem Sonntagsschulunterricht rasch die Hand drücken konnten. Liebe ist verräterisch.
2
K itty hatte sich nie dem kirchlichen Patriarchat unterwerfen wollen, aber Gideon hatte Hoffnung, dass Eden darauf ansprechen würde. SchlieÃlich war sie als gutes mormonisches Mädchen erzogen worden - ganz im Gegensatz zu Kitty, die lediglich im passenden Moment konvertiert war. Der Begriff des Patriarchats war wesentlich für den Glauben, und der Vater war der Felsen, auf den die Familie gegründet war. Ihm sollte man in jeder Hinsicht gehorchen.
Eines Samstagnachmittags kam Gideon, nachdem er eine ordentliche Dosis biblischer Inspiration zu sich genommen hatte, in die Küche und traf Eden an, die an dem wackeligen Küchentisch saà und die Enterprise las. »Die Arbeit bei der Enterprise hält dich von deinen häuslichen Pflichten ab«, erklärte er. »Du solltest dich besser um das Wohlergehen deiner Geschwister kümmern. Um mein Wohlergehen«, fügte er hinzu. »Ich bin der Fels, auf den die Familie gegründet ist, und auÃerdem bin ich euer Ernährer.«
Eden blickte von der Zeitung auf, als ob ihr Vater auf einmal Kisuaheli gesprochen hätte.
»Ein Mann kann nicht nur von Brei leben. Es ziemt sich, dass er von des Tages Mühen zu einem warmen Mahl nach Hause kommt.«
Eden wandte sich wieder ihrer Lektüre zu. »Es ist Samstag, Pa. Du kommst nicht von der Arbeit.«
»Nun, ich bin der Fels, auf den die Familie gegründet ist, und ich bin hungrig, Eden.«
»Der Breitopf steht auf dem Herd. Im Eisschrank ist auch noch eine halbe Flasche Milch. Wir haben ein bisschen Brot, und die Fettkanne ist randvoll. Brat dir etwas, wenn du möchtest.«
»Pferde essen Hafer mit Wasser. Menschen verdienen etwas Besseres. Meinst du nicht auch, Eden?« Sein Tonfall wurde weniger streng. »Menschen müssen essen.«
»Was nicht dick macht, macht trotzdem satt.«
»Bekommst du keinen Hunger?«
»Doch, natürlich.«
»Ich meine, nach richtigem Essen. Nach Essen, das zu Hause zubereitet wird.«
»Wir kochen zu Hause, Pa. Es hängt nur davon ab, wer zu Hause ist und wer gerade kocht.«
»Wie der Schinken mit Apfelsauce von deiner GroÃmutter«, sinnierte Gideon. »Manchmal gab es auch Truthahn mit ihrer besonderen Füllung. WeiÃt du noch, mit den Orangen, den Mandeln und Rosinen. Oder so wie bei Afton. Aftons Maissalat, ihr...«
»Diese Zeit ist vorbei, Pa.« Die Enterprise blieb an etwas Klebrigem hängen. Eden zog, und ein Stück der Zeitung blieb auf dem Tisch zurück.
»Das muss doch nicht so sein.«
»O Pa. Was erwartest du von mir?«
»Ein wenig Ehrgeiz. Ein wenig
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