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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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Fantasie.«
    Â»Ich habe Ehrgeiz. Ich habe auch Fantasie, und deshalb stehe ich nicht am Herd und stopfe die Mäuler der anderen.«
    Â»Kochen ist doch nichts Unehrenhaftes. Denk doch nur an deine Großmutter. Denk an das Pilgrim, und was sie dort geleistet hat. Natürlich können wir die, die in das Land gegangen sind, aus dem kein Reisender je zurückkehrt, nicht wieder lebendig machen, auch wenn wir alle im Himmlischen Reich eines Tages wieder vereint sein werden.« Gideon sprach vom Tod immer, als zitiere er aus einem Hochglanzprospekt. »Aber wir müssen doch nicht auf ein Land warten, in dem Milch und Honig fließen. Du kommst aus einer Familie mit guten Köchinnen.«
    Â»Wirklich?« Eden wies mit dem Kinn zum Schlafzimmer. Man konnte Kitty schnarchen hören.
    Â»Ist der Tee noch heiß?«
    Eden antwortete mit einem geistesabwesenden Hmm . Gideon schenkt sich und Eden eine Tasse Tee ein. Er goss ein wenig Milch hinein und setzte sich dann seiner Tochter gegenüber. Eden faltete die Zeitung zusammen und wappnete sich für eine Strafpredigt.
    Â»Die Douglass-Frauen sind bekannt für ihre gute Küche.«
    Â»Ich dachte, es sei ihr Freibrief«, sagte Eden. »Ich möchte nicht mein Leben lang an Herd und Waschmaschine gekettet sein.« Wenn Ruth ihr gegenübergesessen hätte, hätte sie gelächelt und ihr insgeheim applaudiert. Aber Ruth war nicht da, und die anderen Erwachsenen hielten einem immer nur entgegen: Was du willst, spielt überhaupt keine Rolle.
    Gideon setzte die Brille ab und putzte sie. »Ein Mädchen wie du, mit deiner Begabung. Ich wäre nicht überrascht, wenn du eine bessere Köchin wärst als deine Großmutter. Sogar besser als Afton.«
    Â»O Pa.« Schmeicheleien wirkten immer.
    Gideon griff in die Tasche und zog einen Zehn-Dollar-Schein heraus. Er schob ihn ihr über den Tisch zu. »Nimm den Wagen. Fahr nach Fairwell und kauf uns etwas zu essen. Gute Sachen. Die besten, die du finden kannst. Und bereite sie so zu, wie Afton es gemacht hätte.« Er setzte seine Brille wieder auf.
    Â 
    Eden kaufte mit den zehn Dollars ein, aber sie wusste nicht so recht, was sie mit den Lebensmitteln tun sollte. Hätte sie doch bloß Ruth gebeten, ihre erfolgreichen Rezepte aufzuschreiben. Oder hätte doch Afton nur etwas aufgeschrieben. Napoleon hätte seine Geheimnisse ja auch aufschreiben können. Bei dem Gedanken an seine Feigen Napoleon lief ihr das Wasser im Mund zusammen, aber Fairwell, Idaho, war nicht das Land von Feigen und Honig. Nein, hier war Eden auf sich allein gestellt und musste sich auf ihre Erinnerung und ihre Fantasie verlassen.
    Sie hatte einen Berg geschälter und in Stücke geschnittener grüner Äpfel vor sich und gab sie in einen großen Topf mit … was? Mit braunem Zucker. Ja, genau. Was noch? Sie erinnerte sich an die Zimtstange. Ruth hatte ihr immer erlaubt, sie herauszufischen und daran zu lutschen, wenn sie abgekühlt war. Ein Duft stieg vom Herd auf. Vielleicht stimmen die Mengen nicht ganz, dachte Eden, aber der Duft ist schon einmal derselbe. Sie legte Holz nach und stach mit einer Gabel in die Kartoffeln. Sie hatte gelernt, dass sie aufplatzten, wenn man sie vor dem Backen nicht einstach.
    Angelockt von den Gerüchen aus der Küche, schlenderte Ernest herein. Er hatte stumpfe blaue Augen, den rosigen Teint seiner Mutter und ihre gleichmäßigen Gesichtszüge. Als Jugendlicher war er noch nicht ganz in seine Hände und Füße, die riesengroß waren, hineingewachsen. »Was ist im Backofen, Eden?«
    Â»Schinken. Kartoffeln.«
    Â»Schinken mit Mandarinen, wie Grandma ihn immer gemacht hat? Mit all dem kleinen, klebrigen Zeug obendrauf?«
    Â»Ja. Außer Mandarinen. Es ist ein Schinken, aber nicht genau so wie Grandmas.«
    Â»Rührst du da in Apfelsauce?«
    Â»Ja.«
    Â»Wann können wir essen? Ich habe Hunger. So hungrig bin ich schon lange nicht mehr gewesen.«
    Eden wies auf die Spüle, in der Geschirr, Töpfe und Pfannen in fettigem Wasser schwammen.
    Â»Das Geschirr ist schmutzig«, stellte Ernest fest.
    Â»Wasch es ab. Du hast Hände, und du hättest gestern schon spülen sollen.«
    Â»Das ist keine Männerarbeit. Ich bin ein Mann.«
    Â»Na ja, du wirst ein sehr hungriger Mann sein, wenn du jetzt das Geschirr nicht abwäschst. Und mach es bloß ordentlich. Ohne Fett, mit frischem Wasser. So

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