Café Eden - Roman mit Rezepten
Offiziere wurden zum Kapitän beordert. In der Nähe war ein deutsches U-Boot entdeckt worden. Sofort wurden die Maschine und alle Funkgeräte ausgeschaltet. Jegliche Aktivität war strengstens untersagt, und niemand wagte, auch nur den geringsten Laut von sich zu geben. Eden kehrte wieder in ihren Schlafsaal zurück, in dem das Stöhnen mittlerweile nachgelassen hatte. Stundenlang lag sie in ihrer Koje, lauschte ihrem eigenen Herzschlag und merkte zum ersten Mal, dass sie in der Ausbildung auf die Möglichkeit zu sterben vorbereitet worden war. Na ja, dachte sie, wenigstens sitze ich nicht mehr in der Telefonzentrale.
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»Chicago Park Hotel, was kann ich für Sie tun?«
Diesen Satz hatte Eden Douglass x-mal am Tag gesagt. Oder zumindest fühlte es sich so an, während sie mit Kopfhörer in der Telefonzentrale des Hotels saÃ. Das Chicago Park war ein gutes Hotel, aber es war nicht das, wovon Eden geträumt hatte. Voller Hoffnung war sie nach Chicago gekommen, aber trotz gröÃter Anstrengungen hatten sich ihre Erwartungen nicht erfüllt. Vielleicht wusste sie einfach noch nicht so genau, in welche Richtung sie gehen sollte. Sie wollte unbedingt etwas Neues erleben, und ihr Traum war es, für eine Zeitung zu schreiben oder sich zu verlieben. Die Männer, die sie kennenlernte und mit denen sie ausging, waren zwar nett, aber niemand berührte »ihr Herz und ihre Seele«, wie es in einem Schlager hieÃ.
Und so erschien Eden der patriotische Ausbruch nach Pearl Harbor wie ein Wink des Schicksals. Jetzt konnte sie endlich Schritte in eine neue Richtung unternehmen. Und als sie schlieÃlich in der Zeitung las, dass das Frauen-Hilfscorps der Army Freiwillige suchte, gab es für sie kein Halten mehr.
Eines Herbstabends nahm Eden am Ende ihrer Schicht ihre Kopfhörer und ihr Namensschild ab, wirbelte mit ihrem Stuhl herum und sprang auf. »Ich gehe, Lenski«, sagte sie zu dem Manager und nahm ihren Mantel vom Haken. »Ich fahre über Weihnachten zu meiner Familie nach Idaho, und dann gehe ich zum Womenâs Army Auxiliary Corps.«
Mr. Lenski machte eine anzügliche Bemerkung über Hilfspositionen von Frauen in der Armee mit gespreizten Beinen auf dem Rücken. Dann fügte er hinzu: »Sie müssen die Kündigungsfrist einhalten.«
»Nicht, wenn ich den Job nicht zurückhaben möchte. Machen Sie es gut.«
Lenski lachte. »Sie kommen schon noch wieder und flehen mich auf Knien um einen Job an.«
»Erzählen Sie das den Marines«, erwiderte Eden mit der Arroganz, die sie von den drei Frauen gelernt hatte, mit denen sie sich zwei Zimmer und eine kleine Kochküche teilte. Es waren toughe, energische Mädchen, die aus der Provinz nach Chicago gekommen waren, um etwas zu erleben und ihrem vorgezeichneten Schicksal zu entgehen.
Das war auch der Grund, warum Eden Douglass in Chicago war. Wenige Wochen, bevor sie Emjay Gates, den jungen Mann, dem sie die letzte Gunst gewährt hatte, hätte heiraten müssen, war sie aus Fairwell entkommen. Sie hatte dabei das Beispiel ihrer Schwester Ada vor Augen, die in null Komma nichts mit Melvin Brewster verheiratet gewesen war und einen brüllenden Säugling im Arm hielt. Das Leben musste doch noch Besseres bereithalten.
1940 starb Ruth Douglass, die immer noch bei Tom und Afton in St. Elmo lebte. In ihrem Testament vermachte sie ihren gesamten Besitz, der sich immerhin noch auf tausend Dollar belief, Eden Louise. Sonst bekam niemand auch nur einen Penny - nicht einmal Afton, die sie so viele Jahre lang gepflegt hatte. Dieses Geld flüsterte Eden zu: Nimm mich, und verlass Fairwell, sonst wirst du es dein Leben lang bedauern.
Eden hörte auf die Stimme, packte ihre Sachen, hinterlieà ihren Eltern eine Nachricht und fuhr mit dem Zug nach Chicago. Dort mietete sie sich ein Bett im YWCA und bewarb sich um die Stellen, die ihr interessant erschienen. Die groÃen Tageszeitungen in Chicago hatten jedoch nicht auf sie gewartet. Sie konnten mit ihrer Erfahrung als Gesellschaftsreporterin der Enterprise nichts anfangen und wollten sowieso keine Frauen einstellen.
SchlieÃlich hörte sie von einem anderen Mädchen beim YWCA, dass ein Job in der Telefonzentrale des Chicago Park Hotels zu vergeben war. Eden setzte ihren besten, von Kitty abgelauschten Music-Hall-Akzent auf, log dem Manager vor, dass sie eine Schalttafel bedienen könne, und bekam den Job.
Und jetzt
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