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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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ließ sie Chicago für immer hinter sich, packte erneut ihre wenigen Habseligkeiten und nahm im Dezember 1943 den Zug nach Westen, nach Fairwell.
    Â»O Schätzchen!«, rief Kitty, als Eden am Bahnhof aus dem Zug stieg. »Du siehst über die Maßen elegant aus!«
    Â»Die Rückkehr der verlorenen Tochter!«, sagte Gideon und umarmte Eden.
    Zu Hause erwarteten sie Ada und Melvin mit ihren zwei kleinen Kindern und dem Baby. Ada hatte den Tisch gedeckt und Braten und Bohnen mitgebracht. Beim Abendessen verkündete Eden, sie werde sich nach Weihnachten dem weiblichen Hilfskorps der Armee anschließen. Kitty und Gideon hatten noch nicht einmal gewusst, dass es so etwas gab, aber Melvin Brewster hatte eine dezidierte Meinung dazu.
    Â»Frauen können keine Soldaten sein.«
    Â»Das stimmt nicht«, erwiderte Eden. »Im WAAC werden wir genauso ausgebildet wie die Männer. Überall übernehmen Frauen Jobs, die früher von Männern erledigt wurden. Es herrscht Krieg, falls du es noch nicht gemerkt haben solltest. Ernest ist direkt nach Pearl Harbor zur Navy gegangen«, fügte sie hinzu. »Ich gehe ebenfalls zur Armee. Was ist denn mit dir, Melvin? Wie sieht dein Beitrag aus?«
    Â»Melvin ist Vater«, sagte Ada.
    Â»Frauen können keine Soldaten sein. Sie können nur Soldatenhuren sein.«
    Â»Melvin!«, rief Ada.
    Gideon runzelte die Stirn, aber Kitty kicherte nur.
    Â»Was ist eine Hure?«, fragte Adas Ältester, ein fünfjähriger Junge.
    Melvin erhob sich und befahl seiner Frau, die Kinder zu holen, damit sie gehen konnten. Gideon versuchte, ihn zu besänftigen, aber er wollte nichts hören. Ada weinte, als er erklärte, die Brewsters säßen nicht mit Sündern an einem Tisch, und sie würden dieses Haus erst wieder betreten, wenn Eden gegangen sei.
    Â»Ach, papperlapapp«, sagte Kitty. »Ich warte schon seit Jahren darauf, dass er nicht mehr hierherkommt. Mach dir keine Gedanken wegen Melvin, Schätzchen. Sieh es mal so, dann haben wir mehr Dessert für uns.«
    Â»Was gibt es denn zum Dessert, Ma?«
    Â»Leider haben wir nicht viel Auswahl, aber Schwester Thorsen hat etwas von ihrem Sauerteig-Lebkuchen vorbeigebracht, weil du ihn so gerne isst. Ich auch. Und leider hat auch schon jemand ein Stück abgeschnitten. Tja, tja, wir sind wirklich Sünder.«
    Eden schlief in dem Zimmer, das sie sich früher mit Ada geteilt hatte. Jetzt hatte ihr Vater seinen Schreibtisch hineingestellt. An den Wänden hingen lange genealogische Listen, die in der Nacht raschelten wie Gespenster. Auf den niedrigen Regalen standen Bücher, und über dem sorgfältig aufgeräumten Schreibtisch hingen gerahmte Illustrationen der Handcart-Brigade aus einer Zeitschrift. Ihr Vater erzählte ihr, Schwester Thorsen habe sie ihm geschenkt.
    Am Tag nach ihrer Ankunft zog Eden alte Sachen an, band sich ein Stirnband um und machte sich an die Arbeit. Sie putzte und wusch, und der Geruch nach Stärke und Desinfektionsmittel erinnerte sie an Afton, der sie von ihren Plänen, dem Frauenhilfskorps beizutreten, schrieb.
    Â 
    Dezember 1943
    Â 
    Liebe Eden,
    Â 
    wie schön, Deinen Brief in der Hand zu halten, zu wissen, dass es Dir gut geht und Du glücklich bist. Welcher Segen für Deine lieben Eltern, dass Du dieses Weihnachten zu Hause verbringst. Mein Stolz auf Dich, auf Deine Wahl, unserem Land zu dienen, kennt nur die Grenzen christlicher Demut. Lass die Leute reden, was sie wollen, Tom und ich unterstützen Dich, so wie wir alle unsere Soldaten unterstützen. Manche haben gedient und dafür den höchsten Preis bezahlt, Eden. Unser Lucius ist dieses Jahr gefallen. Am 10. August in Guadalcanal im Dienste seines Landes und seines Gottes.
    Ich weiß, dass Du Dich fragen wirst, warum es so lange gedauert hat, bis ich Dir diese traurige Nachricht mitgeteilt habe, aber mein Herz brach, wenn ich die Worte schreiben wollte. Selbst jetzt zittert meine Hand, wie Du sicher erkennen kannst. Ich habe ehrlich versucht, Dir zu schreiben. Ich hätte auch Gideon geschrieben, aber jedes Mal, wenn ich diese Worte zu Papier bringe, empfinde ich den Verlust wieder aufs Neue. Bessie und Alma haben angeboten, für mich zu schreiben, aber Tom hat ihnen gesagt, nein, nein, Mädchen, Mutter muss es selber tun, wenn sie dazu in der Lage ist. Männer wie Tom Lance gibt es nicht mehr. Du findest sie einfach nicht mehr.
    Und jetzt endlich,

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