Café Luna: Verbotenes Glück
tatsächlich, ihr Plan ging voll auf. Als sie über den Hof rannte, stieß sie wie gewünscht mit ihrem Nachbarn zusammen, und der gesamte Inhalt ihrer Handtasche verteilte sich auf dem Boden. Ein Inhalt wohlgemerkt, der extrem gut gewählt war: Handy, Visitenkarten, Einladung zur Party heute Abend, eine Packung Kaugummis, ein paar Haarnadeln und viel Kleingeld. Letzteres, um möglichst viel Zeit zu schinden.
„Oje, entschuldigen Sie bitte!“, murmelte der über den Haufen gerannte Adonis und bückte sich, um all die Münzen und Nadeln zusammenzusuchen. Molly lächelte ihn gewinnend an.
„Ach, kein Thema, ich hatte es wohl einfach zu eilig. Und Sie? Auch auf dem Weg, die Nacht zum Tag zu machen?“
Er lächelte sie an, und Mollys Herz begann zu klopfen. „Nein, ich muss auf eine Geburtstagsfeier. Nicht, dass ich wirklich Lust darauf hätte, aber versprochen ist versprochen, nicht wahr?“
Ein Ehrenmann!, dachte Molly erfreut und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. Laut sagte sie jedoch: „In diesem Fall hätte ich etwas für Sie!“ Lässig hielt sie ihm die Einladungskarte für die Party heute Abend unter die Nase. „Dort muss ich nämlich nachher hin – sozusagen Party aus Verpflichtung.Gemeinsam mit einer Freundin. Also falls Sie ganz spontan dem Geburtstagszwang entfliehen wollen …“
Sie drückte ihm die Einladung in die Hand und legte den Kopf schief. Ihre eigene steckte sicher in ihrer Jackentasche.
Tom, dessen Namen Molly offiziell noch gar nicht wissen konnte, seufzte schwer und ließ einen wohlwollenden Blick über sie wandern. „Ich wünschte, ich könnte, das sieht nach wesentlich mehr Spaß aus, als dieser Abend für mich bereithält“, erklärte er dann bedauernd. „Aber manchmal gibt es eben Dinge, die man machen muss, egal, ob sie einem guttun oder nicht.“
Molly nickte weise. Nun, so viel dazu, ob sie nicht nur ihn, sondern auch noch einen seiner Freunde oder Brüder für den heutigen Abend gewinnen konnte – dieser Mann hatte unmissverständlich eine Mission zu erfüllen, von der ihn nicht einmal Molly abhalten konnte – und sie sah wirklich zum Anbeißen aus.
Betrübt nahm sie eine Handvoll Kleingeld und Haarklammern von ihm entgegen und zuckte mit den Schultern. „Tja, dann ist da wohl nichts zu machen – für heute. Aber wo wir doch Nachbarn sind – das nächste Mal, wenn wir uns treffen, sollten wir was ausmachen!“
Gespannt sah sie ihn an. Sein begeistertes Nicken und das breite Lächeln sprachen für ihn. „Auf jeden Fall, und ich bin übrigens Tom“, erklärte er und hielt ihr eine Hand hin. Molly schlug ein. Eine sympathische Hand! Warm, trocken, lange, schlanke Finger, dieser Mann war definitiv einen genaueren Blick wert. Und dann fügte er auch noch ein charmantes „Also dann, Frau Nachbarin!“, hinzu, als er sich zum Gehen wandte und ihr zum Abschied zuwinkte: „Auf unseren nächsten Zusammenstoß!“
Gerührt sah Molly zu, wie er den Hof verließ. Okay, das war nicht so ganz gelaufen, wie sie erhofft hatte. Aber trotzdem vielversprechend. Lächelnd stieg sie die Treppen wieder hinauf. Jetzt hieß es, sich erst einmal für die Party ordentlich in Schale zu schmeißen. Tom lief ihr ja schließlich nicht weg …
4. KAPITEL
„Immer noch keinen Kir Royal?“ Die freundlich lächelnde Bedienung hielt Matthis aufmunternd ein übervolles Tablett entgegen. Er rümpfte jedoch spontan die Nase und schüttelte den Kopf. Dann beeilte er sich schnell zu sagen: „Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie jede Runde an mich denken, aber ich bin einfach mehr der Bier-Typ.“ Er deutete auf sein Glas. Aus der Flasche zu trinken traute er sich in dieser illustren Gesellschaft dann doch nicht. Er sah ihr zu, wie sie die rosa gefüllten Gläser geschickt durch den brechend vollen Raum jonglierte. Weiter hinten stand Konstantin neben Maren und schüttelte die in etwa hunderttausendste Hand heute Abend. Er sah angestrengt und müde aus. Matthis prostete ihm über die Köpfe der Umstehenden hin zu. Konstantin nickte kurz, wurde aber sofort wieder von Maren ins Gespräch gezogen.
Matthis beneidete seinen besten Freund nicht. Maren hatte ihn eine Stunde vor dem Beginn der Eröffnung der Bar in der WG abgeholt. Gut gelaunt wie eh und je und in einer wirklich stylischen Kreation eines spanischen Designers, dessen Namen Matthis nicht einmal aussprechen konnte, hatte sie zur Eile gemahnt. Während Konstantin sich umzog, hatte Matthis mit ihr in der unaufgeräumten Küche
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