Café Luna: Verbotenes Glück
Gespräch, um ihr nachzuschauen. Und auch Luisa erregte wohlwollendes Aufsehen. Jetzt war sie wirklich froh, auf Molly gehört zu haben. Die hatte nämlich vehement den Kopf geschüttelt, als Luisa bei ihr eingetrudelt war, und nur zwei Worte gesagt: „So nicht!“ Dann hatte sie Luisa in ein Outfit von sich gesteckt, das ihr selbst inzwischen nicht mehr passte. „Zu viel Schwimmtraining.“ Luisa hatte sich einen Kommentar verkniffen, sie konnte sich nicht daran erinnern, wann Molly das letzte Mal irgendetwas trainiert hatte. Jedenfalls passte das schmal geschnittene, ärmellose Kleid hier sehr gut hin. Und Luisa wurde langsam immer sicherer. Vielleicht hatte Molly ja recht? Vielleicht half ihr so ein Abend zumindest dabei, dass sie ausnahmsweise mal nicht an Konstantin dachte und langsam wieder ein bisschen zu sich selbst fand?
„Na, jetzt bist du aber froh, dass ich mich auch noch um deine Haare gekümmert habe, was?“, flüsterte Molly, als sie endlich nebeneinander an der Theke standen und darauf warteten, dass der Barkeeper sie bemerkte. Luisa musste grinsen. Ja, Molly hatte recht. Und diesmal hatte sie ihre wilden Locken auch nicht in eine strenge Banane aus den 50ern geschlungen, sondern ihr eine lockere Hochsteckfrisur gezaubert. Einige der blonden Strähnen lockten sich neckisch um ihr Gesicht, als wären sie den Haarnadeln entkommen. Dabei war jede einzelne von ihnen Kalkül. Und das Make-up? Das hätte Luisa nie im Leben so hingekriegt. Molly war auf dem Gebiet echt eine Künstlerin. Sie wusste instinktiv, wie viel oder wenig der Natur nachgeholfen werden musste, um den optimalen Effekt zu erzielen.
Neugierig blickte Luisa sich um. Tatsache, derart viele gut gekleidete und vermutlich auch reiche Menschen hatte sie seit der Jubiläumsfeier von Hansen Kaffee nicht mehr gesehen. Und war das da hinten nicht Daniel? Luisa reckte den Kopf, aber weitere Gäste drängten sich in ihr Sichtfeld. Dabei war sie fast sicher, ihren Halbbruder entdeckt zu haben. Nunja, um ehrlich zu sein, wäre das auch wirklich kein Wunder. Snobistische Partys waren vermutlich sein Hobby. Ebenso wie das von Katharina von Heidenthal, der schönen Tochter der Konkurrenz. Daniel und sie würden wirklich gut zusammenpassen und gerade bei einer Abendveranstaltung wie dieser ein schönes Paar abgeben. Oberflächlich, aber gut aussehend! Wie auch immer, Luisa hoffte, wenn schon diese beiden Jetsetter hier irgendwo herumgeisterten, dass zumindest Konstantin nicht auch noch hier war. Ängstlich blickte sie sich um und beruhigte sich dann nach und nach wieder. Konstantin war nirgendwo zu entdecken. Und wenn einer hier auch nicht herpasste, dann doch wohl er. Schließlich hatte er doch wenig begeistert von den offiziellen Anlässen, zu denen er früher immer von seiner Mutter mitgeschleppt worden war, gesprochen.
„Was darf es sein, meine Damen?“, fragte der Barkeeper freundlich und beugte sich interessiert in Luisas Richtung. „Wenn Sie auf einen Nachschlag Kir Royal warten, jeden Moment müsste eine meiner Kolleginnen mit einem Tablett vorbeischweben.“
Luisa und Molly schüttelten sich zeitgleich. Seit dem Abend, als sie diverse Kaffeelikörmischgetränke gekostet hatten, waren sie beide geheilt. Weißwein und Crème de Cassis spielten da in der gleichen Liga.
„Nein, wirklich nicht“, erklärte Luisa überzeugt, „ich denke, wir hätten beide gerne …“, fragend blickte sie zu Molly.
„Schlicht und einfach: zwei Bier“, ergänzte Molly nickend.
„Endlich, ich hatte ja schon gar nicht mehr zu hoffen gewagt!“, meldete sich da eine Stimme neben Molly zu Wort, während der Barmann ihnen zwei Pils zapfte.
Luisa und Molly drehten sich um. Der junge Mann grinste schräg und hob sein eigenes Glas.
„Ohne aufdringlich sein zu wollen, wir drei sind so etwas wie eine Zwangsgemeinschaft.“
„Und das heißt genau?“, fragte Molly, während sie den Typ interessiert unter die Lupe nahm. Was sie sah, gefiel ihr: Er hatte zerstrubbelte blonde Haare und ein ansteckendes Grinsen. Außerdem trug er einen schicken grau melierten Anzug, der ihm sicher gehörte, aber bestimmt nicht allzu oft aus dem Schrank geholt wurde.
„Na, sehen Sie sich doch mal um“, erklärte der Fremde nun und tat aber dabei wahnsinnig geheimnisvoll. „Aber Vorsicht! Nicht, dass unsere Tarnung auffliegt!“
Luisa warf einen weiteren Blick in die Menschenmenge. Für einen Moment glaubte sie erneut, Katharina zu sehen, wandte sich aber schnell wieder um
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