Café Luna: Verbotenes Glück
Small Talk gehalten. Und er war nicht umhingekommen, sich zu fragen, wie lange Konstantin das noch so laufen lassen wollte. Natürlich hatte er seine Argumentation verstanden. Heute war Marens großer Abend. Und den würde er voll und ganz zerstören, wenn er mit all dem rausrückte, was ihm auf dem Herzen lag.
Und genau aus diesem Grund riss Konstantin sich nun auch, so gut es ging, am Riemen. Er lächelte, verteilte Komplimente und bemühte sich, interessiert auszusehen, egal, worüber geredet wurde. Nicht, dass auch nur ein echtes Gespräch zustande gekommen wäre in den letzten zwei Stunden. Aber das war ja auch nicht Sinn der Sache. Maren wurde gefeiert, und das zu Recht. Die Einrichtung der Bar war absolut auf das Raumkonzept abgestimmt und lud zum entspannten Genuss ein. Die Q-Bar würde binnen kürzester Zeit ein absoluter Renner werden, so viel war sicher. Hier bekam man nicht nur hervorragende Cocktails, nein, hier ging man hin, um zu sehen und gesehen zu werden. Für so ein Etablissement kaufte man sich sogar extra mal ein neues Kleid, nur damit man nicht aus Versehen eines trug, in dem man hier bereits schon einmal war.
Konstantin fühlte sich fehl am Platz. Natürlich war er es gewohnt, sich in Gesellschaft zu bewegen. Seine Herkunft und sein Name hatten ihm bereits mehr als eine Tür geöffnet, aber nicht durch alle war er auch hindurchgegangen. Mit Absicht. Er hatte inzwischen eine Lebensvision, die nicht nur sein Umfeld, sondern auch seine Arbeit betraf. Eine solche Veranstaltung passte nicht dazu. Aber er tat dies hier für Maren. Sicherlich auch, weil er wusste, dass er ihr bald sehr wehtun würde. Doch jedes Mal, wenn er an Luisa dachte, wurde ihm immer wieder bewusst, dass es nicht anders ging. Er wollte keine Sekunde mehr ohne Luisa sein. Irgendwann demnächst musste er Tacheles reden. Und dieses Irgendwann durfte sich nicht mehr lange hinziehen. Morgen früh würde Maren für ein paar Tage zu einer wichtigen Messe nach Mailand fliegen, und wenn sie zurückkäme, würde Konstantin ihr sofort die Wahrheit sagen.
Konstantin schenkte dem nächsten Händeschüttler ein gezwungenes Lächeln und wünschte sich, irgendwo anders zu sein. In einer kleinen Pizzeria mit Luisa. Oder aberzumindest neben Matthis mit einem Bier in der Hand an der Bar. Dann könnte er wenigstens über Luisa reden. Ihr Verhalten ihm gegenüber war genauso merkwürdig geblieben wie nach seinem Begrüßungsbesuch im neuen Büro. Konstantin fühlte sich, als würde ihm ein Teil seines Herzens fehlen. Das hier, das war er doch überhaupt nicht. Auch wenn ihm das all die letzten Jahre nicht aufgefallen war.
„Also, ich weiß nicht …“ Voller Unbehagen betrachtete Luisa all die Menschen, die sich in dem Raum drängten. „Mir ist das ein bisschen zu voll, wollen wir nicht woandershin gehen?“ Irgendwie konnte sie nicht glauben, dass so eine Snobparty die beste Gelegenheit wäre, um mit ihrem Liebeskummer fertig zu werden. Sie war schließlich nicht Molly!
„Auf keinen Fall gehen wir woandershin!“, erklärte Molly da auch schon rigoros, packte Luisas Hand und zog sie entschlossen zu dem in einem Dreiteiler gekleideten Türsteher mit dem akkuraten Scheitel. „Erstens gewinnen wir natürlich die zwei Karten für das James-Blunt-Konzert, die heute verlost werden, und zweitens: Je mehr Leute, desto größer ist die Auswahl!“ Nur wenig später hatten sie ihre Jacken an der Garderobe abgegeben und drängten sich in die Bar.
„Woher hattest du denn die persönliche Einladung?“, Luisa war noch immer überrascht, wie selbstverständlich Molly an dem gut aussehenden Zerberus der Eingangstür vorbeigekommen war. Er hatte ihnen sogar eine Karte mit einer Nummer ausgehändigt, die sie nicht verlieren sollten, wie er augenzwinkernd riet.
„Ach, einem unserer Kunden gehört der Laden“, erklärte Molly locker und sah sich strahlend um. „Holla, so viele schicke Menschen! Komm, wir genehmigen uns erst mal was zu trinken!“
Fest entschlossen und selbstbewusst bahnte sich Molly einen Weg zum Tresen. Luisa folgte ihr seufzend und bemühte sich um ein entschuldigendes Lächeln für all diejenigen, die Molly gut gelaunt zur Seite stemmte. Doch anscheinend war das gar nicht nötig, denn Luisa erntete nur nettes Kopfschütteln, ein „Nichts passiert“ oder „Ganz schön eng hier, was?“. Abgesehen davon, dass die Herren der Schöpfung sehr angetan zu sein schienen von Mollys wenig zaghafter Art. So mancher unterbrach sein
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