Café Luna: Verbotenes Glück
Thema. „Oder hat dir dein russischer Prinz ein neues Kleid geschenkt in Größe 34?“
Abwesend zuckte Katharina mit den Schultern. „Dimitri ist momentan gar nicht in Hamburg, sondern jettet irgendwo im Osten der Weltgeschichte herum.“ Er hatte ihr zwar gesagt, wo genau seine Reise hinging, aber Katharina war nicht ganz bei der Sache gewesen. Denn nur kurz davor war die Dauer seiner Reise zur Sprache gekommen: ein ganzer Monat! Mindestens! Missmutig verzog Katharina bei dieser Erinnerung das Gesicht. Ja, zugegeben, er hatte sie gebeten, ihn zu begleiten. Aber hallo! Sie war einfach keine Frau, die in irgendwelchen Hotels herumsaß und auf ihre Begleitung wartete. Hätte es sich um Amerika gehandelt, New York, Kalifornien. Oder um Spanien oder Italien. Dort hätte sie wenigstens shoppen gehen können.Aber der Ostblock?! Außerdem: viel zu kalt. Obwohl – ob er ihr einen Pelzmantel geschenkt hätte? Hmmm …
„Heißt das, er ist … abgemeldet?“, unterbrach da Valerie ihre Gedanken.
Katharina grinste. „Nur die nächsten drei Wochen. Ich bleibe bestimmt nicht brav zu Hause wie ein Hausmütterchen und warte auf ihn!“
„Recht hast du, wir von-Heidenthal-Frauen sind nicht gemacht zum Herumsitzen und Warten“, bestätigte Valerie und fragte interessiert: „Hast du schon Pläne?“
„Nachher treffe ich mich erst mal mit Daniel Hansen. Wir fahren nach Horn zur Rennbahn.“
„Da schau an“, Valerie konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. „Wer hätte gedacht, dass du dich doch noch fürs Geschäftliche interessierst. Eine Verabredung mit dem Sohnemann der Konkurrenz auf der Rennbahn – na, wenn das nicht geschickt ist! Meine Spionin in Spitzenhöschen!“
Mutter und Tochter grinsten sich quer über den Frühstückstisch hinweg an.
„Vergiss es“, winkte Katharina dann ab und fügte, als sie das erstaunte Gesicht ihrer Mutter bemerkte, hinzu: „Das mit den Spitzenhöschen, meine ich. Ich werde natürlich die Ohren offen halten. Warum reden Männer eigentlich immer so gerne übers Geschäft?“
„Reine Eitelkeit“, antwortete Valerie und lächelte in sich hinein. Sie selbst hatte sich diesen Wesenszug des anderen Geschlechts ebenfalls schon häufig genug zunutze gemacht. Und sie war sich sicher, dass ihre Tochter darin ebenso raffiniert war wie sie selbst.
„Wie gewonnen, so zerronnen“, zuckte Daniel nonchalant mit den Schultern, als sein Favorit eine halbe Kopflänge nach dem Gewinner durch das Ziel schoss. Katharina sah ihn interessiert an. Der Nachmittag mit Daniel war bisher ohnehin sehr angenehm gewesen. Er hatte sie nicht nur mit seinem neuen Lamborghini abgeholt, nein, er hatte ihr auch noch genau die richtigen Komplimente gemacht. Katharina kannte sie inzwischen alle. Häufig jedoch waren diese schönen Komplimente genauso fade und durchschaubar wie die Männer, die sie machten, in der Hoffnung, Katharina gnädig zu stimmen. Daniel dagegen ließ seine charmanten Nettigkeiten wie nebenher einfließen, ohne auf eine Reaktion von ihr zu lauern. Er hatte ihr die Eigenarten der meisten Pferde und Jockeys erklärt, würzte diese Informationen mit lustigen Anekdoten und amüsanten Lästereien und vergaß nicht, sie immer wieder nach ihrer Meinung und ihrem Wohlbefinden zu fragen. Sie hatte zugesehen, wie er große Summen gesetzt, die ersten paarmal gewonnen und dann nur noch verloren hatte. Und wenn sie etwas an einem Mann attraktiv fand, dann die Tatsache, dass er ebenso lässig verlieren konnte wie gewinnen. Ohne groß zu zögern, sagte sie ihm das auch.
Überrascht lachte er auf. „Weißt du, es darf nicht nur ums Gewinnen gehen. Wenn man ausschließlich auf das Geld schielt, geht man irgendwann nur noch auf Nummer sicher. Und das ist der Tod für jedes Spiel. Die Risiken sind es, die es lebendig halten.“
Flirtend lehnte sich Katharina gegen ihn. „Das klingt, als würdest du über weit mehr als Pferderennen reden.“
„Tu ich auch.“ Daniel lachte das erste Mal seit Ewigkeiten wieder gelöst. Endlich mal jemand, der ihn verstand und nicht versuchte, ihn klein zu reden wie seine Familie! „Das ist meine Philosophie. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Außerdem macht das Wagen weitaus mehr Spaß als das Gewinnen. Nur so hat man im Leben und im Geschäft Erfolg. Und weißt du, in welchem Bereich diese Einstellung jeden ernsthaften Geschäftsmann am weitesten bringt?“
Pflichtschuldig schüttelte Katharina den Kopf, schenkte Daniel einen bewundernden Augenaufschlag und
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