Café Luna: Verbotenes Glück
selbst Mut machen, der unangenehmen Wahrheit ins Gesicht zu sehen, nickte Luisa zustimmend vor sich hin und nahm dann einen Schluck Milchkaffee. „Tatsache ist und bleibt: Er ist verlobt und hat mich angelogen.“
Einen Moment schwieg selbst Molly.
„Weichei, dummes!“, krähte es da ziemlich laut und unmissverständlich aus dem Nachbarzimmer. Luisa und Molly schauten sich einen Moment an, dann prusteten sie los.
„Sittichmund tut Wahrheit kund!“, verdrehte Luisa kurzerhand den bekannten Spruch, und Molly reimte schräg weiter: „Mozartschnabel erzählt keine Fabel. Und jetzt: Frühstück auf die Gabel!“
„Reim dich, oder ich fress dich, was?“ Luisa musste lächeln und nahm zögernd einen Bissen von dem Rührei, das Molly großzügig auf beide Teller verteilt hatte.
„Wo wir gerade schon bei wahren Sprüchen sind“, Molly pickte sich eine Tomate aus dem Ei. „Andere Mütter haben auch schöne Söhne!“
„Ich weiß. Nur dass ich eben ausgerechnet diesen einen wollte, den ich nicht haben kann.“ Luisa seufzte, doch bevor sie wieder in traurige Gedanken versinken konnte, schlug Molly auch schon eifrig vor: „Ach, komm schon, wir melden dich nachhergleich mal bei einer der Partnerseiten im Internet an. Da kann man auch einfach nur nette Leute kennenlernen, die mit einem ins Kino gehen oder so!“ Aufmunternd guckte sie ihre beste Freundin an. „Vielleicht findet sich da jemand, mit dem du dich mal hin und wieder treffen kannst, und wenn dann mehr draus wird …“
„Vielleicht später“, vertröstete Luisa Molly. „Apropos Männer: Was macht eigentlich dein Lieblingsnachbar?“
Damit war das Thema Internet Gott sei Dank gestorben. Molly ließ sich nicht lange bitten und geriet derart ins Schwärmen, dass sie darüber fast das Frühstück vergaß.
„Meinst du, ich sollte ihn echt einladen – ganz unverbindlich zu einem Essen unter Nachbarn?“, schloss sie schließlich ihren Bericht und fügte grinsend hinzu: „Ich kenne schließlich inzwischen seine Leibspeise.“
Luisa drehte sich um und suchte in ihrer Handtasche nach den Tarotkarten.
„Na, die Frage können wir gleich professionell beantworten …“
Auch bei den von Heidenthals gab es Frühstück. Wenn auch die Auswahl um vieles größer war als bei Molly und Luisa. Katharina nahm sich gerade von dem gebeizten Lachs und träufelte einen Hauch Sahnedillmeerrettich darauf. Genießerisch schnitt sie einen hauchdünnen Streifen ab und ließ ihn sich auf der Zunge zergehen. Nichts war geeigneter für den Morgen nach einer langen Nacht als Fisch.
Der Platz ihres Vaters war leer – so wie schon seit Tagen. Überhaupt, fiel ihr gerade auf, hatte sie ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen.
„Was ist mit Paps? Ist der auf Geschäftsreise oder so?“ Das war natürlich Unsinn, wie ihr selbst auffiel, sie konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann ihr Vater das letzte Mal auf Geschäftsreise gewesen war. All die letzten Jahre hatte ihre Mutter diesen Part übernommen.
Valerie lächelte dementsprechend auch über Katharinas Frage und gab lässig zurück: „Reise würde ich das nicht nennen. Eher vielleicht ‘Clausur’„, sie musste über ihre geschickte Wortwahl laut lachen. Auf Katharinas verständnislosen Blick hin erklärte sie: „Ich glaube, wir haben einen echten Künstler im Haus. Dein Vater scheint sich ja gar nicht mehr von seinen Pinseln und Leinwänden trennen zu können.“ Garantiert würde sie ihrer Tochter nichts von dem Streit berichten und auch nicht von dem Grund, warum sich Claus in seine Schmollecke zurückgezogen hatte. Früher oder später würde er schon wieder auftauchen, schweigsam wie immer, und so tun, als sei nichts gewesen. Das hatte er bis jetzt immer so gemacht. Auch wenn er es diesmal überraschend lange durchhielt und gestern spontan in der Firma erschienen war. Dort hatte er sich mit verschiedenen Akten zurückgezogen, obwohl er in den letzten Jahren nur noch drei Tage pro Woche pro forma sein Gesicht im Unternehmen gezeigt hatte. Irgendwas stimmte da nicht, aber Valerie war trotzdem überzeugt, dass sie weiterhin das Sagen in der Firma und zu Hause behielt. Schließlich hatte sie überzeugende Gründe, Claus in Schach zu halten …
„Warum nimmst du dir kein Brot“, lenkte sie also geschickt ab, „du brauchst dir doch keine Gedanken über deine Figur zu machen!“ Sie selbst hatte gerade ihren Fruchtsalat aufgegessen, der jeden Morgen ihr Frühstück ausmachte, und wechselte dann das
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