Café Luna: Verbotenes Glück
zu verschmieren, das wäre nun wirklich das Letzte, was sie noch gebrauchen könnte. Wie ein Mantra sagte sie sich stumm immer wieder ihre Zahlen vor und bemühte sich,Konstantin nicht anzusehen. Zu wissen, dass er sie angelogen, ach was, benutzt hatte, war schon übel genug! Aber mit der Frau an seiner Seite konfrontiert zu werden, das war nun wirklich eine viel härtere Nummer.
Am liebsten würde sie sich jetzt einfach umdrehen und gehen, doch ein Blick auf die Umstehenden hatte ihr gezeigt, dass momentan kein Durchkommen war. Außer, sie würde es sich erzwingen. Aber Luisa war eben nicht die Sorte Frau, die gern Aufsehen erregte. Also holte sie tief Luft und sprach sich selbst Mut zu. Sobald diese blöde Verlosung vorbei war, würde sie die Party sofort verlassen. So lange hieß es wohl, Zähne zusammenbeißen und Stolz bewahren. Sie biss sich auf die Unterlippe. Viel schlimmer konnte es wohl kaum kommen. Die nächsten paar Minuten würde sie überstehen. Souverän und gelassen. Ohne Tränen. Fest drückte sie Mollys Hand. Was für ein Glück, dass ihre beste Freundin bei ihr war.
In der Zwischenzeit hatte Maren sich ein sauberes Thekentuch besorgt und im privaten Bereich der Bar ihr Kleid sauber gewischt. Der ekelhafte Biergeruch war einigermaßen verschwunden. Trotzdem war sie froh, dass alle Aufmerksamkeit auf die kleine Bühne gerichtet war, auf der gerade die beiden Gewinner des heutigen Abends ausgelost wurden. Sie stellte sich ganz an den Rand der Theke. Ein Durchkommen war unmöglich. Wenigstens entdeckte sie ihre langjährige Freundin Katharina nicht weit von ihr. Konstantin, in einiger Entfernung, stand wie festgefroren noch immer am gleichen Platz. Maren zwängte sich in Richtung Katharina.
„Gleich haben wir die Gewinnernummern, ich bitte die Gewinner, ihre Hände hochzustrecken!“, kündigte der Moderator an.
„Und wie sieht ein interessanter Sonntagnachmittag so bei dir aus?“, fragte Katharina gerade und sah Daniel neugierig an.
„Pferde, Geld und schöne Frauen. Also, wenn du Lust hast auf ein bisschen richtigen Nervenkitzel, komm morgen mit auf die Rennbahn“, schlug er vor, als der Moderator die erste und dann die zweite Gewinnernummer nannte. Gerade wollte Daniel sich noch näher zu Katharina beugen, als er Maren entdeckte. Fast wie ertappt richtete er sich schnell auf und lächelte ihr entgegen. „Maren, schön, dich zu sehen. Du hast dich mal wieder selbst übertroffen.“ Er machte eine große Geste und befand dann lässig: „Aber das haben dir bestimmt inzwischen schon Hunderte andere gesagt.“
Maren sah über seine Schulter, wie weiter vorne die Gewinner ihre Hände in die Höhe reckten. Die eine gehörte Konstantin, die andere der jungen Frau ihm gegenüber. Beide sahen alles andere als begeistert aus. Irgendetwas stimmte da nicht! Nur am Rande hörte sie Daniel weiterreden: „Wie wäre es mit einem Kontrastprogramm morgen? Wollen wir zu dritt zur Rennbahn?“
Maren nickte abgelenkt und starrte auf den Lichtspot, der nun Konstantin und diese nichtssagende kleine Blondine erfasst hatte. Applaus brandete auf.
„Ich glaube nicht, dass Maren Zeit hat“, antwortete Katharina da für sie. „Morgen früh geht ihr Flug zu einer der wichtigsten Möbelmessen.“
Daniel blickte fragend auf, doch Maren nickte noch immer. Der Moderator machte einen auf Alleinunterhalter und wollte nun wissen, ob die beiden Gewinner denn auch gemeinsam zum Konzert gingen. Das Mikrofon wurde angereicht.
Luisa schnappte es sich.
„Warum sollten wir?“, fragte sie, und ihre Stimme zitterte leicht. „Schließlich gewinnt jeder von uns zwei Karten, oder?“
Der Moderator schüttelte den Kopf und lachte affektiert. „O nein, nein. Es gibt insgesamt nur zwei.“
„In diesem Fall“, erklärte Luisa rundheraus und nicht gerade leise, „hoffe ich, dass die Karte übertragbar ist!“ Sie nahm ihren Gewinn entgegen, packte Molly an der Hand und zog sie hinter sich her. Es reichte. Endgültig. Keine zehn Pferde würden sie zu einem Konzert in Begleitung mit diesem Lügner bringen!Konstantins Rufe überhörte sie geflissentlich. Sie eilte zur Garderobe, erklärte, es sei ein Notfall, schnappte sich die zwei Jacken und stoppte erst rund dreihundert Meter weiter auf der Straße, die Hand erhoben, um ein Taxi herbeizuwinken. Luisa fühlte sich wie auf der Flucht.
Hätte sie gewusst, dass Konstantin in der Q-Bar von Matthis vehement daran gehindert wurde, ihr zu folgen, vielleicht hätte sie sich
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