Café Luna: Verbotenes Glück
Locken waren in einer eleganten Hochsteckfrisur gebändigt. Luisa drehte den Kopf hin und her.
„Das … das ist ja …“, murmelte sie schließlich. Jetzt noch ein Kostüm und ein entsprechendes Make-up, und sie könnte direkt als Geschäftsfrau auf dem Weg zu einem offiziellen Termin durchgehen.
„Super, oder?“ Molly blickte sie gespannt an. „Steht dir auch echt gut!“
Luisa rang sich ein Lächeln ab. „Vermutlich hast du ja recht. Wenn ich irgendwann einmal so richtig wichtig aussehen muss, weiß ich ja jetzt, wen ich um Hilfe fragen kann. Aber …“, mit entschuldigendem Blick löste sie eine Strähne nach der anderen, „… das bin ich einfach nicht.“
„Ach, keine Sorge, für morgen zauber ich dir was anderes!“ Molly nahm die Haarklammern entgegen und strahlte voller Vorfreude. Sie nahm es ihrer Freundin nicht übel, dass sie in nur einer Minute ihre Arbeit von einer halben Stunde zerstörte. Schließlich war Luisa gerade auch nicht ganz sie selbst.
Ein wenig enttäuscht, dass Luisa nicht bei ihr übernachtete, räumte Molly nur wenig später das gespülte Geschirr weg. Sie hätte da noch so einige kleine, feine Rachepläne in petto gehabt für den untreuen Von-und-zu-auf-und-ab! Auf der anderen Seite konnte Molly auch verstehen, dass Luisa sich noch ein wenig in die Geschäftsunterlagen einlesen wollte, die sie von der Arbeit mitgenommen hatte. Für Molly selbst war Arbeiten auch das Allheilmittel fürLiebeskummer. Nun ja, direkt nach einem Ausgehmädelsabend mit Luisa natürlich. Aber den würden sie ja am nächsten Tag haben.
Molly genehmigte sich noch ein kleines Eis. Natürlich mit Kaffeegeschmack, schließlich hatte Luisa den Nachtisch mitgebracht. Damit schlenderte Molly in das Wohnzimmer. Das Licht in der Wohnung gegenüber war an, die Vorhänge aufgezogen. Molly verzichtete darauf, die Stehlampe anzuknipsen, und trat im Dunkeln an das Fenster. Ihr neuer Nachbar sah sich im Fernsehen einen alten Schwarzweißfilm an und machte dabei Liegestützen. Nichts ging über einen Mann, der sich körperlich fit hielt. Ganz im Gegensatz zu ihrem Zahnarzt, zu dem sie nun ganz sicher nicht mehr gehen würde. Wer sagte ihr denn, dass er nicht versuchen würde, sie zu einem Treffen zu überreden, während sie hilflos und mit weit aufgesperrtem Mund vor ihm auf dem Stuhl lag und nicht „Nein danke“ sagen konnte! Garantiert nie wieder! Da hatte er wirklich Pech gehabt!
Tom Klabunt dagegen – Molly war heute Morgen schnell ins Hinterhaus geflitzt und hatte sein Klingelschild begutachtet – war da eine ganz andere Liga. So viel stand schon mal fest. Außerdem stand nur sein Name an der Wohnungstür zu der geräumigen Vierzimmerwohnung. Der Mann war also nicht nur solo, nein, er hatte auch noch genug Geld, um sich so viel Platz zu leisten. Nun ging er über zu Sit-ups. Molly verfluchte leise den viel zu großen Hinterhof. Ob sie sich ein Fernglas anschaffen sollte? Nicht, dass sie eine Spannerin wäre, ganz im Gegenteil, aber Tom hatte sich seines T-Shirts entledigt. Eine gute Sicht auf seine Bauchmuskeln wäre jetzt genau der richtige Nachtisch nach dem Nachtisch.
„Klamotten runter!“, krähte es da lauthals aus dem Käfig, den sie für Mozart, ihren neuen Mitbewohner, angeschafft hatte. Offensichtlich verfügte der kleine Piepmatz neben ein, zwei Schimpfworten auch noch über ein paar andere Redewendungen.
„Nicht nötig“, kicherte Molly, „das hat er schon. Ihr beide würdet sicher gut zusammenpassen!“
Das private Sportprogramm ihres Nachbarn neigte sich dem Ende entgegen. Er machte noch ein paar Dehnübungen, dann nahm er die Fernbedienung zur Hand und ließ sich auf das Sofa fallen. Schade, Molly konnte nur noch seine Beine sehen. Nun gut. Sie zog ihre Gardinen zu und schnappte sich die Fernsehzeitung. Mal sehen, für was für Filme sich Tom so interessierte …
3. KAPITEL
Gut gelaunt und mit einem kleinen Liedchen auf den Lippen marschierte Johann Rieger am nächsten Morgen den Flur im vierten Stock des Krankenhauses entlang. Den Weg zum Zimmer von Eleonore Hansen kannte er inzwischen wie im Schlaf, und die Schwestern winkten ihm freundlich zu. Johann wusste, dass sie hinter seinem Rücken über ihn redeten, aber das machte ihm nichts. Schließlich hatte er sie auf seiner Seite. Schwester Steffi war sein größter Fan. Johann Rieger betrat wohlgemut das Zimmer 403, in dem Eleonore lag.
„Guten Morgen“, grüßte er fröhlich und begann, seine Mitbringsel
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