Cagot
inzwischen, dass du ein Kackmensch bist. Sieh dir doch bloß deine blöden zuckenden Augen an. Welches Cagot-Syndrom ist das? Was ist das für eine Störung? Alperts? Hallervorden? Welche? Faszikulation. Augenzucken. Eine typische Cagot-Macke. Der Kretinismus der Berg…«
Miguel schlug Nairn mit solcher Wucht ins Gesicht, dass Blut aus dem Mund des Schotten spritzte, ein Klumpen aus Blut und Spucke, der, im Licht der Autoscheinwerfer funkelnd, im Sand landete. Dann knurrte Miguel seine Männer an.
»Los, grillt den Bimbo. Sofort.«
Alphonse wurde zu dem Pfahl in der Mitte des Scheiterhaufens geschleppt. David sah entsetzt zu, wie Miguels Männer ihn daran festbanden. Es war ihnen ernst.
Amy schrie: »Miguel. Hör auf. Bitte! Bist du wahnsinnig geworden?«
»Die Zulo spricht? Ja? Bai? Ez? Sag mir, wo Eloise Bentayou ist, und ich höre auf der Stelle auf. Aber bis dahin werde ich diesen blöden Scheiß-Baster verbrennen … genau so, wie sie meine Leute verbrannt haben … wie sie die Basken erst wie Hexen gefoltert… und dann verbrannt haben …«
»Du bist doch gar kein Baske, du blödes Arschloch«, stieß Angus Nairn hervor. »Du bist ein Cagot. Ein Kackmensch. Sieh dich doch an…«
»Angus, hilf mir! Bitte hilf mir!«
Es war Alphonse. Seine Stimme war ein schrilles, panisches Heulen. Inzwischen hatten ihn Miguels Männer an den Pfahl gebunden; der Himmel hinter ihm war von einem undurchdringlichen Schwarz. Amys Gesicht war starr vor Entsetzen.
»Hör auf… Miguel…«
»Nur wenn du es mir sagst. Wo ist Eloise? Los, sag schon!«
»Warum?«, fauchte ihn Nairn an. »Warum, du Cagot-Arschloch? Warum sollten wir sie dir ausliefern? Du bringst sie sowieso um. Oder etwa nicht?«
Miguel machte eine Handbewegung.
»Elfuego. Mesedez…«
Entsetzt schaute David zum Scheiterhaufen. Einer von Miguels Männern bückte sich zu dem trockenen Feuerholz hinab, das um Alphonses Füße aufgeschichtet war. David sah, dass Nairns junger Freund Nike-Laufschuhe trug. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie von der Hitze schmelzen würden. David wappnete sich innerlich gegen das, was jetzt kommen würde. Enoka zückte ein Zippo-Feuerzeug. Der Zunder fing sofort Feuer.
»Angusss!«
Alphonses überschnappende Schreie gellten durch die Schlucht.
Zögernd züngelten die ersten Flammen an den Beinen des jungen Baster hoch, als wollten sie an seiner Haut lecken - wie Löwenjunge -, ihn probieren.
»Ah, was für ein gemütliches Feuerchen.« Miguel rieb sich genüsslich die Hände. »Und dazu grillen wir uns jetzt einen knackigen Mischlingsboy. Wir räuchern uns einen sinotsu.«
Die Flammen wurden größer und frecher; sie stiegen höher. Das Wüstenholz war extrem trocken. Es knisterte und knackte in der kalten, klaren Luft. Würziger Rauch erfüllte die Nacht. Vom Himmel schien der Wüstenmond herab. Alphonse stieß einen spitzen Schrei aus, wand sich unter seinen Fesseln.
Mit einem theatralischen Seufzen wandte sich Miguel an Nairn.
»So, jetzt musst du mir aber wirklich erzählen, wo sie ist. Alphonse wird gleich sterben, bei lebendigem Leib geschmort. In diesem Zustand willst du ihn doch sicher nicht mehr, oder? Wenn er nur noch ein Stück Braten ist? Hörst du nicht, wie das Feuer knistert und knackt?«
Nairn sah Miguel in die Augen.
»Du bringst uns doch sowieso um - egal, was wir machen.« Alphonse wand sich unter seinen Fesseln und stieß einen gellenden Schrei aus. »Angus … bitte, Angus … bitte sag’s ihm!« Miguel lächelte.
»Er möchte am Leben bleiben, Doktor Nairn. Er möchte seine … knabenhaften Gliedmaßen nicht gegrillt bekommen - was ich ihm, ehrlich gestanden, auch nicht verdenken kann. Nicht umsonst bin ich Vegetarier. Barazkijalea naiz!« Er seufzte. »Sag es uns endlich.«
Nairn blieb stumm. David konnte seine Kiefer mahlen sehen, seine Zähne knirschten. Alphonse winselte und heulte. »Angus! Ich verbrenne! Bitte!«
Die Flammen züngelten immer höher an Alphonse empor, ein verirrter Funke fing sich in seinen schwarzen Locken; sie begannen zu qualmen, und in den Rauch des Holzfeuers mischte sich der Geruch von versengtem Haar. Alphonse fing Feuer. Er begann zu brennen.
Die Sekunden des Wartens dehnten sich zu einer Ewigkeit.
»Also gut! Das reicht! Aufhören!«, schrie Nairn endlich. »Ich sage dir, wo Eloise ist! Aber hör sofort auf mit diesem Wahnsinn.«
Miguel wirbelte herum - und fuhr Nairn an: »Aber jetzt sofort!«
»Sie ist im Sperrgebiet.«
»Wo da
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