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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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uns bei der Suche nach Tim zu helfen.«
    »Ich soll also hierbleiben?«
    »Ja, bleiben Sie vorerst, wo Sie sind, bis wir Näheres wissen. Tauchen Sie in Frankreich oder Deutschland unter. Dank Schengen können Sie unbemerkt nach Deutschland einreisen. Ziehen Sie den Kopf ein. So tief wie es nur irgend geht. Sie wissen hoffentlich, dass Sie jetzt nur noch Münztelefone benutzen dürfen.«
    »Ja.«
    »Und rufen Sie auch nie zweimal vom selben Münztelefon an. Mich erreichen Sie wie bisher … Bei Ihrer Frau sollten Sie es allerdings unter dieser speziellen Nummer versuchen.«
    Simon klopfte seine Taschen ab und fand einen Stift. Er notierte sich die Nummer.
    Der DCI seufzte.
    »Simon … es tut mir wirklich leid. Aber Sie sollten sich … auf das Schlimmste gefasst machen. Und sehen Sie sich auf keinen Fall dieses Video an. Sie wissen, wie brutal diese Dreckskerle sind. Wir hören voneinander.«
    Aus dem Hörer kam ein Klicken, gefolgt von einem leisen Drrrrrr. Simon dachte an die letzte Begegnung mit seinem Bruder - »Ich habe einen Hund für dich gemacht, hoffentlich gefällt er dir.«

41
     
    Der Morgen war hell und unfassbar strahlend. David wurde von einem Klopfen an der Tür geweckt.
    »Mistah Kellerman erwartet Sie auf der Terrasse«, sagte eine Stimme durch die Tür.
    David schaute sich im Zimmer um. Er musste wieder eingeschlafen sein, so fest, dass er nicht einmal mitbekommen hatte, dass hinter den dünnen Vorhängen die Sonne aufgegangen war.
    Er versuchte, beim Duschen nicht an seinen Albtraum zu denken. Aber Amy spürte, dass ihn etwas beschäftigte.
    »Ist irgendwas?«
    »Nein. Wieso? Ich bin nur froh, endlich in Sicherheit zu sein.« Sie sah ihn an.
    »Wir müssen als Erstes nach Eloise suchen.«
    Sie zogen frische Kleidung an, die man ihnen bereitgelegt hatte; dann verließen sie das Zimmer. Wie aus dem Nichts erschien der Assistent, der sie geweckt hatte, und führte sie auf eine sonnenbeschienene Terrasse mit Blick aufs Meer. Der Wind hatte nachgelassen. Der Blick war asketisch: ein unberührter, menschenleerer Strand, ein paar kleine Felseninseln draußen in der Bucht. Das ferne Bellen von Seehunden. Nach Süden und Norden felsige Wildnis mit unnahbaren Buchten und Kliffs. Einzige Abwechslung in der bedrückenden Trostlosigkeit waren die Umrisse einer riesigen Diamantenmine in der Ferne.
    Auf der Terrasse war ein Tisch gedeckt. Angus war bereits da und trank Kaffee. Kellerman neben ihm trug einen cremefarbenen Leinenanzug und eine dezente Seidenkrawatte.
    Und ihnen gegenüber saß Eloise.
    Amy rannte auf das Cagot-Mädchen zu und umarmte es. Kellerman machte eine Handbewegung in Davids Richtung. »Nehmen Sie doch Platz.«
    Sie setzten sich und unterhielten sich angeregt mit Eloise. Sie wirkte völlig entspannt, fast glücklich. Zumindest nicht verängstigt.
    Jemand brachte einen Korb mit Gebäck, Kaffee, dazu frisch gepressten Orangensaft, kaltes Fleisch und Brot. Der ungewohnte Luxus hatte etwas Überraschendes: als hätten sie in der Hölle gerade in einem erstklassigen Hotel eingecheckt.
    David und Amy stürzten sich auf das Essen: Erst jetzt merkten sie, wie hungrig sie waren. Doch dann hielt David inne und schauderte. Unauffällig schob er den rosa glänzenden Schinken von seinem Teller wieder auf die Platte zurück. Stattdessen nahm er sich mehr Obst und Brot. Kein Fleisch. Er wollte kein Fleisch.
    Kellerman trank aus einer Porzellantasse Kaffee und beobachtete sie. Wortlos und reserviert. Sein superflaches Handy lag auf dem Tisch. Ein derart magersüchtiges Handy hatte David noch nie gesehen.
    Angus Nairn ergriff das Wort: »Leute. Fürs Erste sind wir hier in Sicherheit. Ich habe bereits mit Nathan gesprochen. Sie werden es nicht wagen, ins Sperrgebiet zu kommen. An den Wachen kommen sie nicht vorbei.«
    »Bist du da sicher?«, fragte David.
    Angus warf Nathan Kellerman einen kurzen Blick zu. Der nickte, eher beiläufig, und schaute auf sein Handy.
    Angus wandte sich wieder Amy und David zu.
    »Wir können also unbesorgt sein. Jedenfalls ein, zwei Tage.«
    Fast wäre David bei dem Wort unbesorgt in verächtliches Gelächter ausgebrochen.
    Unbesorgt?
    Das Bild Alphonses war in sein Gedächtnis eingegraben, in seinen Neocortex tätowiert. Ein Mensch, der seine Todesqualen hinausschrie, während er bei lebendigem Leib verbrannte; und Miguel, der den Geruch des verbrennenden Fleischs gierig einsog. Der kannibalische Cagot…
    David unterdrückte ein Schaudern und aß sein Frühstück auf. Brot

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