Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
Vom Netzwerk:
verstärkten das prasselnde Fauchen.
    Angus lag bäuchlings neben ihm im Sand. Er legte David die Hand auf die Schulter.
    »Das war der Ölgenerator … jetzt brennt der ganze Treibstoff.« Der Schotte drehte sich auf den Rücken und schaute aufs Meer hinaus. »Das Boot… dieses verdammte Drecksboot… Scheiße …«
    Entsetzt starrte David auf das Werk der Zerstörung. Wer sich in einem der Gebäude oder auch nur in ihrer Nähe aufgehalten hatte, dürfte keine Chance haben. Keine Hoffnung. »Sie müssen von Walvis Bay heraufgekommen sein«, murmelte Angus. »Vielleicht auch von Oranjemund …«
    »David?«
    Eine sanftere Stimme. David wirbelte herum.
    Es war Amy. Sie stand im Sand, unversehrt, aber am ganzen Körper zitternd. Und hinter ihr war Nathan Kellerman. Er wankte blutüberströmt auf sie zu.
    Amy sank David in die Arme.
    »Ich bin zum Strand runtergegangen, um nach dir zu sehen … und dann wurde ich plötzlich zu Boden geschleudert…«
    David drückte sie fest an sich. Angus sah Nathan Kellerman an.
    »Und Eloise?«
    Kellermans Stimme war müde und matt.
    »Sie wurde von den Flammen eingeschlossen.«
    Sein Anzug war von einer teerähnlichen Substanz überzogen; erst beim zweiten Hinsehen merkte David, dass es Blut war. Es kam aus einer Wunde in Kellermans Brust.
    Und dann mischte sich ein neues Geräusch in das Brausen des Flammeninfernos. Mehrere Autos kamen auf den Strand gerast, und Männer in blauen Overalls und Wüstenstiefeln sprangen heraus. David erkannte Solomon und Tilac unter ihnen, die Kellerman-Namcorp-Wachmänner. Kellerman hob den Arm.
    »Feuer.«
    Die Männer hoben ihre Gewehre, knieten sich in den Sand und zielten. Doch das Boot entfernte sich bereits in Richtung Süden - Auftrag erfüllt. Die Namcorp-Männer feuerten ihm trotzdem hinterher, und die Echos der krachenden Gewehrschüsse mischten sich mit dem ohrenbetäubenden Fauchen der brennenden Treibstofftanks und den gedämpften Explosionen der in den Flammen einstürzenden Gebäude. Die Luft war erfüllt vom widerlichen Geruch des brennenden Öls, und öliger schwarzer Rauch verdunkelte den Himmel über dem Meer. Amy klammerte sich an David. Angus machte Kellerman Vorhaltungen.
    In dem Lärm konnte David kaum hören, was sie sagten. Er schnappte nur vereinzelte Wörter auf: Amsterdam, Hubschrauber, Boot. Er schaute zwischen den beiden hin und her. Kellerman gab dem Schotten etwas - es sah aus wie eine Schusswaffe, eine Pistole - und einen zweiten, kleineren Gegenstand: einen schwarzen Samtbeutel. Nathan Kellerman wirkte sichtlich blass unter seiner Bräune, und sein saloppes Leinensakko war blutdurchtränkt. Im Gegensatz zu ihm schien Angus vor Energie zu strotzen; er wandte sich David und Amy zu.
    »Nathan meint, wir sollen das Firmenboot nehmen.« Er deutete zum Wasser. »Ich finde, er hat recht. Wir haben durchaus eine Chance - deshalb: Nutzen wir sie!«
    »Was?«
    Angus deutete auf die riesige schwarze Wolke, die inzwischen den Strand hinunterzog. »Ein, zwei Stunden wird die Sicht gleich null sein. Die Wachmänner können sie mit ihren Gewehren in Schach halten.«
    »Und Eloise …?«, protestierte David.
    »Sie ist tot. Nathan würde uns nie belügen. Komm. Die Straßen, die vom Sperrgebiet fortführen, werden sie wahrscheinlich überwachen, aber wenn wir mit dem Boot nach Lüderitz fahren …«
    »Ich finde, wir sollten die Chance nutzen«, sagte Amy leise.
    Angus hatte sich bereits Kellermans kraftlosen Arm über die Schulter gelegt und half dem Konzernchef zum Wasser hinunter. David und Amy tauschten Blicke, dann folgten sie den beiden, immer noch leicht benommen. Hinter ihnen zerfetzten weitere Gewehrschüsse die heiße Luft.
    In der nächsten Bucht war ein kleiner Pier, an dem ein Schlauchboot mit einem starken Außenbordmotor vertäut war.
    Angus sprang hinein und half Kellerman an Bord. Der war allerdings inzwischen so schwach, dass er kaum mehr den Kopf gerade halten konnte. Amy kletterte in das Boot; David folgte ihr. Der ölige Rauch der Explosionen verdunkelte die Sonne und tauchte die Wüste in düsteres Zwielicht. Angus riss am Starterseil, der Außenbordmotor heulte auf, und wenige Augenblicke später schossen sie die Küste entlang.
    Die Flammen und die brennenden Gebäude blieben immer weiter hinter ihnen zurück. Das Boot pflügte heftig schlagend durch die kabbeligen blauen Wellen, während sie eine stillgelegte Diamantenmine passierten: ein Skelett aus rostendem Stahl, das über der felsigen Steilküste in

Weitere Kostenlose Bücher