Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
Vom Netzwerk:
heißen…?«
    »Soll heißen, Simon …« - halb lachte Sanderson -, »irgendetwas war mit diesen Leuten. Irgendetwas Ungewöhnliches …«
    Trotz der warmen Herbstsonne lief Simon ein kalter Schauder den Rücken hinunter. Er atmete ein, rasch und tief.
    »Aha …«
    »Verstehen Sie? Jemand hat ihnen das Geld im besetzten Frankreich gegeben - oder sie haben es gefunden.«
    »Sie glauben also, es hat etwas mit dem Krieg zu tun?«
    »Ja«, antwortete der DCI. »Ich hatte dabei an Blutgeld gedacht. Oder …« - er machte, wie um des größeren Effekts willen, eine Pause - »an Nazi-Gold.«

18
     
    Das Mädchen schrie sie an. »Qui est-ce? Qui est-ce?« David drehte sich zu Amy um. »Nicht bewegen. Sie hat… eine Flinte.«
    Amy war starr vor Angst, aber sie sprach für sie beide, auf Französisch. David hörte aufmerksam zu und versuchte zu verstehen, was sie sagte. Zunächst nannte sie dem Mädchen ihre Namen.
    Stille. David spürte, dass hinter ihnen Nachbarn aus ihren Fenstern spähten. Aber vor allem war er sich sehr deutlich der Schusswaffe bewusst, geladen und gleich hinter der Tür. Ein Feuerstoß genügte, um die Tür zu durchschlagen und sie beide zu töten. Nahm dieser Wahnsinn denn gar kein Ende?
    »Entschuldige bitte«, sagte er deshalb durch die Tür. »Wir sind nur gekommen, um mit deinen Eltern zu reden. Ich weiß nicht, ob du Englisch sprichst, aber … ich will bloß herausfinden, was mit meinen Eltern passiert ist. Sie sind hier ums Leben gekommen. Sie wurden hier ermordet. Aber wenn du möchtest, können wir auch wieder gehen. Sollen wir einfach gehen?«
    Stille.
    David schaute in Amys Richtung. Ihre Stirn glänzte vor Schweiß; die Strähnen ihres blonden Ponys klebten an ihrer Haut. Es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, nicht einfach loszurennen und zum Auto zu laufen. In diesem Moment ging die Tür auf, und das Mädchen stand da. Die Flinte hing aufgeklappt über ihrem Arm.
    »Ich bin Eloise Bentayou«, stieß sie hervor. »Was wollen Sie?«
    David sah das Mädchen an. Sie war siebzehn oder achtzehn. Das kleine silberne Kreuz an ihrem Hals hob sich hell von ihrer bräunlichen Haut ab, ihre Nägel waren knallbunt lackiert. Das dunkle Gesicht des Mädchens trug fast arabische Züge. Aber ihr schwarzes Haar war typisch baskisch, flach am Kopf anliegend.
    »Wir …« David rang nach Worten. »Wir interessieren uns für die Cagots und wollten einfach nur wissen, was es mit ihnen auf sich hat.«
    Eloise sah ihn misstrauisch an.
    »Sie kommen, zu sehen die Unberührbaren?«, sagte sie in erstaunlich gutem Englisch und bedachte sie mit einem resignierten Achselzucken. »Was soll, ist sowieso egal. Kommen Sie rein.«
    David und Amy betraten das Haus. An einer Wand tickte eine Holzuhr mit einem Bild der Jungfrau Maria. Eloise führte sie ins Wohnzimmer, wo in einer Ecke ein großer altmodischer Fernseher flimmerte. Auf dem Sofa davor saß eine alte Frau.
    »Grandmere?« Eloise sprach rasch, aber sehr ehrerbietig mit ihrer Großmutter, doch die alte Frau rührte sich kaum, sondern starrte weiter auf den Fernseher, auf dem bei ausgeschaltetem Ton eine französische Unterhaltungssendung lief. Schließlich blickte die alte Frau doch auf, sah erst Amy, dann David an und wandte sich wieder dem Fernseher zu. Sie trug Pantoffeln mit einem Schottenmuster.
    Eloise seufzte. »Seit… seit den Morden, sie ist wie … weg. Wie nicht mehr am Leben. Et… Grandmere? Une tasse de the?«
    Die alte Frau starrte weiter auf den Bildschirm; Eloise schüttelte den Kopf.
    »Kommen Sie mit in Küche«, schlug sie vor. »Sie wollen über Cagots sprechen? Die letzten Cagots von Welt! Bevor sie die auch noch umbringen …« Sie ging zur Tür. »Ich mache Tee? Englischen Tee?«
    Die Küche war genauso schlicht wie das Wohnzimmer. Sie war nicht schmutzig, wirkte aber vernachlässigt. In einer Ecke stand eine Untertasse mit gestockter Milch auf dem Boden.
    Sie setzten sich an einen Holztisch, und Eloise machte Tee. David warf Amy einen ratlosen Blick zu. Er wusste nicht, was er dem Mädchen sagen sollte. Er versuchte es mit einem Kompliment.
    »Du sprichst sehr gut Englisch.« Aber es war ihm, schon während er es sagte, peinlich.
    »Das habe ich von meine Großmutter gelernt. Sie spricht sehr gut Englisch. Sie hat in Schule gelernt … sie war Fremdenführerin… aber das ist schon lange her. Bevor das passiert ist. Jetzt sitzt sie nur noch da.« Eloise blickte auf die Tassen, die inzwischen mit Tee gefüllt waren. Sie schob sie

Weitere Kostenlose Bücher