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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Fazackerly zuckte unwirsch mit den Achseln. »Wie dem auch sei, irgendwelche australischen Ureinwohnerorganisationen haben uns wegen Biopiraterie verklagt, und das war für unsere Hauptgeldgeber die giftige Kirsche auf dem ohnehin schon ziemlich ungenießbaren Kuchen. Die Greeler Foundation, Kellerman Namcorp und verschiedene andere sind ausgestiegen. Und das war das Aus für GenoMap.«
    Fazackerly blickte aus dem Fenster. »Wirklich schade für die Mitarbeiter. Wir hatten einige richtig gute Leute hier. Ein ungeheuer cleveres Mädchen von der Universität Kioto. Und ein hochbegabter Kanadier chinesischer Abstammung. Und natürlich …«
    Sie sahen sich an, und der Journalist sagte:
    »Angus Nairn.«
    »Der junge Angus Nairn. Vielleicht der beste junge Genforscher Europas. Er hat bereits mehrere aufsehenerregende Artikel veröffentlicht.«
    »Aber … dann ist er verschwunden?«
    »Nachdem wir hier den Laden dichtgemacht haben. Ja.«
    »Warum?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    »Sie haben nicht die leiseste Ahnung, wohin er verschwunden ist oder warum?«
    »Richtig.« Fazackerly schüttelte den Kopf. »Ich habe mich sogar gefragt, ob er vielleicht, wie ein guter Sokratiker, seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hat. Die Selbstmordrate bei jungen Männern ist alarmierend hoch. Ich persönlich bin allerdings der Ansicht, dass er zu … ehrgeizig … war, um sich von der Tower Bridge zu stürzen.« Das gelbzahnige Lächeln war unübersehbar traurig. »Es ist ein echtes Rätsel. So leid es mir tut, aber da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Aber welchen Zusammenhang könnte es mit diesen … Morden geben? Sie haben am Telefon gesagt, Sie hätten meine Artikel gelesen. Demnach wissen Sie darüber Bescheid. Angus Nairn hat unmittelbar vor seinem Verschwinden Basken untersucht.«
    »Die Basken sind genetisch hochinteressant.«
    »Aber wie es der Zufall will, wurde einer dieser Basken vor kurzem ermordet. Eine gewisse Julie Charpentier …«
    Im Labor war es sehr still. Unvermutet stand Fazackerly auf.
    »Ich habe da eine Theorie. Zu Nairn. Aber ich habe nicht mehr viel Zeit, um mit Ihnen zu reden. Deshalb. Könnten wir vielleicht in den Park hinausgehen?«
    »Ganz wie Sie möchten.«
    »Gut. Vielleicht kann ich Ihnen dort etwas zeigen - etwas, was erklärt, was ich meine.«
    Die zwei Männer verließen das Labor; die warme Herbstsonne ließ es noch verlassener erscheinen.
    Für einen Mann seines Alters schritt Fazackerly erstaunlich flott aus. Er führte seinen Gast die Treppe hinunter und ins Freie, über die kaum befahrene Straße, durch das Maschendrahttor und in das septembrige Grün und Gold von Gordon Square Gardens. Studenten, Touristen und Büroangestellte machten auf den Rasenflächen Mittagspause, aßen aus durchsichtigen Plastiktüten Sandwiches oder fischten mit Essstäbchen Sushi aus kleinen Behältern. Die Gesichter der Menschen um sie herum hatten alle nur erdenklichen Schattierungen zwischen Weiß und Schwarz.
    Das war London in Reinkultur, fand Simon - ein Hoffnungsschimmer für die ganze Welt. Ein Ort, an dem alle Rassen friedlich vereint lebten. Und dennoch versuchten ständig Leute wie diese Echse Fazackerly, die Menschheit von Neuem zu spalten, sie in verschiedene Schubladen zu stecken, damit wieder jeder jedem misstraute.
    Simon verstand, warum die Menschen dagegen waren. Sie empfanden es als falsch und deprimierend, die Welt in Rassen zu unterteilen. Und doch war es bloß Wissenschaft, noch dazu Wissenschaft, die Menschenleben retten konnte. Es war ein seltsames Paradox. Und es stellte eine enorme Herausforderung dar.
    »Hier.« Fazackerly bückte sich und hob mit seiner leberfleckigen alten Hand etwas vom Boden auf.
    In seiner faltenzerfurchten Handfläche war eine rote Ameise, die hektisch krabbelnd zu fliehen versuchte.
    »Jetzt passen Sie auf, Mister Quinn.« Er bückte sich tiefer.
    Flache Pflastersteine umgaben einen Gully. Auf ihnen wimmelte es von schwarzen Ameisen, die einen weggeworfenen Apfelbutzen umwuselten.
    Vorsichtig setzte Fazackerly die rote Ameise in das dichte Gewimmel schwarzer Ameisen. Obwohl er sich etwas lächerlich dabei vorkam, bückte sich Simon tiefer hinab. Gleichzeitig fragte er sich, ob sich die Studenten darüber lustig machten, wie sie die Ameisen beobachteten.
    »Sicher haben Sie das als tintenklecksender Schuljunge auch schon mal getan«, bemerkte Fazackerly dazu. »Ein faszinierender Vorgang. Passen Sie auf.«
    Offensichtlich verwirrt von dem

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