Caitlin, du bist zauberhaft
täglich acht Stunden mit einem Kerl zusammen, der umwerfend aussieht, und ich soll dir glauben, das wäre dir noch nicht aufgefallen?“ Verärgert griff Caitlin erneut zur Gabel. „Er ist ein gut aussehender Mann, und ich bin nicht blind.“
„Wenigstens das gibst du zu“, stellte Lindsey fest. „Ich habe mir wegen deiner Augen schon ernsthafte Sorgen gemacht.“
„Trotzdem haben wir eine rein berufliche Beziehung.“
„Wirklich? Ich habe gehört, man hätte euch zusammen mit dem kleinen Mädchen im Supermarkt gesehen.“
Caitlins Gabel landete wieder auf dem Teller. „Wo hast du denn das schon wieder gehört?“
„Ach, irgendwo.“
„Es ist unglaublich“, murmelte Caitlin.
„Das dachte ich auch. Ich weiß nämlich, dass du nicht gern in Supermärkte gehst. Wenigstens dachte ich das. Aber dann hast du den halben Samstag Vorhänge und Laken und anderes Zeug gekauft.“
„Kann man denn in dieser Stadt keinen einzigen unbeobachteten Schritt tun?“
„Heute auf dem Heimweg musste ich noch in die Reinigung von Mrs. Albertson. Sie war am Samstag gleichzeitig mit dir im Kaufhaus und fand es hinreißend, wie du dich um das kleine Mädchen gekümmert hast. Mrs. Albertson hält euch beide übrigens für ein schönes Paar, dich und Nathan. Und jetzt, wo er die Kleine hat, wird er sich doch sicher nach einer Frau umsehen, die ihn dabei unterstützt…“
„Mir vergeht gleich der Appetit.“
Lindsey zuckte mit den Schultern. „Tut mir Leid, ich dachte nur, du willst hören, was man so in der Stadt redet.“
Wahrscheinlich war Caitlins Freundin deshalb eine so gute Verkäuferin, weil sie in einen Raum mit lauter Fremden kam und innerhalb von fünfzehn Minuten von jedem die Lebensgeschichte erfuhr. Sie war einer jener Menschen, mit denen andere sich gern unterhielten. Caitlin tat das zwar für gewöhnlich auch, aber heute Abend gefiel ihr das Thema nicht.
„Ich habe keine private Beziehung mit Nathan McCloud“, erklärte sie entschieden, aber möglichst leise. „Wir sind beruflich Partner und natürlich auch locker miteinander befreundet.“
„Ist ja gut“, lenkte Lindsey ein. „Ich weiß, dass zwischen euch nichts läuft, obwohl ich das von dir verrückt finde. Hätte ich nur eine winzige Chance bei ihm, hätte ich ihn mir schon längst geschnappt.“ Caitlin stellte sich Lindsey und Nathan zusammen vor, und das gefiel ihr schon gar nicht. Dabei ging es selbstverständlich nur darum, dass die beiden von der Persönlichkeit her nicht zueinander passten.
Einen anderen Grund konnte sie sich nicht denken.
„Warum hast du ihn dir dann nicht geschnappt?“ fragte Caitlin herausfordernd.
„Geflirtet hat er schon mit mir“, berichtete Lindsey. „Aber das macht er auch mit anderen Frauen, die in die Reichweite seines gefährlichen Lächelns kommen. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass er sich nur für seine Partnerin in der Firma interessiert.“
„Du träumst mit offenen Augen.“
„Eigentlich behauptet man von mir normalerweise, ich würde die Leute gut durchschauen“, erwiderte ihre Freundin fröhlich. „Und zwischen euch liegt etwas in der Luft, wie ich schon oft sagte.“ Es stimmte, dass Lindsey häufig Scherze wegen des aufregenden Kanzleipartners ihrer Freundin machte. Wieso fühlte Caitlin sich aber diesmal befangener als sonst und ging in Abwehrstellung? Wie dem auch sei, Angriff war stets die beste Verteidigung: „Gibs zu, du bist selbst so fasziniert von ihm, dass du ständig über ihn reden musst. Da solltest du jetzt endlich etwas unternehmen.“
„Zu spät“, meinte Lindsey seufzend. „Als er noch solo war, bin ich ja durchaus in Versuchung geraten, aber jetzt hat er dieses Kind.“
„Du meinst, du interessierst dich wegen Isabelle nicht mehr für ihn?“ fragte Caitlin ungläubig.
Lindsey nickte. „Vielleicht bin ich dadurch so seicht wie die Aerobic-Trainerin, aber ich will nichts mit einem Mann anfangen, der ein Kind zu versorgen hat. Damit ist zu viel Stress verbunden.“ Caitlin ärgerte sich. Frauen, die sich Nathan früher praktisch an den Hals geworfen hatten, strichen ihn jetzt von ihrer Liste. Andererseits hatte sie sich selbst auch eindringlich davor gewarnt, die Angelegenheit mit Nathan und Isabelle nicht zu nah an sich heranzulassen. Aber das war etwas anderes. Schließlich war Caitlin auch vor Isabelle nicht hinter Nathan her gewesen.
Lindsey wechselte endlich das Thema und erkundigte sich nach der neuen Büroleiterin, und so überstanden sie den
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