Caitlin, du bist zauberhaft
dunkel sein, wenn wir die Kanzlei schließen. Kaum zu glauben, dass der Winter vor der Tür steht.“ Sie wusste selbst, wie albern sie sich anhörte, doch Nathan blieb höflich. „Im Moment vergeht die Zeit schnell, weil so viel passiert.“
„Werden Sie mit Isabelle auch Halloween feiern?“
„Das tue ich sowieso immer“, erklärte Nathan lachend und wurde dann ernst. „Sorgen mache ich mir bloß wegen der darauf folgenden Feiertage.“
Falls es bis dahin mit seiner Familie zu keiner Versöhnung kam, wurden Thanksgiving und Weihnachten für ihn sicher schwer. Da Isabelle nicht willkommen war, konnte er nicht mit seiner Familie feiern. Caitlin ging jedoch nicht weiter darauf ein, weil sie die Sache nichts anging.
„Morgen Vormittag bin ich vor Gericht“, erklärte sie stattdessen und zog die Autoschlüssel aus der Handtasche. „Wir sehen uns also erst am Nachmittag. Hoffentlich verläuft Isabelles erster Schultag gut.“
„Bestimmt. Sie ist ein bemerkenswertes Kind.“
„Das ist sie. Ich habe zwar kaum Erfahrung mit Kindern, aber Ihre Schwester ist wirklich sehr bemerkenswert.“
„Danke“, sagte Nathan stolz.
Caitlin öffnete die Wagentüren mittels Funkbefehl. „Also, dann bis morgen. Gute Nacht.“
„Ich möchte Sie noch einmal küssen.“
Caitlin musste sich auf die Wagentür stützen. „Sagen Sie das bitte nicht.“ Nathan kam einen Schritt näher und sprach so leise, dass nur sie ihn hörte. „Auch wenn ich es nicht sage, ist der Wunsch immer noch da.“
Sie schüttelte den Kopf und drückte sich gegen den Wagen. „Sie sind bloß aufgewühlt, weil so viel geschehen ist. Außerdem haben Sie zurzeit keinen Kontakt zu Ihren Angehörigen und sind mir dankbar, weil ich Ihnen geholfen habe.“
„Das ist keine Dankbarkeit, Caitlin. So habe ich schon empfunden, bevor Alan Curtis wegen Isabelle angerufen hat. Es hat sich nur nie eine passende Gelegenheit ergeben, etwas deswegen zu unternehmen.“
„Und mir wäre es lieber, Sie würden auch jetzt nichts unternehmen. Es macht alles viel zu kompliziert.“
„Hätten sie anders reagiert, bevor Isabelle zu mir gekommen ist?“ Caitlin dachte an die Frauen, die sich wegen der Veränderungen in Nathans Leben zurückgezogen hätten. „Das hat nichts mit Isabelle zu tun. Ich halte nur nichts von Affären im Büro. Letztlich bergen sie ein großes Risiko und werden schnell peinlich und können böse enden. Am besten, man weicht ihnen aus.“
„Ich spreche aber nicht von einer Affäre im Büro“, wehrte Nathan ab. „Klar, ich fühle mich von Ihnen angezogen, aber das geht tiefer. Mir liegt etwas an Ihnen.“ Caitlins Herz hämmerte zum Zerspringen. Panik, sagte sie sich, nur Panik und nichts weiter.
„Sprechen wir nicht mehr darüber. Wie gesagt, privat und beruflich tut sich bei Ihnen im Moment viel.
Der Zeitpunkt wäre nicht richtig.“
„Sollen wir dann so tun, als wäre nichts passiert, und weiterhin nur Partner bleiben?“
„Wir sind doch auch nichts anderes als Geschäftspartner“, erwiderte Caitlin ungeduldig. „Und ich möchte mich wieder in Ruhe meinen beruflichen Aufgaben widmen.“
„Aber Sie haben wirklich unglaublich schöne Augen“, stellte Nathan fest.
„Ich habe einen Termin.“ Sie riss die Wagentür auf. „Und danach muss ich ungefähr vier Stunden an dem ärztlichen Kunstfehler arbeiten, über den wir noch nicht gesprochen haben.“
„Das können wir doch jederzeit nachholen. Wie wäre es zum Beispiel heute Abend nach Ihrem Termin?“
Auf keinen Fall ließ Caitlin sich von seinem schelmischen Lächeln umstimmen. „Wir sprechen in der Kanzlei darüber. Da Ihr Privatleben ja jetzt geordnet ist, können wir wie bisher Geschäftliches im Konferenzzimmer diskutieren.“
„Ich zähle schon jetzt die Minuten bis zum Wiedersehen.“
Sie hatte keine Ahnung, wieso Nathan plötzlich so fröhlich und zu Scherzen aufgelegt war. „Nun reichts aber“, erwiderte sie barsch. „Auf Ihren Charme falle ich nicht herein.“
„Danke, ich finde Sie auch charmant“, erwiderte er.
Bevor sie endgültig die Beherrschung völlig verlor, setzte sie sich ans Steuer und schlug die Tür zu.
Nathan blieb stehen und sah Caitlin nach, und sogar im Rückspiegel erkannte sie, wie zufrieden er lächelte.
Mrs. T. wirkte im Haus wahre Wunder, aber Nathans Leben hatte sich trotzdem völlig verändert.
Abends nahm er sich noch Zeit für Isabelle und bewunderte ihre Zeichnungen und die ersten Schreibversuche, die sie nach Hause
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