Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf
das wieder zu bedeuten ? Rätsel über Rätsel -! " Mucius hielt den Atem an und horchte auf. Manilius hatte irgend etwas von Caius gemurmelt. Ammon sagte darauf: „Und was geschieht mit dem Jungen, den dein Exgladiator Gorgon in den Katakomben eingesperrt hat?"
Mucius war erschrocken. „Oh, wie entsetzlich! Der arme Caius! In was für Katakomben haben sie ihn nur eingesperrt?" Er lauschte gespannt auf Manilius' Antwort.
„Ich habe Gorgon beauftragt", sagte der Stadtpräfekt, „den Jungen morgen früh mit all den anderen Gefangenen in die Arena zu schicken. Dann sind wir ihn für immer los. Der Junge weiß mehr, als für ihn und für uns gut ist."
„O Jupiter!" stöhnte Mucius. „Jetzt weg von hier! Wir müssen diesen Schuften zuvorkommen! Wir müssen Caius noch vor morgen früh retten!"
Aber es war zu spät. Aus der Luke quollen wie ein Schwärm aufgescheuchter Ameisen im Nu ein Dutzend Matrosen an Deck. Zur selben Zeit stürmte ein anderer Trupp über den Kai auf die Barke zu. Mucius war der Rückzug abgeschnitten. Er konnte es auch nicht wagen, auf die andere Seite hinüberzuschleichen, um in den Tiber zu springen, denn dort wimmelte es schon von Matrosen. Sie hätten ihn sofort entdeckt. Mucius preßte sich noch dichter an die Kabine und schaute verzweifelt nach einem Versteck aus. Die Matrosen auf dem Kai lösten die Taue und stießen die Barke vom Ufer ab. Dann sprangen sie an Bord, und das Boot trieb in die Mitte des Flusses. Ein eiserner Hammer schlug dröhnend auf einen Amboß, sämtliche Ruder schössen aus den Seitenluken hinaus, und das Schiff fuhr, zuerst langsam, dann allmählich immer schneller werdend, flußabwärts.
„Fortuna! Hilfe!" zischte Mucius. „Sie werden mich hier finden und einsperren! Ich lande unfreiwillig in Ägypten! Oder vielleicht werfen sie mich unterwegs auch ins Meer, zusammen mit dem rätselhaften Zerberus."
Die Ruder klatschten im Takt der Hammerschläge ins Wasser, und die Häuser am Hafen zogen rasch an Mucius vorbei.
Plötzlich beugte sich ein Matrose über ihn, packte ihn und brüllte irgend etwas auf ägyptisch. Mucius riß sich los und floh blindlings aufs Vorderdeck. Der Matrose war zuerst verblüfft, aber dann rannte er hinter ihm her. Andere Matrosen schlossen sich ihm an.
Er hörte den Kapitän donnern:
„Fangt ihn! Fangt ihn! Es ist ein Spion!"
Mucius bumste gegen den Segelmast und entdeckte eine Strickleiter, die hinaufführte. Er kletterte in seiner Verzweiflung mit affenartiger Geschwindigkeit in die Höhe. Oben zwängte er sich durch eine Öffnung im Boden des Aussichtskorbes, richtete sich auf und lugte ängstlich über den Rand. Sein Herz sank ihm in die Knie; der Matrose war ihm nachgeklettert und griff schon mit beiden Fäusten nach dem Korb. Mucius band hastig seine Sandalen ab, die noch an den Bändern um seinen Bauch geschlungen waren, zog sich den Mantel aus, und im selben Augenblick, als sein Verfolger in der Bodenöffnung auftauchte, warf er ihm den schweren Mantel aus Ziegenfell über den Kopf. Er hatte eine Atempause gewonnen. Doch der Matrose schüttelte sich wild, und der Mantel rutschte ihm von den Schultern.
„Ich bin verloren!" knirschte Mucius. Er konnte unmöglich von hier oben in den Fluß springen, er wäre unweigerlich auf dem Deck aufgeschlagen und hätte sich alle Knochen gebrochen. „Himmel, was mache ich nur?" stotterte er laut. Der Matrose quetschte sich gerade durch die Öffnung, sein Oberkörper erschien schon im Korb, und er grinste triumphierend wie ein blutdürstiger Pirat. Plötzlich flog, rasch anwachsend, der hölzerne Unterbau der Aemiliusbrücke auf das Schiff zu. Blitzartig sah Mucius eine Rettungsmöglichkeit.
„Ich muß es wagen! Es muß gelingen!" flößte er sich Mut ein. Da war die Brücke auch schon über ihm. Er duckte sich zum Sprung, schnellte mit einem gewaltigen Satz hoch, umklammerte mit beiden Armen einen der Querbalken, zog die Beine an, und die Barke sauste unter ihm hinweg. Dann war das Boot auch schon unter der Brücke durch und verschwand aus seinem Blickfeld.
Mucius jubelte: „Gerettet!" Er machte einen Klimmzug, setzte sich auf den Balken und atmete erleichtert auf. „Aber wie komme ich von hier weg?" überlegte er besorgt. Er schaute sich die nächsten Querbalken an. Eureka! Er konnte sich vom einen zum anderen bis zu den Pfeilern am Flußufer schwingen. Bald darauf berührten seine Füße festen Boden. Weit entfernt sah er die Mastspitze der Barke hinter der nächsten Brücke,
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