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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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höchsten Feiertagen tragen durften. Sie hätten sie am liebsten ausgezogen, denn trotz der späten Jahreszeit war es schwül, als ob ein Gewitter drohte. Von der Via Sacra herauf drang das dumpfe Poltern von Bauernkarren, die zur Stadt hinausstrebten. Während des Tages war jeglicher Verkehr von Pferdewagen in Rom streng verboten.
    In einer Ecke ihrer Höhle hatten die Jungen einen Hausaltar aus zwei leeren Weinfässern und einem Brett errichtet und eine große Decke darübergeworfen. Rufus hatte sie sich von seiner Mutter besorgt. Antonius war mit einer leichtbeschädigten Büste von Äschilus erschienen. Er behauptete steif und fest, daß der berühmte griechische Dichter, wenn man sich seinen Vollbart wegdächte, Caius verblüffend ähnlich sähe. Die anderen waren nicht ganz seiner Meinung, aber Mucius stellte sie auf den Hausaltar und baute drei Weihrauchkerzen davor auf, die er vorher umständlich mit Feuerstein und Stahl angezündet hatte. Auch an Blumen fehlte es nicht. Flavius hatte drei gelbe Chrysanthemen im Garten seines Elternhauses gepflückt. Sie waren schon etwas verblüht, aber sahen noch ziemlich eindrucksvoll aus. Sogar Publius hatte sich zu einer Schale mit zwei Apfelsinen und fünf Datteln aufgeschwungen, als Opfergabe für den verstorbenen Kameraden. Nachdem alles an Ort und Stelle war, bewunderten die Jungen andächtig ihr Werk.
    »Wir sollten auch noch einen schönen Kranz kaufen und ihn auf sein Grab legen«, schlug Rufus vor.
    »Ein Kranz kostet Geld«, sagte Publius.
    »Geld ist kein Hindernis«, sagte Julius. Er war der Schatzmeister ihrer Bande. »Wir haben doch noch die siebzig Sesterzen, die wir für die Eintrittskarten zusammengekratzt hatten. Dafür kriegen wir bestimmt einen tollen Kranz. Was haltet ihr davon?«
    Flavius, Rufus, Antonius und Mucius waren einstimmig dafür. »Ich bin auch für einen Kranz«, sagte Publius, »aber wir wissen doch gar nicht, wo Caius begraben ist.«
    »Er wird nicht begraben«, sagte Mucius. »Die Familie Vinicius hat ein Mausoleum an der Via Appia. Sein Sarg wird dort in einem Sarkophag eingeschlossen.«
    »Das hilft uns wenig«, sagte Publius spöttisch. »Es gibt unendlich viele Mausoleen an der Via Appia. Sie ziehen sich meilenweit nach Süden, fast bis Capua.«
    »Wir brauchen doch nur Claudia zu fragen, wo das Mausoleum ist«, schlug Rufus vor.
    »Der Türhüter wird uns wieder nicht reinlassen«, sagte Flavius.
    »Du hast ein Gedächtnis wie das Faß der Danaiden«, sagte Antonius. »Der Türhüter hat uns gestern gesagt, wir sollen heute wiederkommen, wenn wir seine Herrin sprechen wollen.«
    Mucius nickte zustimmend. »Dann laßt uns losziehen. Vielleicht erfahren wir auch endlich von Claudia, was Caius eigentlich so Schauriges verbrochen hat, daß sein Vater ihn zum Tode verurteilen mußte.«
    Die Jungen kletterten hastig die abschüssige Böschung hinauf bis zum Minervaplatz. Sie konnten es kaum abwarten zu hören, was Claudia ihnen zu erzählen hatte.
    Der Türhüter war diesmal wesentlich freundlicher und ließ sie prompt ins Haus. Nachdem die Jungen ihre Sandalen in der Vorhalle abgestreift hatten, stiegen sie mit gemischten Gefühlen die breite, geschwungene Marmortreppe zum oberen Stockwerk hinauf. Ein Sklave eilte ihnen voraus, um sie seiner Herrin anzumelden.

    Claudia empfing sie in ihrem prunkvollen Schlafzimmer. Sie saß auf einem gepolsterten Hocker und hatte nur eine einfache, dunkle Tunika an, ohne irgendwelchen Schmuck. Drei junge Sklavinnen bemühten sich um sie. Eine Sklavin kämmte ihr die Haare, die andere hielt ihr einen juwelengeschmückten Metallspiegel hin, und die dritte kniete am Boden und rieb ihr die Füße mit einer nach Rosen duftenden Salbe ein.
    In einem vergoldeten Käfig, der von der Decke hing, trällerte vergnügt ein Kanarienvogel, als ob die ganze Welt nur aus Sonnenschein bestünde.
    Als die Jungen, in ihre feierlichen Togen gehüllt, eintraten, zogen sich die Sklavinnen respektvoll zurück. Claudia guckte den Freunden ihres Bruders bekümmert entgegen. Die Jungen merkten ihr an, daß sie sich zusammennahm, um nicht in Tränen auszubrechen.
    Mucius räusperte sich verlegen. »Wir sind gekommen, um dir unser Beileid auszusprechen, Claudia«, murmelte er.
    »Caius hat euch sehr gern gehabt«, sagte Claudia traurig.
    »Du darfst uns nicht böse sein«, sagte Julius. »Wir konnten leider vorgestern nicht zu Ben Gor rennen, deine Botschaft kam erst am nächsten Tag«, er zögerte und fügte dann stockend

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