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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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plötzlich an die Geschichte, die mir euer Lehrer Xanthos von der Geheimschrift der Ägypter erzählt hat. Ich bereitete in fieberhafter Eile das Päckchen mit der Sonnenuhr und der unsichtbaren Schrift vor, dann rannte ich hinaus in die Eingangshalle und brachte es Quintus. Ich gab ihm seine zehn Dinarii und bat ihn, so harmlos wie möglich, das Päckchen gleich, nachdem er hier weggegangen war, in der Schule abzugeben.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Mucius,-»warum du das mit dem Päckchen und der Geheimschrift überhaupt nötig gehabt hast. Du hättest doch Quintus einfach direkt zu Ben Gor schicken können, damit er ihm sagt, er soll Caius retten.«
    »Das war unmöglich«, sagte Claudia. »Die Prätorianer standen dicht neben uns. Sie hätten es gehört und wären mißtrauisch geworden. Sie hätten es der Geheimpolizei in der Wohnhalle gemeldet. Die Geheimpolizei hätte Quintus sofort verhaftet.«
    »Die Geheimpolizei ist der Schrecken von Rom«, sagte Julius mit düsterer Miene.
    Claudia nickte zustimmend. »Sie sind noch rücksichtsloser als der Emperor selber, um sich beliebt zu machen bei ihm. Aber ich habe sie diesmal überlistet. Kaum war Quintus fort, betete ich zu den Göttern, daß euer Lehrer auch meine drei Bildchen verstehen würde.«
    »Er ist rasch dahintergekommen«, sagte Flavius stolz.
    »Xantippus ist nämlich gar nicht so dumm, wie er aussieht«, fügte Publius grinsend hinzu.
    »Du hast dir die Bildchen wirklich schlau ausgedacht, Claudia«, lobte Rufus sie.
    Claudia seufzte tief. »Leider war doch alles umsonst, weil ich vergessen hatte, daß die Schule am Feiertag geschlossen war. Mein Vater hat Caius noch am selben Abend einen Becher mit einem sofort tödlich wirkenden Gift gegeben.« Ihre Stimme versagte, und sie fing an zu weinen. Die Jungen schwiegen verstört.
    Nach einer Weile fragte Mucius heiser: »Hast du denn nicht vorher noch einmal versucht, deinem Vater von Ben Gor zu erzählen?«
    Claudia trocknete ihre Tränen. »Was konnte ich tun? Ich war machtlos. Die Geheimpolizisten ließen bis zum Abend niemand mehr zu ihm herein; und kurz bevor mein Vater Caius vergiftete, sperrten sie mich in mein Zimmer ein. Sie fürchteten wahrscheinlich, daß ich noch im letzten Moment einen Verzweiflungsakt begehen würde.«
    »Wo ist denn dein Vater jetzt?« fragte Julius.
    »Er ist seit der Hinrichtung von Caius aus mir unverständlichen Gründen verschwunden.« »Woher hatte dein Vater so ein furchtbares Gift?« fragte Rufus. »Es wurde von einer berufsmäßigen Giftmischerin geholt. Sie haust irgendwo jenseits des Tibers. Erstaunlicherweise ist Marcellus, der mächtige Präfekt der Garde, selber zu ihr hingegangen.«
    »Das ist tatsächlich merkwürdig«, sagte Mucius.
    »Ich kann mir nur denken«, sagte Claudia, »daß er diesen wichtigen Auftrag nicht einem der Prätorianer anvertrauen wollte. Aber nachdem er zurückgekehrt war, bestanden die Geheimagenten trotzdem darauf, das Gift erst an meiner Katze Mopsa auszuprobieren. Sie flößten ihr ein paar Tropfen ein, und Mopsa war sofort tot. Zwei Prätorianer sollen sie im Garten eingescharrt haben.« Claudia verstummte und schaute niedergeschlagen vor sich hin.
    »Bist du sehr traurig wegen Mopsa?« fragte Rufus.
    »Wie kann ich um meine Katze trauern, wenn ich meinen Bruder verloren habe«, sagte Claudia tonlos.
    »Wir wollen einen schönen Kranz auf seinen Sarg legen«, sagte Mucius tröstend. »Leider wissen wir gar nicht, wo euer Mausoleum ist, Claudia«, sagte Julius.
    »Es ist das dritte Mausoleum auf der rechten Seite der Via Appia, nachdem ihr den Drususbogen hinter euch habt«, erklärte Claudia ihnen. »Ihr werdet es gleich erkennen an den zwei steinernen Löwen vor dem Eingang. Mein Vater hat den Schlüssel.«
    »Aber wie kommen wir dann rein?« fragte Mucius. »Ich habe auch einen Schlüssel«, sagte Claudia. »Ich lege jeden Monat einen Blumenstrauß auf den Sarkophag meiner Mutter.« »Warum durfte Caius als Verbrecher überhaupt feierlich begraben werden?« fragte Antonius.
    »Er ist doch kein gemeiner Dieb oder Räuber«, sagte Claudia vorwurfsvoll. »Was immer er verbrochen haben mag, es kann nur eine verhängnisvolle Dummheit von ihm gewesen sein. Ich habe euch doch erzählt, daß die Hinrichtung auf Befehl des Emperors geheim bleiben mußte. Es sollte so aussehen, als ob Caius plötzlich gestorben sei.« Sie verstummte plötzlich und riß weit die Augen auf. »Mopsa -!« stammelte sie und zeigte mit zitternder Hand aufs

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