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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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hinzu, »als .. . als es zu spät war.«
    Claudia senkte wie schuldbewußt den Kopf. Ihre dunkelblauen Augen füllten sich mit Tränen. »Ich weiß«, sagte sie. »Ich hatte in meiner Aufregung verhängnisvollerweise vergessen, daß die Schule wegen des Feiertages geschlossen war. Es war ein vernichtender Fehler von mir. Ich bin todunglücklich darüber.« Sie brach schluchzend ab.
    Rufus war tief erschüttert. Auch die anderen schwiegen betreten. Sogar der Kanarienvogel verstummte. »Warum hat dein Vater sich nicht geweigert, dem Befehl des Emperors zu gehorchen?« fragte Mucius schließlich.
    Claudia schickte die Sklavinnen hinaus. Sie wartete eine Weile, dann sagte sie. »Mein Vater hatte keine andere Wahl. Ich habe erst am nächsten Tag erfahren, daß wir alle umgebracht worden wären, wenn er sich dem Befehl des Emperors widersetzt hätte. Niemand durfte das Haus verlassen, solange Caius noch lebte.«
    Julius war empört. »Ihr seid weder öffentlich angeklagt worden noch vor einen Richter gekommen. Das ist ungesetzlich. Selbst der Emperor darf nicht gegen das Gesetz verstoßen.«
    Claudia dämpfte ihre Stimme. »Der Emperor ist das Gesetz«, sagte sie bitter.
    Die Jungen schauten sich unwillkürlich erschrocken um. Es galt als Hochverrat, den Emperor zu kritisieren. Jetzt verstanden sie auch, warum Claudia die Sklavinnen hinausgeschickt hatte.
    »Bei allen Göttern im Himmel«, rief Rufus. »Was hat denn Caius eigentlich verbrochen?«
    »Das weiß ich bis jetzt noch immer nicht«, sagte Claudia.
    »Wenn du das nicht weißt, warum dachtest du dann, daß Ben Gor Caius hätte retten können?« fragte Mucius.
    »Das ging nicht von mir aus«, erzählte Claudia. »Es war Caius, der gefleht hat: >Rennt zu Ben Gor, er ist der einzige, der mich retten kann.< Er hat keine Zeit mehr gehabt, es zu erklären, er wurde gleich in sein Zimmer eingesperrt. Vielleicht hat er gehofft, daß Ben Gor sich beim Emperor für ihn einsetzen wird. Ben Gor hat bisher immer alle Rennen gewonnen für den Rennstall des Emperors, deswegen verehrt der Emperor ihn fast mehr als sich selber. Er schlägt ihm selten einen Wunsch ab, so vernarrt ist er in ihn.«
    »Caius hat immer damit geprahlt, daß er dick befreundet ist mit Ben Gor«, sagte Publius. »Woher kannte Caius überhaupt den berühmten Wagenlenker, Claudia?« fragte Rufus.
    »Ben Gor ist ein guter Freund meines Vaters«, erzählte Claudia. »Er stammt aus Galiläa. Mein Vater war vor vielen Jahren Oberbefehlshaber der Besatzungsarmee in Galiläa. Ben Gor, er war damals erst siebzehn Jahre alt, hatte sich an dem Aufstand gegen die römische Herrschaft beteiligt. Er war gefangengenommen worden, saß im Kerker und sollte hingerichtet werden. Mein Vater hat ihn begnadigt und zu seinem persönlichen Sklaven gemacht. Später hat er ihn nach Rom mitgenommen und ihm die Freiheit geschenkt. Ben Gor ist ihm unendlich dankbar dafür.«
    »Jetzt geht mir ein Licht auf, warum Caius gesagt hat, er weiß, wo er doch noch Eintrittskarten für uns alle bekommt«, rief Antonius.
    »Du bist wohl ein Hellseher«, sagte Publius.
    »Das ist gar nicht nötig«, erwiderte Antonius erhitzt. »Die Sache ist ganz einfach: Ben Gor hat immer massenhaft Freikarten für seine Freunde. Das ist Caius plötzlich eingefallen, und er ist rasch zu ihm hingelaufen.«
    »Was hat das mit dem Emperor zu tun?« warf Rufus ein.
    »Das ist auch ganz einfach«, fuhr Antonius unbeirrt fort. »Der Emperor war zufällig bei Ben Gor, er besucht ihn doch sehr oft, und Caius ist ihm versehentlich auf den Fuß getreten. Das hat der Emperor übelgenommen, und er hat Caius deswegen zum Tode verurteilt.«
    »Du phantasierst mal wieder«, brummte Mucius ungläubig.
    Aber Julius verteidigte Antonius. »Antonius übertreibt diesmal ausnahmsweise nicht. Erst vorige Woche ist ein Senator gezwungen worden, Selbstmord zu begehen, weil er im Senat gestolpert war und sich auf den Sessel des Emperors gesetzt hatte. So etwas hängt ganz von der Laune des Emperors ab.«
    »Seht ihr?« rief Antonius triumphierend. »Das ist noch gar nichts. Ich weiß von einem Koch, der sich sofort aufhängen mußte, weil er die Suppe des Emperors versalzen hatte.«
    »Es muß tatsächlich irgend etwas mit dem Emperor zu tun haben«, sagte Claudia, »denn mehrere Beamte der gefürchteten Geheimpolizei des Emperors und eine Abteilung von schwerbewaffneten Prätorianern, unter Anführung des Präfekten der Garde, des mächtigen Konsuls Marcellus, brachten Caius nach

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