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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Fenster.
    Die Jungen drehten sich erschrocken um. Eine schwarzweiß gefleckte Katze sprang durchs Fenster ins Zimmer und trabte mit erhobenem Schwanz auf Claudia zu. Sie war zerzaust und mit Erdkrümeln bedeckt, aber sah sonst ganz munter aus. Sie miaute, als ob sie sich über die schlechte Behandlung, die ihr widerfahren war, bei ihrer Herrin beschweren wollte. Sie sprang Claudia auf den Schoß und begann, sich energisch zu putzen. Claudia starrte sie fassungslos an. »Mopsa, du lebst -!« stieß sie hervor und streichelte sie.
    »Faß sie nicht an«, rief Antonius aufgeregt. »Es ist gar nicht Mopsa, es ist ihr Geist.« Mopsa fing an zu schnurren.
    »Ein Geist schnurrt nicht«, sagte Publius.
    »Ist es nicht wundervoll, Claudia,« rief Rufus, »man hat Mopsa gar kein Gift eingeflößt.«
    »Man hat ihr doch Gift gegeben«, erwiderte Claudia. Sie starrte ihre Katze noch immer verständnislos an. »Herodes, Caius' Erzieher, hat es mir erzählt. Er war selber dabei.«
    »Dann muß ein Wunder geschehen sein«, verkündete Flavius.

    -Oder das Gift hat nicht gewirkt«, meinte Julius.
    Mucius schoß plötzlich hoch, wie von einem Pfeil getroffen. »Ihr himmlischen gnadenvollen Götter«, stöhnte er. »Caius - !«
10. Kapitel
Die rätselhaften Löcher im Sarg
    Die Jungen sprangen auf und starrten Mucius ratlos an. Warum hatte er »Caius« ausgerufen?
    Claudia war auch aufgesprungen. Sie wußte sofort, was Mucius gemeint hatte. Ihre Katze Mopsa, die auf ihrem Schoß gelegen hatte, landete unsanft auf dem Teppich und schoß blitzartig unters Bett. Seitdem man sie eingescharrt hatte, war sie mißtrauisch geworden. »Mucius«, sagte Claudia erregt, »glaubst du etwa, daß Caius noch lebt?«
    Mucius kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Hm. Ich frage mich folgendes: wenn das Gift bei Mopsa nicht gewirkt hat, warum sollte es dann bei Caius gewirkt haben? Es ist nicht ausgeschlossen, daß er noch lebt.«
    »Wenn er nicht inzwischen im Sarg erstickt ist«, sagte Publius.
    Claudia schaute ihn bestürzt an.
    »Wie entsetzlich«, stöhnte Flavius.
    »Regt euch nicht auf«, widersprach Antonius lebhaft. »So schnell erstickt man nicht. Ich kannte einen Mann, der sich acht Tage hatte eingraben lassen. Nachher kam er quietschvergnügt heraus. Er war nur sehr dreckig. Es war ein Fakir. Und ich selber war einmal drei Tage in einem Schrank eingesperrt, bis man mich gefunden hat. Das ist noch gar nicht so lange her, und wie ihr seht, strotze ich vor Gesundheit.«
    »Caius ist kein Fakir, und ein Sarg ist kein Schrank«, widersprach Publius. »Und du vergißt, mein Lieber, daß im Mausoleum Caius mitsamt seinem Sarg auch noch in einem massiven Sarkophag eingeschlossen ist.«
    »Du irrst dich, Publius«, verbesserte Claudia ihn. »Der Sarkophag für Caius wird erst mit einem Schiff von der Insel Paros gebracht. Und es dauert mindestens drei Wochen, bis er in Rom ankommt.«
    »Das Herumraten hat keinen Zweck«, sagte Mucius erregt. »Wir müssen sofort zum Mausoleum hinrennen und sehen, ob wir ihn noch retten können. Es sind fast drei Meilen. Selbst wenn wir so flink sind wie der Götterbote Hermes mit seinen geflügelten Sandalen, brauchen wir mindestens eine Viertelstunde.«
    Dann sollten wir lieber unsere lästigen Togen hierlassen«, sagte Julius. »Sie hindern uns am Laufen.« »Werft sie dort aufs Bett«, riet Claudia ihnen. »Ihr könnt sie ja abholen, wenn ihr zurückkommt und mir Bescheid sagt.«
    Die Jungen zogen hastig ihre Togen aus, was eine umständliche Prozedur war, und schleuderten sie aufs Bett. Unter den Togen trugen sie kurze Tuniken aus leichter Wolle. Sie wollten auf die Tür zulaufen, aber Claudia hielt sie zurück.
    »Halt! Wartet!« rief sie.
    Mucius drehte sich unwillig um. »Was ist?«
    »Ich hab euch doch den Schlüssel für das Mausoleum noch nicht gegeben. Ich muß ihn suchen. Ich hoffe, ich finde ihn rasch.« Sie flitzte auf bloßen Füßen zu einer Kommode hin und kramte fieberhaft in mehreren Schubfächern. »Hier ist er!« rief sie aufatmend. Sie eilte zu Mucius zurück und drückte ihm den dicken eisernen Schlüssel in die Hand.
    »Gut, daß du an den Schlüssel gedacht hast«, sagte Mucius. »Sonst wären wir umsonst hingelaufen. Und jeder Augenblick ist kostbar.«
    »Ich weiß«, sagte Claudia seufzend.
    »Sollen wir Caius nach Hause bringen, wenn er noch lebt?« fragte Rufus.
    »Nein, nein, nein«, schrie Claudia erschrocken. »Niemand außer euch darf wissen, daß er nicht tot ist. Versteckt ihn

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