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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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irgendwo, bis wir Ben Gor geholt haben.« Sie klammerte sich an die Hoffnung, daß ihr Bruder noch lebte.
    Mucius war nicht so zuversichtlich, aber er wollte sie nicht entmutigen. »Wir verstecken ihn in unserer Höhle, Claudia, die kennt niemand außer Xantippus. Gedulde dich so lange.«
    »Ich werde inzwischen zu den Göttern beten, daß alles gutgeht«, sagte sie. »Und gebt ihm was zu essen, damit er wieder zu Kräften kommt.«
    Doch Mucius war schon hinausgerannt. Die anderen Jungen hetzten hinter ihm her.
    Diesmal jagten sie den Esquilinushügel hinunter, als ob es nicht nur um Caius' Leben ginge, sondern auch um ihr eigenes. Sie ließen das Forum rechts liegen, weil es einen Umweg bedeutet hätte, und stürmten statt dessen durch die Triumphstraße, die sich zu Füßen der östlich gelegenen Abhänge des Palatinus hinzog. Auf dem Hügel oben erstreckte sich dominierend die hohe Mauer, die den Garten und Palast des Emperors von der Außenwelt abschloß. Als sie am hinteren Ende des Zirkus Maximus vorbeiliefen, hörten sie das brausende Stimmengewirr der Tausende von Sportfanatikern, die schon viele Stunden vor dem Rennen eingetroffen waren. Und noch immer mehr Menschen strömten wie ein ungeheures Ameisenheer über das Forum Boarium auf die Eingänge zu. Rings um den Zirkus hatten fast sämtliche Straßenverkäufer von Rom und Umgebung ihre Buden und Zelte aufgebaut und sie mit den verlockendsten Leckerbissen vollgestopft. Die Gerüche von heißen Würstchen, gerösteten Kastanien und frisch gebackenen Honigkuchen wehten zu den Jungen hinüber.
    Aber die Jungen hatten keine Zeit für Leckerbissen. Sie bogen im Laufschritt in die Via Appia ein, die älteste und berühmteste Landstraße des Römischen Reiches. In der Ferne sahen sie den Tempel des Kriegsgottes Mars zwischen einer Gruppe von Pinien flimmern. Es war noch ein langer Weg, und sie fingen an zu erlahmen.
    Mucius feuerte sie immer aufs neue an. Er wußte, daß es vom Tempel nicht mehr weit war bis zum Drususbogen und von dort nur eine kurze Strecke bis zum Mausoleum. Als sie schließlich auch noch den Drususbogen hinter sich gelassen hatten, tauchte endlich das Mausoleum auf. Sie erkannten es an den steinernen Löwen zu beiden Seiten der Freitreppe. Anschließend dehnte sich ein Mausoleum nach dem anderen rechts und links von der Landstraße bis zum Horizont aus. Das Mausoleum der Familie Vinicius war ein mächtiges, düsteres Gebäude, das die benachbarten Begräbnisstätten überragte.
    Publius, der Schnelläufer unter den Jungen, war der erste, der es erreichte. Ihm dicht auf den Fersen folgte Mucius, der nach Luft schnappte. Rufus und Antonius waren erschöpft zurückgefallen. Den Schluß bildeten Julius und Flavius, die sich nur noch mit letzter Kraft dahinschleppten.
    Publius sprang die Marmorstufen hinauf und rüttelte an der Tür. Gleich darauf erschien Mucius mit dem Schlüssel. Er wartete ungeduldig, bis auch Rufus und Antonius und Julius und Flavius eingetroffen waren, dann schloß er auf. Die Tür gab nur widerwillig nach, dabei knarrte sie häßlich wie der Höllenhund Cerberus, der das Reich der Toten bewachte. Mucius zog sie völlig auf, und die Jungen drängten sich mit beklommenen Herzen in das feuchtkalte Gewölbe hinein. Vorsichtshalber machten sie die Tür hinter sich zu, damit niemand sie von der Straße her beobachten konnte. Es war unfreundlich dunkel im Mausoleum. Durch die kleinen Fensteröffnungen fiel nur ein fahles Dämmerlicht. Die Jungen blieben zaudernd bei der Tür stehen. Ihre Gesichter schimmerten gespensterhaft, wie die Büsten der Verstorbenen in den Nischen ringsherum. Im Hintergrund zeichneten sich die schattenhaften Umrisse mehrerer Sarkophage gegen die nackten grauen Wände ab. Es roch nach abgebrannten Weihrauchkerzen und vermoderten Kränzen. Drei aufgescheuchte Fledermäuse sausten piepsend um ihre Köpfe.
    Die Jungen schauten mit bangen Herzen nach Caius' Sarg aus. Antonius entdeckte ihn. Es war nur eine schlichte Kiste aus Zedernholz. Sie ruhte einsam in der Mitte des Mausoleums auf dem Steinfußboden.
    Die Jungen gingen zögernd hin. Eine Weile standen sie tatenlos und schweigend da, als ob sie sich nicht trauten, ihn zu öffnen.
    »Es sind lauter kleine Löcher im Sarg«, flüsterte Antonius erstaunt.
    »Das ist geheimnisvoll«, sagte Rufus, »wofür können die sein?«
    »Die sind für die Würmer«, meinte Publius. Mucius raffte sich zusammen. »Worauf wartet ihr?« sagte er heiser. »Laßt uns den Deckel

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