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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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nur den Kopf durchstecken und schrie hinter ihm her: ,Halt! Halt! Rufus! Komm sofort zurück!' Aber er kümmerte sich nicht um mich, sondern verschwand im Pinienwald. Nun rannte ich durchs Haus zum Eingang, ließ von Titus aufschließen, wodurch ich noch mehr Zeit verlor, und lief ihm nach. Doch ich konnte Rufus nirgendwo finden."
    „Wann kam er wieder?" fragte Livia.
    „Kr blieb die ganze Nacht weg", erwiderte Rompus schuldbewußt.
    Livia war fassungslos.
    „Die ganze Nacht?" riefen die Jungen erstaunt.
    „Er kam erst morgens zurück, kurz nachdem die Sonne aufgegangen war", sagte Rompus. „Wo ist er gewesen?" fragte Livia angstvoll. „Das weiß ich nicht", erwiderte Rompus. „Er hat sich geweigert, es mir zu sagen. Er sah sehr abgehetzt und übernächtigt aus; er hatte seinen Mantel nicht mehr an, und auch das Geld und die Laterne hatte er nicht zurückgebracht. Aber am meisten erschreckte mich, daß er bis auf die Haut durchnäßt war. Ich überhäufte ihn mit Vorwürfen und verlangte energisch zu wissen, wo er gewesen sei, doch er schwieg hartnäckig. Nur als ich ihm drohte, daß ich zu dir gehen werde, Herrin, wurde er auf einmal sehr aufgeregt, klammerte sich an mich und schrie: ,Dann ist mein Vater verloren!'"
    Livia und die Jungen waren aufs neue verblüfft.
    „Was hat er damit gemeint?" fragte sie.
    „Das weiß ich auch nicht, Herrin", erwiderte Rompus. „Aber er war so ehrlich verzweifelt, daß ich ihm glaubte. ,Du darfst mich nicht verraten!' flehte er mich an. ,Niemand darf wissen, wo ich gewesen bin, selbst meine Mutter nicht. Das würde uns alle ins Unglück stürzen.' Er bettelte so sehr, daß ich schließlieh mein Wort gab, zu schweigen. Wenn ich geahnt hätte, Herrin, was heute nacht geschehen ist, hätte ich bestimmt mein Wort nicht gehalten. Vielleicht hätten wir ihn noch retten können. Ich hätte rechtzeitig mit ihm fliehen können." Er brach mit einer hilflosen Geste ab und starrte düster vor sich hin.
    „Das ist zu spät", sagte Livia. „Ich müßte dich bestrafen, weil du deine Pflicht versäumt hast, aber du hast in gutem Glauben gehandelt. Wir müssen jetzt alle zusammenhalten, um Rufus zu helfen. Leider stehen wir vor vielen Rätseln. Ich begreife vor allem nicht, was mein Mann mit der Sache zu tun haben kann. Wenn wir nur erfahren könnten, wo Rufus heute nacht gewesen ist."
    „Wir sollten Rufus im Gefängnis besuchen und ihn fragen", schlug Antonius vor.
    Rompus schüttelte traurig den Kopf. „Man wird uns nicht hineinlassen", sagte er. „Auch ist es den Gefangenen streng verboten, zu reden."
    „Er wird sich auf dem Minervaplatz versteckt haben", meinte Publius. „Er braucht doch nicht die ganze Nacht dazu, um ,Caius ist ein Dummkopf' an die Wand zu schreiben", widersprach Julius. „Und was bedeuten der verlorene Mantel, die nassen Kleider und das Geld?" fragte Mucius grübelnd. „Mit dem Geld hat er vielleicht die rote Farbe gekauft", sagte Flavius. „Unsinn", sagte Mucius. „Nach Sonnenuntergang ist in Rom kein Geschäft mehr offen."
    „Ich weiß, wo Rufus war", rief Antonius.
    Livia und Rompus blickten ihn erwartungsvoll an.
    „Er ist von einem Räuber überfallen worden", sagte Antonius.
    „Wie?" fragte Livia überrascht.
    Antonius nickte eifrig. „Es ist alles ganz klar. Er ist doch gestern abend allein nach Hause gegangen. Es war dunkel, plötzlich trat ein Räuber auf ihn zu und sagte: ,Geld oder Leben!'"
    „Hör auf!" unterbrach Mucius ihn zornig.
    „Laß ihn ruhig reden", bat Livia. „Vielleicht ist es nicht so dumm, was er meint."
    „Rufus hatte kein Geld bei sich", sagte Antonius, „da warf der Räuber ihn vor "Wut in den Tiber, holte ihn aber raus, weil er dachte, daß Rufus vielleicht zu Hause Geld hat. Er sah nämlich, daß Rufus ein vornehmer Junge ist."
    „Rufus war aber nicht naß, als er abends nach Hause kam, sondern erst am nächsten Morgen", sagte Rompus.
    „Der Räuber warf Rufus in den Tiber, nachdem Rufus zurückgekommen war und ihm das Geld aus der Sparkasse gebracht hatte", fuhr Antonius unbeirrt fort. „Es war ihm aber zuwenig, und er nahm Rufus mit sich und überlegte, was er anfangen könnte, um noch mehr Geld aus ihm rauszuholen."
    „Der Räuber hat dir wohl einen Brief geschrieben?" fragte Publius höhnend.
    Doch Antonius war nicht mehr aufzuhalten. „Der Räuber hat Rufus gezwungen, ,Caius ist ein Dummkopf' an die Tempelmauer zu schreiben", behauptete er kühn.
    Das war den andern zuviel.
    „Und warum, wenn ich fragen

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