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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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darf?" wollte Mucius wissen.
    „Um ihn zu erpressen", sagte Antonius. „Er drohte ihm, ihn anzuzeigen, wenn er nicht am nächsten Tag hunderttausend Sesterzcn brächte."
    „Hunderttausend!" rief Flavius beeindruckt.
    „Woher wußte denn der Räuber von dem Zank zwischen Caius und Rufus?" fragte Julius. „Das hat Rufus ihm erzählt", sagte Antonius. „Warum?" fragte Julius ungeduldig. „Rufus mußte sehr viel reden, um den Räuber bei guter Laune zu halten", erwiderte Antonius.
    „Und wer hat die Schreibtafel bei Xantippus gestohlen?" fragte Mucius.
    „Der Räuber", sagte Antonius. „Rufus hat sich geweigert, den Tempel zu entheiligen."
    Mucius zog die Stirn in Falten. „Ich denke, er hat ihn dazu gezwungen?" „Er wollte, aber er konnte nicht", sagte Antonius. „Und wo war Rufus, während der Räuber bei Xantippus einbrach?" fragte Mucius grollend.
    „Er hat Rufus so lange an einen Baum gebunden", erklärte Antonius. „Alles Blödsinn", sagte Publius. Livia griff vermittelnd ein. „Antonius meint es sicherlich gut", sagte sie freundlich. „Aber glaubst du nicht auch, Antonius, daß Rufus sofort Rompus von dem Räuber erzählt hätte? Er mußte doch irgendwo die hunderttausend Sesterzen herkriegen? Und warum ist Rufus erst am Morgen nach Hause gekommen?"
    Antonius sah sich genötigt, einen Augenblick nachzudenken. Dann sagte er: „Hm, das ist so, der Räuber hat ihn mit in seine Höhle genommen. Er hatte Angst, ihn nachts allein nach Hause gehen zu lassen, weil er vielleicht in die Hände eines andern Räubers gefallen wäre. Das wollte der Räuber nicht, deswegen hat er Rufus erst bei Sonnenaufgang freigelassen. Damit Rufus aber nicht sagt, was der Räuber gesagt hat, hat der Räuber gesagt, daß er Rufus' Vater umbringen wird, wenn Rufus sagt ... "
    „Schluß!" schrieMucius ihn an. „Das versteht kein Mensch mehr!" Antonius verstummte beleidigt. Ihm schien alles ganz klar. Es war nicht seine Schuld, daß die andern so begriffsstutzig waren.
    „Es steckt ein Fünkchen Wahrheit in dem, was Antonius sagt", meinte Livia nachdenklich. „Ich bin auch davon überzeugt, daß Rufus heute nacht in schlechte Hände gefallen ist. Anders kann ich mir sein Benehmen und sein langes Ausbleiben nicht erklären. Irgend jemand hat ihn gezwungen, ,Caius ist ein Dummkopf' an den geheiligten Tempel zu schreiben. Vielleicht, um meinen Mann zu erpressen. Vielleicht stecken sogar unsaubere politische Beweggründe dahinter. "Wenn wir nachweisen könnten, daß Rufus tatsächlich zu dem Verbrechen gezwungen worden ist, muß derStadtpräfekt ihn freilassen. Wir müssen unbedingt versuchen, diesen Erpresser oder wer immer es sein mag zu finden."
    „Ich glaube, daß der Mann, der Xantippus überfallen hat, derselbe ist, dem Rufus in die Hände geraten ist", sagte Rompus. „Es wäre ein zu großer Zufall, wenn diese beiden Ereignisse nichts miteinander zu tun hätten."
    „Wenn wir nur wüßten, wie wir diesen Lumpen erwischen könnten", sagte Livia verzweifelt. „Wir haben nicht den kleinsten Anhaltspunkt, wer es sein mag."
    „Die Kette!" schrie Antonius.
    „Welche Kette?" fragte Mucius.
    „Die Kette, die du in deiner Tasche hast. Sie gehört doch dem Einbrecher", sagte Antonius. „Ach so", murmelte Mucius und zog sie hervor. Livia und Rompus betrachteten sie neugierig. „Eine wertvolle Kette", sagte Rompus. „Hohe orientalische Offiziere tragen solche Ketten an ihren Mänteln." „Vielleicht ist der Räuber ein persischer General", sagte Antonius überlegend. „Er wird einem persischen General den Mantel gestohlen haben", verbesserte Publius.
    „Leider kann uns die Kette wenig nützen", sagte Livia.
    „Ich habe eine Idee!" schrie Mucius.
    „Was?" riefen die andern.
    „Lukos —", sagte Mucius erregt.
    „Lukos?" wiederholten die andern verblüfft.
    „Ja", sagte Mucius. „Er kann doch hellsehen. Wir gehen zu ihm hin, zeigen ihm die Kette, und er sagt uns, wem sie gehört."
    Antonius war begeistert. „Fabelhaft!" schrie er. „Das wird aufregend!" Auch Livia fand Mucius' Idee gut. „Lukos soll wirklich hellsehen können", sagte sie. „Das habe ich auch schon gehört." Doch Julius, Publius und Flavius schwiegen verlegen. „Habt ihr vielleicht Angst?" fragte Mucius. „Oho!" brummte Publius. „Wovor soll ich Angst haben?" sagte Julius und kratzte sich nachdenklich hinterm Ohr. „Ich hab' auch keine Angst", murmelte Flavius hastig.
11. Kapitel
Selbst ein Zauberer sollte nicht mit Schlangen um sich

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