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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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nicht so dumm wie du. Er hat Caius direkt vor der Tür der Villa des Stadtpräfekten abgefangen. Er muß annehmen, daß Caius den Brief von Udo bekommen hat, um ihn Manilius zu zeigen. Deswegen hat der Exgladiator wahrscheinlich mit seinen Freunden in der Nähe gelauert, um das zu verhindern."
    „Woher soll er gewußt haben, daß Caius der Sohn von Vinicius ist, bitte sehr?" fragte Rufus. „Caius hat es doch nicht auf seiner Stirn draufgemalt."
    „Welcher Junge sonst liefe zum Präfekten, wenn es sich nicht um seinen Vater handelte?" erwiderte Julius gereizt. „Du bist dumm, nicht ich", höhnte Publius.
    Julius war verdutzt. „Wieso?"
    „Der Exgladiator hätte ihn ruhig mit dem Brief zum Präfekten gehen lassen können. Manilius ist doch einer der Verschwörer, hat Udo uns erzählt. Der Präfekt steckt mit Pollino unter einer Decke."
    Doch Rufus gab sich noch nicht zufrieden. „Dann erkläre mir, Publius, warum der Exgladiator Caius überfallen und weggeschleppt hat? Warum hat er ihn nichtzum Präfekten gehen lassen?"
    „Ganz einfach", warf Antonius ein. „Der Exgladiator hat Caius als den Jungen wiedererkannt, der ihm den Eimer mit Honig über den Kopf gestülpt hat. Er will weiter nichts als sich an ihm rächen."
    „Der Exgladiator hat gar nicht gesehen, wer ihm den Honig über den Kopf gestülpt hat", widersprach Julius. „Er hatte Caius den Rücken zugekehrt. Nein, der Exgladiator will von Caius nur hören, wo Udo ist. Er will den Brief von Udo haben und ihn selber zum Präfekten bringen, um zu erfahren, wen er umbringen soll, um endlich seine tausend Sesterzen zu verdienen. Er scheint sehr geldgierig zu sein."
    „Ich komme nicht mehr mit! Ich verliere den Verstand", murmelte Rufus.
    „Ich auch", sagte Flavius. „Ich wünschte, Xantippus wäre hier. Die Sache ist hoffnungsloser als das Faß der Danaiden: Alles Wasser, das man hineingießt, fließt durch die Löcher wieder raus."
    Claudia, Tiro und Lysis hörten mit wachsendem Erstaunen den verwickelten Auseinandersetzungen der Freunde Caius' zu. Die Jungen konnten sich immer noch nicht einigen.
    „Die Löcher sind nicht im Faß, die Löcher sind in euren Köpfen", behauptete Mucius herausfordernd.
    „Warum das ?" fragte Julius.
    „Weil der Exgladiator Caius doch gefangengenommen hat, aus Angst, er könnte dem Präfekten den Brief zeigen", fuhr Mucius fort. „Der Exgladiator hat keinen blassen Schimmer, daß der Präfekt einer der Verschwörer ist. Udo hat die beiden Kerle auf dem Friedhof belauscht, erinnert ihr euch nicht? Er hat uns erzählt, daß der Exgladiator den geheimnisvollen Mann, der seine Stimme verstellt hat, fragte: ,Wer bist du eigentlich? Und wer sind die anderen Verschwörer?'"
    „Bei Pluto, du hast recht", ächzte Julius.
    Jetzt mischte sich Tiro ein.
    „Junge Herren", sagte er, „ihr geht alle von falschen Voraussetzungen aus." „Wieso?" riefen die Jungen. „Caius hat den Brief gar nicht bei sich", fuhr er fort. „Bevor wir zum Stadtpräfekten gingen, hatte Caius mir den Brief gegeben. Hier ist er." Er zog ihn aus seiner Tunika hervor und zeigte ihn den Jungen.
    „Warum hast du uns das nicht schon früher gesagt?" rief Julius verärgert. „Junger Herr", erwiderte Tiro, „hat dir schon mal einer mit einem Sandsack auf den Kopf gehauen ?"
    „Nein", gab Julius ehrlich zu.
    „Ich komme jetzt erst langsam zu mir, und mir fiel eben erst ein, daß ich den Brief habe. Ich muß mich entschuldigen bei euch." „Wenn Caius den Brief gar nicht hat, sieht es nicht mehr ganz so düster für ihn aus", frohlockte Rufus.
    „Im Augenblick nicht", sagte Tiro. „Aber leider trifft morgen oder übermorgen der Statthalter Pollino aus Germanien ein. Man weiß, daß er unterwegs nach Rom ist. Pollino ist es, der es auf unseren Herrn abgesehen hat. Unglücklicherweise kennt er auch Caius."
    Claudia schlug die Hand vor den Mund. „Oh, nein!" rief sie aus.
    „Er wird Caius ermorden lassen, damit er unseren Vater nicht warnt."
    Die anderen schwiegen ratlos.
    „Wir müssen Caius aus den Klauen des Ungeheuers befreien, bevor dieser Pollino kommt", sagte Rufus wild entschlossen. „Das ist lieb von dir, Rufus", sagte Claudia. Sie lächelte ihn dankbar an. „Caius befreien ist leicht gesagt", sagte Publius. „Wir wissen doch nicht, wo Caius ist." „Der Exgladiator hat ihn bestimmt bei sich irgendwo im Keller eingesperrt", sagte Rufus. „Sehr geistreich", sagte Julius. „Weißt du vielleicht zufällig auch, wo der Exgladiator wohnt?

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