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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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und Rufus auf ihn. Inzwischen war der Mond hinter einer Wolkenwand verschwunden, und es war finster geworden.
    „Ich hoffe, die Götter stehen Mucius und Antonius bei", sagte Flavius besorgt. „Keine Angst", sagte Publius. „Sie wissen nur zu gut, wie lebensgefährlich die beiden Kerle sind." „Auf zu Xantippus!" befahl Julius. Er war der Unterbefehls haber der Jungen und führte sie an, wenn Mucius nicht da war.
    „Wir sollten bis hundert zählen", sagte Rufus.
    „Ach so, ja", sagte Julius und fing an zu zählen. Er kam nur bis zwanzig. Er verstummte und stand still, wie zu einer Mumie erstarrt. Hinter dem Grabstein stieg eine weißgekleidete Gestalt hoch und drehte langsam den Kopf hin und her.
17. Kapitel
Nur ein Wunder könnte Caius retten
    „Ein Gespenst-!" hauchte Flavius tonlos. „Antonius scheint doch recht gehabt zu haben", murmelte Publius. Das Gespenst zog plötzlich einen Spaten unter dem weißen Tuch hervor, bückte sich und fing an zu graben. „Bei Pluto, das ist kein Gespenst", sagte Rufus. „Es ist einer der Verbrecher, die Gräber ausrauben."
    „So ein Schuft!" stieß Julius hervor. Er schleuderte seinen Knüppel wie einen Speer mit aller Macht nach dem Mann. Der Knüppel fiel dem Räuber vor die Füße. Er richtete sich erschrocken auf, warf seinen Spaten weg und floh, über Gräber und Grabsteine hinweg springend.
    Die Jungen brüllten vor Lachen. „Der denkt, wir sind die Gespenster", sagte Publius schadenfroh.
    „So ein schlauer Hund", sagte Julius. „Er hat sich als Gespenst verkleidet, um seine Kollegen abzuschrecken. Diese Burschen glauben nämlich felsenfest an Hexen und Geister." Er holte sich seinen Knüppel zurück. „So, marsch! Jetzt aber auf zu Xantippus!"
    Xantippus saß im Schein einer flackernden Öllampe angezogen auf seinem Bett und studierte geometrische Figuren, die in einer Papyrusrolle abgebildet waren. Er sprang auf, als seine Schüler hereinplatzten, und ging ihnen zornig entgegen.
    „Bei allen Furien, wo seid ihr so lange gewesen? Warum habt ihr mir nicht gleich Bescheid gesagt, ob ihr Caius noch rechtzeitig abfangen konntet? Ich sitze hier seit fünf Stunden und starre auf meine spitzen Winkel."
    „Wir bitten um Entschuldigung, Meister Xanthos", sagte Julius . „Aber wir sind auf dem Friedhof gewesen. Es war von größter Wichtigkeit."
    „So ? Wolltet ihr euch begraben lassen ?"
    „Wir haben die beiden Verschwörer belauscht", sagte Publius.
    „Seidihrvon Sinnen,euer Lebenaufs Spiel zu setzen ?" schnaubte Xantippus. „Wo sind Mucius und Antonius ?" „Sie verfolgen den Exgladiator", sagte Rufus. „Er hat Caius gefangengenommen und weggeschleppt", sagte Julius.
    Die Jungen sahen Xantippus zum erstenmal erbleichen. „Caius gefangengenommen?" wiederholte er verstört. Er setzte sich und fuhr sich mit zitternder Hand durch seine grauen Haare. „Ihr habt ihn also nicht mehr erreicht ?"
    Julius nickte. Er erzählte, was sie inzwischen erlebt hatten. „Wenn wir von Mucius und Antonius hören, wo der Exgladiator sein Haus hat, wollen wir Caius mit Gewalt befreien", schloß er.
    „Alles dummes Zeug", sagte Xantippus grimmig.
    „Wieso?" fragte Julius, mit den Augen blinkend.
    „Erstens hat der Exgladiator kein Haus. Er ist ein armer Hund, sonst hätte er es nicht nötig, für Geld Leute umzubringen. Er hat wahrscheinlich in irgendeiner Mietskaserne oder einem billigen Wirtshaus ein Zimmer gemietet. Zweitens wird er aus diesem Grunde Caius gar nicht bei sich gefangenhalten, sondern ihn zu irgendeinem seiner üblen Kumpane gebracht haben. Und drittens muß ich euch mit Rücksicht auf eure Eltern strengstens verbieten, daß ihr aufs neue in gefährliche Abenteuer hineinrennt. Euer Versteckspiel auf dem Friedhof war schon töricht genug."
    Xantippus' Strafpredigt wirkte wie eine kalte Dusche auf die Gemüter seiner Schüler.
    „Wir können doch nicht tatenlos herumsitzen und warten, bis Caius durch ein Wunder der Götter gerettet wird?" rief Rufus verzweifelt.
    „Sehr richtig, mein Sohn", sagte Xantippus. „Ihr werdet herumsitzen und warten. Jetzt ist meine Zeit gekommen, energisch einzugreifen. Ich persönlich werde dafür sorgen, daß Caius freigelassen wird."
    „Bei Jupiter!" dachte Julius. „Glaubt Xantippus, selber ein Gott zu sein und Wunder wirken zu können? Nur ein Wunder könnte Caius retten. Oder will Xantippus etwa den fürchterlichen Exgladiator zu einem Zweikampf herausfordern?"
    „Man macht eine Schlange am besten unschädlich, indem man

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