Calendar Girl
mir jetzt nicht verkneifen.
Fokko sackt in sich zusammen, als hätte man die Luft aus ihm rausgelassen. Er weicht meinem Blick aus und schiebt sein kaltes Rührei über den Teller. »Hm«, macht er.
»Und?«
»Der Kalender.« Er sieht mich an, blickt wieder weg. »Ich habe Probleme damit. Die Agentur hat zwei der Bilder nicht akzeptiert, und jetzt habe ich ein Problem, weil mir ein Modell fehlt. Wegen Jennifer. Ich dachte ... dein Foto für den »Düsseldorfer« war der Hammer, und Gudrun meint auch, du würdest hervorragend in den Kalender passen ... für den Juni.«
Ich starre ihn sprachlos an. Mein Gehirn legt eine kurze Sendepause ein. Dann ist das Sprachzentrum wieder online. »Nein«, sage ich.
»Caro, bitte denk mal darüber nach. Die zahlen gut. Du könntest mir mal wieder deinen Mietanteil ...«, er ertränkt den Rest des Satzes hastig in einem großen Schluck Kaffee.
Ich werfe ihm einen mörderischen Blick zu. »Das ist Erpressung«, sage ich. »Fo, das ist unfein.«
Er murmelt eine Entschuldigung, aber das Unglück ist geschehen. Ich runzele die Stirn. Wann habe ich ihm zuletzt meine Miete überwiesen? Das war doch - warte mal - nein, ich habe es ihm bar gegeben, als der Architekt ... verdammt. »Wie viel schulde ich dir?«, frage ich mit zusammengebissenen Zähnen.
»Caro, vergiss es. Ich wollte das nicht sagen. Das war der Restalkohol, nimm es nicht ernst.« Er stottert und stammelt und ich verdrehe die Augen.
»Also gut«, sage ich. »Meinetwegen. Aber man darf mein Gesicht nicht erkennen!« Babbo bringt mich um, wenn er das mitkriegt. Ma wird lachen. Ich seufze innerlich und verspüre eine plötzliche, heftige Anwandlung von Sehnsucht, die Stimme und das Lachen meiner Mutter zu hören. Ich rufe sie nachher an, nehme ich mir vor.
Fokko strahlt mich erleichtert an. »Ich wusste, dass du mich nicht hängen lässt«, sagt er.
Ich erwidere sein Lächeln ein wenig gezwungen und stehe auf. »Wann?«, frage ich schroff.
Sein Lächeln erlischt. »Caro, ich ...« Er schüttelt den Kopf. »Nein. Nein, ich habe dich dazu gezwungen. Du machst es nicht gerne. Danke, dass du mir aus der Klemme helfen willst, aber ich hänge mich lieber noch mal ans Telefon und versuche, jemanden dafür zu finden.«
Ich schnaufe kurz durch. Dann beuge ich mich zu ihm - er ist so groß, dass ich selbst, wenn er sitzt und ich stehe, fast auf Augenhöhe mit ihm bin - und sagte laut und deutlich: »Ich habe ja gesagt. Und ich stehe zu meinem Wort. Du bist mein bester Freund. Was wäre ich für eine Freundin, wenn ich dich genau dann hängen ließe, wenn du mich brauchst?«
Er starrt mich mit offenem Mund an. Dann senkt er den Blick. »Ich hab dich nicht verdient«, sagt er leise.
»Doch«, erwidere ich und bin seltsamerweise gerührt. Aller Ärger über sein bescheuertes Verhalten am gestrigen Abend ist verflogen. »Fo, du hast mir mehr als einmal aus der Patsche geholfen, ich bin einfach mal dran.« Ich gluckse. »Aber eine Bedingung habe ich: Du musst mir haarklein erzählen, wie du Yoshi verdroschen hast.«
Er wird wahrhaftig rot. »Das war keine Ruhmestat«, murmelt er. »Ich schäme mich dafür. Ich bin einfach ausgerastet.«
»Toll«, sage ich und klopfe ihm auf die Schulter. »Schade, dass du kein Foto davon gemacht hast.«
Als ich die Küche verlasse, höre ich ihn hinter mir unterdrückt loslachen.
12
Philipp ist genauso fit wie er aussieht. Ich jage ihn durch seine Übungen und er absolviert sie mit lächelnder Leichtigkeit. Als unsere Zeit um ist, sind seine Haare mäßig feucht und auch die Schweißflecken auf seinem T-Shirt halten sich in Grenzen. Ich sitze am Tisch und mache mir Notizen. »Das nächste Mal nehme ich dich härter ran.«
»Gerne«, erwidert er. Ich blicke auf und mustere ihn misstrauisch. Habe ich da einen zweideutigen Unterton vernommen? Er grinst mich an und blickt so unschuldig, dass es auch schon wieder verdächtig ist. Ich sehe ihn betont finster an und sein Grinsen wird breiter. Er rubbelt sich mit dem Handtuch über die Haare, bis sie wie eine Igelfrisur emporstehen. Er trägt nur noch seine Trainingshose, die ihm locker auf den schmalen Hüften sitzt, und sieht verdammt heiß aus.
Ich lege den Kopf schief. »Woher hast du eigentlich meine Kontonummer?«, frage ich. Ehe ich heute Morgen aus dem Haus ging, ist mir eingefallen, was er gesagt hatte, und ich habe mein Konto gecheckt. Mein Honorar war verbucht.
Er zuckt gleichgültig die Schultern. »Hast du sie mir nicht gegeben?
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