Calendar Girl
lächelnd an. »Caro«, sagt er. »Mensch, Caro.«
»Yoshi«, erwidere ich und schüttele den Kopf. »Du Spinner.«
Er grinst und schiebt seine Hand über den Tisch. Ich zögere. »Nein«, sage ich. »Hör mal, Yamato, du hast mir eine geknallt, dass ich Nasenbluten bekommen habe. Was erwartest du jetzt von mir?«
Sein schuldbewusster Blick spricht Bände. Die Bedienung kommt mit unseren Kaffees, erlöst ihn für einen Moment aus seiner Klemme, er bezahlt und wartet, bis sie wieder außer Hörweite ist. Ich streue Zucker auf meinen Cappuccino und sehe zu, wie er sich auf dem Milchschaum mit dem Kakao vermischt. Dann hebe ich einen Löffel von dem Schaum ab und schiebe ihn in den Mund - alles, ohne Yoshi anzusehen.
»Caro, ich wollte mich längst bei dir entschuldigt haben, für alles«, sagt er leise und eindringlich. »Du hast meine E-Mails nicht beantwortet, deine Telefonnummer geändert, du bist umgezogen und hast allen, die wir kennen, verboten, mir deine neue Adresse zu geben. Du hast im Studio gekündigt. Du stehst nicht im Telefonbuch. Und bei Facebook hast du mich entfreundet.« Er holt tief Luft. »Ich bin kein Stalker, Koibito . Ich habe akzeptiert, dass du mich aus deinem Leben streichen willst. Aber ...« Er verstummt, nur seine hinreißenden Mandelaugen flehen mich weiter stumm an.
Ich trinke einen Schluck Cappuccino und kämpfe gegen alle möglichen Empfindungen an. Ich hätte nie erwartet, dass ich mich immer noch so stark zu ihm hingezogen fühlen könnte. Als er meinen Arm angefasst hat, ist die Berührung wie ein elektrischer Strom direkt in meinen Unterleib geschossen. Ich wechsele unruhig die Sitzposition. »Yoshi«, sage ich sanfter, als ich es beabsichtigt hatte, »nenn mich nicht ›Liebste‹. Du hast mir die Nase blutig geschlagen. Niemand macht das ungestraft mit mir. Niemand.«
Er hält meinen Blick aus. »Ich kann es nicht rückgängig machen«, sagt er. »Es tut mir so leid, dass ich ausgerastet bin.« Er sucht nach Worten, grinst dann schief. »Du hast mir eine volle Kaffeekanne an den Kopf geworfen. Das hat mir die Sicherung durchbrennen lassen.«
Ich kneife die Augen zusammen. Stimmt, den Teil mit der Kaffeekanne hatte ich verdrängt. Nicht, dass ihn das entschuldigen würde. Niemand ohrfeigt Carlotta Danesi! Ich seufze. »Also gut, Entschuldigung angenommen. Dann noch einen schönen Tag.« Ich trinke meinen Cappuccino aus und will aufstehen, aber er packt mein Handgelenk und hält mich fest. »Der Schlägertyp, den du mir auf den Hals geschickt hast, hat mir die Nase gebrochen«, sagt er.
Ich starre ihn groß an, einen Moment lang sprachlos. »Fokko?«, bringe ich schließlich heraus, »Fo hat dir die Nase gebrochen?«
»So ein blonder Riese«, sagt er und lächelt ein wenig gequält. »Ich dachte, er bringt mich um.«
Ich schnappe nach Luft. »Du hast meine Sachen nicht rausrücken wollen«, sage ich mechanisch, während Bilder in meinem Kopf auftauchen, die ich nicht glauben kann. Fokko, der sich prügelt, der jemandem die Nase bricht, ihn bedroht. Mein Fo? Nie im Leben!
»Ich wollte, dass du zurückkommst und wir über alles reden«, erwidert er heftig. »Ich wusste, dass du sonst einfach abhaust und ich dich nie wieder sehe. Verdammt, Caro, ich kenne dich doch. Du läufst weg, wenn dir was nicht in den Kram passt und lässt nie wieder von dir hören!«
Ich schlucke kurz und trocken. Es widerstrebt mir, ihm recht geben zu müssen, deshalb werde ich lieber wütend. »Du hast es nötig«, fahre ich ihn an. »Du hast mich tyrannisiert und bevormundet, mir nachspioniert, mich mit deiner Eifersucht gequält, du hast, du bist ...« Ich schließe die Augen und atme tief durch. Wir sind nicht mehr zusammen, ich muss mich also auch nicht über ihn aufregen. »Yoshi, ich verzeihe dir«, sage ich so ruhig, wie ich es nur hinbekomme. »Es hat nicht geklappt mit uns beiden. Finden wir uns einfach damit ab und gehen weiterhin getrennter Wege. Okay?«
Sein Gesicht ist verletzt. Er lässt mein Handgelenk los - jetzt erst merke ich, dass er es immer noch umklammert gehalten hatte - und lehnt sich zurück. Seine Lippen sind ein schmaler, weißer Strich in seinem sanft gebräunten Gesicht. Ich verspüre eine Aufwallung von Zärtlichkeit, die ich mir nicht erklären kann. »Herrje, Yoshi, warum musste das mit uns so schiefgehen?«, höre ich mich sagen. »Du kannst so ein süßer, aufmerksamer, liebevoller Mann sein ... und so rechthaberisch, tyrannisch und grob. Wenn du nicht so ein
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