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Calendar Girl

Titel: Calendar Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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sein Allerheiligstes verschwunden und das große Töpfeklappern hat begonnen.
    Ich bemerke, dass ich selig vor mich hinlächele. »Ich sollte öfter herkommen.«
    »Das solltest du allerdings.« Danny betrachtet mich und schüttelt auch den Kopf, aber er lächelt. »Sie vermissen dich alle.«
    »Ach was«, sage ich. »Die haben doch viel zu viel zu tun, um mich zu vermissen.« Aber es rührt mich doch.
    Und dann gab es erstmal einen Grappa aufs Haus. Einen? Ich hatte schon einen sitzen, als die Vorspeisenplatte kam. Und jetzt sitze ich satt und zufrieden da, rühre in meinem Espresso und sehe Danny an. Sein Blick ist zärtlich und er hat seine riesige Pranke auf meine Hand gelegt. »Geht es dir gut, Lotta?«, fragt er.
    Ich nicke, voller Überzeugung. »Bestens.«
    Er trinkt seinen Espresso und winkt Elena, ihm noch einen zu bringen. Sie sagt, »Geht klar, Chef«, zwinkert mir zu und bringt die Maschine zum Dampfen.
    »Chef«, wiederhole ich und gluckse. »Lass das Babbo nicht hören.«
    Er grinst und fährt sich durch die kurzgeschorenen Haare. »Ich bin fertig«, sagt er.
    Ich reiße die Augen auf. »Echt? Aber du solltest doch erst im Winter die Prüfung ablegen ... du machst keinen Witz?«
    Er ist stolz, das kann ich sehen. Er wirft sich ein wenig in die Brust. »Ich bin der neue Sous-Chef des Romeo .«
    Ich springe auf und falle ihm um den Hals, knutsche ihn ab und klopfe auf seinem Rücken herum. Die Gäste an den benachbarten Tischen starren uns an, ein paar lachen und prosten uns zu.
    Ich setze mich schnell wieder hin und strahle ihn an. »Danny, ich bin so stolz auf dich. Ich gratuliere dir - oh, Mann, ich hab kein Geschenk für dich!«
    Er hält wieder meine Hand. »Ganz ruhig, Kleine«, sagt er. »Ich weiß doch, dass du ständig pleite bist.«
    Das killt mir kurz die Stimmung. Ich blicke auf die Tischdecke, reibe an einem Saucenfleck herum und seufze. »Ich komme klar.«
    Er nickt. »Ich lass dich ja in Frieden, Lotta. Aber Babbo macht sich Sorgen.«
    »Muss er nicht«, erwidere ich schroff. »Ich komme hervorragend klar.«
    Er nickt mit zweifelnder Miene. »Der Typ, bei dem du wohnst ...«, sagt er langsam, tastend. »Ist das dein Freund?«
    Ich verkneife mir mit Mühe eine richtig bissige Bemerkung. »Lässt du jetzt den großen Bruder raushängen, Danny?«
    Er senkt kurz die Lider, dann sieht er mich wieder an. Ich ärgere mich über meine Reaktion, denn in seinem Blick lese ich nichts als Zuneigung und Sorge. Ich atme tief ein und wieder aus und drücke seine Hand. »Sorry. Ich wollte nicht eklig zu dir sein. Ja, Fo ist mein Freund - aber nicht mehr.«
    Er legt seine Hände auf meine. »Ich habe einen Schrecken bekommen, als er die Tür geöffnet hat. Er sieht Jason ähnlich wie ein Bruder.«
    Eine donnernde, betäubende Stille senkt sich über das Gläserklirren und Besteckklappern, die leise klassische Musik, die gedämpften Stimmen. In meinen Ohren saust es wie Sturmwind. Mein Blickfeld verengt sich, bis ich wie durch ein umgedrehtes Fernrohr nur noch das erschrockene Gesicht meines Bruders sehe, der mich mit aufgerissenen Augen anstarrt. Mein Herzschlag beschleunigt sich, bis ich ihn in den Ohren dröhnen höre wie Voodootrommeln.
    Ich zwinge mich dazu, ganz langsam und tief zu atmen. Das ist nichts als eine Panikattacke, die sollte ich eigentlich hinter mir haben. Es kann mir nichts passieren. Ich sitze im Restaurant meines Vaters, mein starker großer Bruder sitzt mir gegenüber, hinter mir in der Küche steht Ettore mit einem Arsenal von scharfen Messern und ich weiß, dass Gianni eine Pistole in der Kassenschublade hat. Niemand wird kommen und mir wehtun. Niemand.
    »Lotta, es tut mir so leid«, höre ich Dannys Stimme durch das Rauschen in meinen Ohren. »Ich wusste nicht, ich dachte ...« Seine Hände reiben über meine Finger.
    Ich kämpfe mich zurück in die Wirklichkeit. »Alles okay«, sage ich etwas kurzatmig. »Ich hab nur nicht damit gerechnet. Ich habe schon ewig nicht mehr an ihn gedacht.« Nein, das stimmt natürlich nicht. Ich möchte nur, dass dieses Kapitel meines Lebens abgeschlossen ist. Nein, mehr als abgeschlossen: Beerdigt. Tief vergraben. Vergessen.
    »Ich erinnere mich gar nicht mehr daran, wie er ausgesehen hat«, sage ich schroff. »Mag sein, dass da eine Ähnlichkeit ist. Aber Fo ist der liebste, netteste Mensch, den ich kenne. Ich bin froh, dass ich ihn kenne.«
    Danny nickt mit unglücklicher Miene. »Du weißt, dass er wieder draußen ist«, sagt er, aber ich

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